Hieber erkennt „Qualitätsprobleme“

Handball, Oberliga Baden-Württemberg Dritte Heimniederlage für den TSB Gmünd in Folge: Nach dem 29:32 gegen den TV Plochingen wird die Lage am Tabellenende immer prekärer. Jetzt sitzt das Abstiegsgespenst bedrohlich fest auf dem Dach der Großsporthalle. Auch im dritten Heimspiel in Folge konnten es die Gmünder TSB-Oberligahandballer nicht verscheuchen und verloren am Samstagabend auch gegen den TV Plochingen mit 29:32 Toren zwei eigentlich eingeplante Punkte. Im Prinzip war das Strickmuster dieser Niederlage das gleiche wie zuletzt gegen die TuS Steißlingen (33:41) und den TSV Weinsberg (27:32): Guter Start, Durchhänger vor der Halbzeit, rankämpfen – und dann mentaler Einbruch in der Schlussviertelstunde, besonders in der Abwehr.

„Wir müssen wohl erkennen, dass wir doch ein Qualitätsproblem haben“, sagte nach dem Abpfiff ein sichtlich enttäuschter Michael Hieber. Der TSB-Trainer war besonders deshalb niedergeschlagen, „weil wir wieder nicht die Zweikämpfe annahmen und nicht das umsetzten, was wir besprochen hatten“. Die fast resignierende Körpersprache einiger TSB-Akteure zeigte deutlich, was Felix Häfner so erklärte: „Wir halten dem Druck von der Psyche her nicht Stand.“

Die Gründe dafür liegen tiefer. Der Wechsel von Max Häfner zum Bundesligisten TVB Stuttgart und der lange Ausfall von Aaron Fröhlich zu Saisonbeginn schwächten das TSB-Team grundsätzlich mehr als angenommen. Hinzu kam, dass Trainer Michael Hieber verletzungs- oder krankheitsbedingt immer wieder Stammkräfte ersetzten musste. Auch gegen Plochingen fehlte erneut Abwehrchef Christian Waibel, dazu konnte Rückraumspieler Philipp Schwenk wegen einer Zerrung im Wurfarm nicht spielen und Jonas Leinß war wegen großer Rückenschmerzen nicht voll belastbar. „Das alles sind zwar missliche Umstände“, sagt Michael Hieber, der deshalb ständig umstellen muss, doch solche Ausreden sind nicht die Sache des TSB-Trainers: „Dann müssen eben die anderen Spieler Verantwortung übernehmen und an die Schmerzgrenze gehen.“ Das taten die TSB-ler besonders im Abwehrverhalten nicht und das Angriffsspiel leidete am Samstag wieder einmal daran, dass fast alle die Verantwortung für den Torwurf auf Aaron Fröhlich abschoben, anstatt selbst den Abschluss zu wagen.

Mit dem 18-jährigen Yannik Leichs, der am Nachmittag ebenso wie der Plochinger Felix Zeiler noch für die A-Jugend von Frisch Auf Göppingen ein Bundesligaspiel gegen den TV Ostfildern bestritt, begann der TSB die Partie vielversprechend: Den Plochinger Führungstreffer beantworteten Fröhlich (2) und Joans Leinß mit drei Treffern in Folge, Wolfgang Bächle markierte mit einem prächtigen Konter das 4:2. Als Jonas Waldenmaier in der achten Minuten nach einem unglücklichen Zusammenprall behandelt werden musste und die Plochinger Aaron Fröhlich kurz deckten, glichen die Gäste zum 4:4 aus. Unmittelbar davor scheiterte Fröhlich mit einem Siebenmeter an TV-Keeper Wagner. Fröhlich machte diesen Patzer schnell wieder wett und brachte sein Team mit 6:4 in Führung.

Als nach zwei Treffern von Wolfgang Bächle der TSB bis zur 14. Minute auf 8:5 erhöhte, schien der TSB so richtig Fahrt aufzunehmen. Doch statt Selbstbewusstsein zu tanken, begannen beim TSB die Nerven zu flattern: Innerhalb von drei Minuten glichen die Plochinger zum 8:8 aus. Auch durch den erneuten Gmünder Führungstreffer von Sven Petersen ließen sich die Plochinger nicht mehr aus dem Konzept bringen: Konsequent machten sie im Angriff Tempo und packten in der Abwehr kräftig zu – und gingen mit 11:10 und 12:11 in Führung. Nach dem 12:12 durch Fröhlich vermasselten die Gmünder zwei große Chancen zur Halbzeitführung, wobei sich Fröhlich noch eine Zeitstrafe wegen Reklamierens einhandelte. Die Folge: Der TV drehte die Partie auf 12:14, der letzte Treffer ging ins leere Gmünder Tor.

Gleich nach Wiederanspiel erhöhten die Gäste auf 12:15 – an diesem schnellen Rückstand zerbrachen die Gmünder letztlich. Zwar kamen sie in der 36. Minute nach einem Kontertor von Lukas Waldenmaier auf 15:16 heran, doch dann nahm der überragende Henrik Bischof für den TV das Heft in die Hand und traf nach Belieben – die Plochinger zogen auf 15:20 weg. Michael Hieber versuchte zwar mit taktischen Winkelzügen und oft mit dem siebten Feldspieler das Blatt noch zuwenden, doch immer, wenn die Gmünder zum Beispiel beim 20:21 nach 45 Minuten, beim 24:27 oder beim 26:29 auf Tuchfühlung waren, verschenkten sie im Angriff die Bälle und ließen sich von Henrik Bischof düpieren. Die beiden Treffer von Dominik Sos in der Schlussminute waren deshalb nur noch Ergebniskosmetik.

 

So spielten sie: 
TSB Gmünd: Sebastian Fabian (1), Wolfgang Bächle (5), Anis Bojic, Jan Häfner, Yannik Leichs, Aaron Fröhlich (10), Lukas Waldenmaier (1), Felix Häfner, Sven Petersen (3), Jonas Leinß (1), Dominik Sos (8/4), Jonas Waldenmaier.

TV Plochingen: Siemer, Nagel, Bischof (12), Maier (1), Werbitzky (3/2), Weiß (2), Gollmer (3),Haas (1), Seibold (2), Brandner (2), Clement, Fuß (2), Zeiler (4).

Schiedsrichter: Arno Kolbach und Sascha Oestringer (beide SG St. Leon) 
Zuschauer: 500


Stimmen vom Spiel Ich glaube noch an unser Team!

Michael Hieber, TSB-Trainer: „Es hat keinen Sinn, um den Brei herumzureden: Wir haben mittlerweile ein Qualitäts- und ein Mentalitätsproblem. Wer keineZweikämpfe gewinnt, wer nicht konsequent dagegen hält, kann in der Oberliga nicht gewinnen. Wir werden in der Osterpause viel reden müssen – ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine Reaktion und von jedem Spieler die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen. Ausreden wegen Verletzungen zählen für mich nicht. Jetzt wird es schwer für uns. Die restlichen fünf Spiele müssen wir gewinnen. Das ist möglich, daran glaube ich fest.“

Daniel Brack, TV-Trainer: „Ich bin sehr glücklich über diesen verdienten Sieg, mein Team hat eine tolle Moral gezeigt. Wir mussten in den letzten Wochen einige Tiefschläge wegstecken. Heute fehlten drei Stammspieler. Torjäger Marcel Rieger, der nach Horkheim wechseln wird, hat eine Oberschenkelzerrung und von Johannes Hablizel mussten wir uns trennen. Um so schöner, dass wir nun den Klassenerhalt sicher haben“.

Henrik Bischof, 12-facher Torschütze TV: „Wir sind viel gelaufen, haben im Angriff druckvoll gespielt und sind in der Abwehr gut gestanden – das war entscheidend. Wir haben auch mehr Wille gezeigt. Über meine zwölf Tore freue ich mich natürlich“.

Aaron Fröhlich, TSB: „Jetzt haben wir den ultimativen Druck. Ich hoffe, dass sich nun alle zusammenreißen, denn nur gemeinsam können wir noch den Klassenerhalt schaffen.“

Wolfgang Bächle: TSB: „Wir sind zu wenig gelaufen und haben im Angriff nicht das gemacht, was abgesprochen war. Jeder wartet darauf, dass Aaron die Tore macht. Und in der Abwehr bekommen wir keinen Zugriff. Jeder muss mehr wollen“.

Jan Häfner, TSB: „Wir haben nicht klug genug gespielt, Plochingen hat unsere Schwächen gnadenlos ausgenützt.“

Felix Häfner, TSB: „Drei Heimniederlagen nacheinander, wir haben mittlerweile auch ein psychisches Problem.“

Yannik Leichs, TSB: „Die Ansätze in der ersten Halbzeit waren gut, leider konnten wir das Niveau nicht hochhalten.“ -wh-

Dieser Artikel ist am 25.03.2018 erschienen.">© Gmünder Tagespost 25.03.2018 18:01