Stefan Klaus war in dieser Trainingswoche doppelt gefordert - als Psychologe und als Stratege. Nach dem unnötigen Punktverlust beim 35:35-Unentschieden seiner TSB-Handballer am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen die SG Hegensberg-Liebersbronn (HeLi) musste der Gmünder Trainer seine Jungs erstmals wieder seelisch aufbauen – und gleichzeitig akribisch auf die nächste Aufgabe in der Württembergliga Süd vorbereiten.
Die werden die Gmünder nur dann lösen können, wenn sie die vogelwilde zweite Halbzeit gegen HeLi mit 23 Gegentoren aus den Köpfen streichen und sich auf ihre zweifellos vorhandenen Stärken besinnen: Am Samstag um 20 Uhr muss der TSB beim TSV Heiningen in der altehrwürdigen Voralbhalle antreten.
Die „Staren“ wie die Ballwerfer aus der handballverrückten Gemeinde zwischen Göppingen und der Autobahn A 8 genannt werden, stehen nämlich in der Tabelle dort, wo eigentlich der Platz des TSB sein sollte. Ganz oben. Alle ihre drei Punktspiele in dieser Saison haben die Heininger gewonnen: 25:24 bei RW Laupheim, 30:21 gegen den TV Gerhausen und zuletzt in einem wahren Krimi 29:28 beim SKV Unterensingen. Damit haben die Staren den ersten Schritt dazu getan, was ihr Trainer Marcus Graf vor der Runde angekündigt hatte: „Wir wollen wieder voll angreifen!“ Die letzte Saison schloss der TSV Heiningen in der Württembergliga auf dem vierten Tabellenplatz ab, die Relegation für die Oberliga wurde nur knapp verpasst.
Dass es den Heiningern nach höheren Handballgefilden dürstet, wird mit dem Blick in die mittlerweile 90 Jahre lange Vereinsgeschichte klar: 1978 begann ein bemerkenswerter Höhenflug – von der Oberliga über die Regionalliga bis hinauf in die 2. Bundesliga. In der Saison 1984/85 kam es sogar zu zwei Punktspielderbys (beide vor jeweils über 4000 Zuschauern in der Hohenstaufenhalle) gegen den großen Nachbarn Frisch Auf Göppingen, der in die Liga 2 zwangszurückgestuft worden war. Drei Jahre lang hielten sich die Staren in der 2. Bundesliga. Heiningens Stärke damals wie heute: eine exzellente Nachwuchsarbeit. 1993 wurde die A-Jugend beispielsweise deutscher Meister.
Seine Zuversicht auf eine erfolgreiche Saison 2018/19 begründet der TSV-Trainer mit der Tatsache, „dass wir dieses Jahr seit Langem nur einen kleinen Umbruch im Team hatten“. Verlassen haben den TSV nur Kevin Brodbek und Niklas Vogl (in die eigene 1b), Timo Gall (verletzungsbedingt) und Kevin Walter aus beruflichen Gründen. Neu dazugestoßen sind Sascha Hartl (von der Turnerschaft Göppingen) und Mike Heim (Doppelspielrecht A-Jugend Frisch Auf).
„Stabilität ist eine wesentliche Voraussetzung, um sich in diesem Jahr in der sehr ausgeglichenen Württembergliga behaupten zu können“, weiß Marcus Graf. Der Heininger Trainer sieht in den drei Oberligaabsteigern TSV Deizisau, SG Lauterstein und TSB Gmünd die Favoriten auf die Meisterschaft, traut aber auch der HSG Langenau/Elchingen, dem SKV Unterensingen und dem TSV Wolfschlugen einen vorderen Platz zu.
Enorme Stabilität bewiesen die Staren besonders bei ihrem Sieg in Unterensingen. Nach glänzendem Start mit einer schellen 6:2-Führung, ließen sie sich auch nicht aus dem Konzept bringen, als der SKV die Partie drehte und nach dem 14:14-Ausgleich mit 20:19 und 24:22 sogar in Führung gingen. Marc Dannenmann und Chris Zöller sowie der starke Keeper Rieker sorgten dann dafür, dass beide Punkte nach Heiningen gingen.
„Wir haben großen Respekt vor dem TSV Heiningen, aber wir wissen auch, dass wir das Potenzial haben, in Heiningen zwei Zähler zu holen“, sagt TSB-Coach Stefan Klaus, der weiterhin auf den am Daumen der Wurfhand verletzten Jan Häfner verzichten muss. In der Vorbereitung auf das Derby am Samstag trimmt Klaus seine Jungs besonders auf ein geschlossenes Abwehrverhalten: „Jeder muss für den anderen kämpfen, und wir müssen uns mal dem Angreifer körperlich stellen, auch wenn es weh tut“, so der Trainer.
Und Klaus weiter: „Vielleicht war der Punktverlust gegen HeLi ein Dämpfer zur rechten Zeit!“ Vorne im Angriff klappte es gegen HeLi über die Außen Wolfgang Bächle (zehn Tore) und Felix Häfner (vier Treffer) recht ordentlich; im Spielaufbau fordert Klaus aber „mehr Geduld und Abgeklärtheit“. Die Zahl der unnötigen und leichtsinnigen Ballverluste soll reduziert werden. Und noch eines wünscht sich der TSB-Coach in Heiningen: „Die Unterstützung unserer Fans. Es ist ja nicht allzu weit nach Heiningen. Gerade in der Voralbhalle herrscht immer eine besondere Atmosphäre.“
Das TSB-Aufgebot: Fabian, Gentile, Bächle, Bojic, Leichs, Naderevic, Kauderer, Prahst, Waibel, Lukas Waldenmaier, Fröhlich, Sos, Petersen, Jonas Waldenmaier, Felix Häfner.