Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Trotz einer couragierten Vorstellung muss sich der TSB Gmünd beim TVS 1907 Baden-Baden mit 28:34 (13:17) geschlagen geben (Nico Schoch)
Vergeblich hofften die mitgereisten Fans am Sonntagabend auf eine weitere Überraschung des TSB Gmünd im erwartungsgemäß kniffligen Auswärtsspiel beim TVS 1907 Baden-Baden. Die Mannschaft von Trainer Michael Hieber konnte dem Spitzenreiter zwar Paroli bieten, leistete sich aber zu viele einfache Fehler und unterlag folgerichtig mit 28:34 (13:17). Deutlich schwerer wiegt für den TSB allerdings die Verletzung von Torjäger Dominik Sos.
Michael Hieber hatte im Vorfeld von einem "Bonusspiel" für sein Team gesprochen und zugleich gefordert, dass "wir den Score möglichst niedrig halten müssen." Denn schließlich besitzen die Baden-Badener mit durchschnittlich 33 Treffern pro Partie die produktivste Torfabrik ligaweit, angeführt von den beiden Leistungsträgern Christian Fritz (164/58 Saisontore) und Simon Bornhäußer (108/13 Tore). Demgegenüber stand am Sonntagabend eine Gmünder Mannschaft, welche die Fahrt in Rheinebene mit einer ziemlich dünnen Personaldecke angetreten hatten. Weiterhin mussten die TSBler die Ausfälle von Abwehrchef Christian Waibel, Tormann Sebastian Fabian sowie Jonas Leinss verkraften, zudem hatte sich Youngster Yannic Leichs in der vergangenen Woche im Training verletzt. Zu allem Überfluss lag für die beiden bosnischen Neuzugänge Anis Bojic und Belmin Nadarevic noch keine gültige Spielberechtigung vor.
Trotzdem verfolgte Hieber an der Seitenlinie zunächst eine ordentliche Anfangsphase seiner Mannen, Jonas Waldenmaier vom Kreis sowie Dominik Sos aus dem Rückraum bescherten den Gästen sogar eine 2:1-Führung nach fünf Spielminuten. Direkt danach jedoch folgte das Unheil aus Gmünder Sicht: Mithilfe zweier schneller Gegenstöße drehte der TVS den Spielstand, für Sos hingegen war die Partie dann bereits frühzeitig beendet. Nach einem Zweikampf klagte der TSB-Torjäger über Schmerzen am Fußknochen, welche einen Einsatz im weiteren Spielverlauf unmöglich machten. Sein Trainer äußerte sich Spielende außerordentlich besorgt: "Ich will an dieser Stelle keine Diagnose stellen, aber immerhin kann er wieder auftreten", so Hieber. Während die Gmünder angesichts von lediglich neun verbliebenen Feldspielern personell erneut umstellen musste, übernahmen die Hausherren das Kommando und erarbeiteten sich erstmals ein dünnes Polster. Nach knapp einer Viertelstunde drohte beim Zwischenstand von 10:6 der Anschluss verloren zu gehen, Hieber hatte genug gesehen und nahm seine erste Auszeit. "Uns ist mit Sos ein wichtiger Baustein weggebrochen, aber wir haben noch einmal zurückgeschlagen", so sollte der Chefcoach den engagierten Auftritt seiner Mannen lobend erwähnen. Denn die dezimierte TSB-Auswahl stellte sich dem kaltschnäuzigen Tabellenführer mit hohem kämpferischem Engagement, am Spielverlauf sollte sich allerdings nur wenig ändern. In der Offensive setzten Aaron Fröhlich sowie Sven Petersen die wichtigen Akzente und hielten die Stauferstädter mit ihren Treffern im Rennen, während die Teamkollegen zumeist am gut aufgelegten TVS-Tormann Thilo Hafner verzweifelten. Als Folge gelangen den Hausherren alleine im ersten Durchgang fünf lupenreine Kontertore, im stehenden Abwehrspiel hingegen präsentierten sich die Gmünder insbesondere bei den gegnerischen Kreisanspielen extrem anfällig. "Wir haben genau das zugelassen, was den Gegner stark macht", ärgerte sich Hieber. In der ersten Unterzahlsituation kurz vor der Pause brachte er den zusäzlichen Feldspieler, was durch den erfolgreichen Distanzwurf von Hafner jedoch prompt bestraft wurde. Immerhin konnten die Gmünder noch verkürzen, wenige Sekunden vor der Pausensirene nutzte Petersen einen schnellen Gegenstoß zum 17:13-Pausenstand. Unterm Strich lautete die Erkenntnis, dass der TSB trotz Personalproblemen sehr wohl mit dem Favoriten mithalten konnte, doch die zahlreichen einfachen Fehler machten viele gute Ansätze wieder zunichte.
Mit einem guten Start in den zweiten Durchgang schürte die Hieber-Sieben anschließend neue Hoffnung bei den 15 mitgereisten Anhängern. Die erste Glanztat vollbrachte Fröhlich mit einer wichigen Rettungstat in der Defensive, Petersen markierte daraufhin das erste Tor nach der Pause. Basierend auf eine starke Torhüterleistung von Philipp Neukamm mit drei Paraden in Folge hatte der TSB nun seine beste Phase im Spiel und verkürzte auf 20:18, Lukas Waldenmaier vergab freistehend sogar die Chance auf den Anschlusstreffer. "Da hätten wir sie knacken können", meinte Hieber rückblickend und fügte hinzu: "Es ist schade, dass wir das nicht ausgenutzt haben und den entscheidenden Schritt zum Ausgleich nicht machen konnten." Nach dieser kurzen Drangphase trumpften allerdings erneut Baden-Baden auf und lag beim 23:18 nach 41 Minuten wieder deutlich in Front. In der Folgezeit wagte der TSB weiterhin mit viel Kampf und Courage die Aufholjagd, doch entscheidend verkürzen konnte man angesichts von stetigen vier bis sechs Toren Rückstand nicht mehr. Hieber: "Wir waren immer dicht dran, aber nicht entschlossen genug. Der Gegner hat mit Druck weitergespielt und in der Konsequenz ist uns zum Ende hin die Luft ausgegangen." Petersen, der mit insgesamt acht Toren ein starkes Spiel an der Seite von Spielmacher Aaron Fröhlich abgeliefert hatte, resümierte ebenso treffend: "Baden-Baden hat jeden einzelnen Fehler von uns direkt bestraft." Die Grün-Weißen demonstrierte dem TSB die Abgezocktheit eines Aufstiegskandidaten. TV-Coach Ralf Ludwig betonte, dass "wir immer am Drücker waren und im Stile einer Spitzenmannschaft gespielt haben." Das 31:25 vier Minuten vor Spielende bedeutete die vorzeitige Entscheidung, ehe mit Wolfgang Bächle (Pferdekuss) ein weiterer Gmünder den Platz verletzungsbedingt verlassen musste. Die Hausherren blieben bis zur Schlusssirene souverän und verdienten sich den leistungsgerechten 34:28-Heimerfolg. Und so war am Ende genau das eingetreten, wovor Michael Hieber ausdrücklich gewarnt hatte: Die hohe Trefferausbeute des Spitzenreiters, mit der ersatzgeschwächte Gäste an diesem Tag nicht gleichziehen konnten.
Trotz der Niederlage attestierte der TSB-Chefcoach seinem Team einen ordentlichen Auftritt: "Wir haben uns gut präsentiert, waren in unserem Spiel allerdings zu fehleranfällig und haben den Gegner so zu Kontern eingeladen. Es war aber absolut nicht typisch für uns, dass wir so viele freie Würfe vergeben." Hieber musste zugleich das starke Tempospiel von Baden-Baden anerkennen: "Das hat uns permanent unter Druck gesetzt, weshalb uns schließlich die Körner gefehlt haben." Von einem ernsthaften Rückschlag könne jedoch keine Rede sein, auch wenn der TSB in der Tabelle zugleich auf Rang 13 abrutschte. Deutlich schwerer könnte jedoch ein verletzungsbedingter Ausfall von Dominik Sos wiegen. "Wir wissen momentan, was wir können, was wir gut machen und wo wir uns verbessern müssen", betont Hieber im Hinblick auf das wegweisende Heimspiel gegen Liganeuling TuS Steißlingen am kommenden Samstag.
TVS: Hafner (1), Horn – Fritz (8/4), Grimm (6), Bornhäußer (5), Unser (5), J.Henke (2), F.Henke (2), Seiter (2), Schuster (2), Jolibois (1), Wichmann, Koch
TSB: Neukamm – Petersen (8), Fröhlich (6/1), Bächle (4/1), Schwenk (3), J.Häfner (2), F.Häfner (2), Sos (1), J.Waldenmaier (1), Krauß (1), Göth, L.Waldenmaier
Schiedsrichter: Magnus-Otto Enßle, Holger Krieg (JSG Rosenstein)
Zuschauer: 350