Der Turnverein ging bereits in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Weg nach oben: Nach dem Abstieg in die Landesliga 2009 folgte bereits in der folgenden Spielzeit der Wiederaufstieg in die Südbadenliga und 2011 sogar der Durchmarsch in die Viertklassigkeit. Ähnlich wacker wie der TSB hielt sich der mit ebenso bescheidenen Mitteln ausgestattete TVS in den folgenden Jahren in der BW-Oberliga. Beide Teams brachten es bereits auf sieben direkte und zumeist hochspannende Begegnungen mit wechselhaftem Ausgang. Denkwürdig bleiben die ersten Aufeinandertreffen in der Oberliga-Premierensaison des TSB 2014/15, als die Hieber-Sieben zunächst mit einer 28:38-Klatsche nach Hause geschickt wurde und ein 27:27-Remis am drittletzten Spieltag in Gmünd beiden Teams auch rechnerisch zum vorzeitigen Klassenverbleib genügte. Im Jahr darauf, als Sandweier nur knapp dem Abstieg entkam, behielten die Gmünder in beiden Partien mit 32:28 und 31:26 die Oberhand. In der vergangenen Runde siegte der TSB vor heimischer Kulisse souverän mit 31:24, erhielt aber wiederum beim 24:26 Mitte Januar in der Rheintalhalle einen herben Dämpfer für seine damaligen Aufstiegshoffnungen verpasst. Das Hinspiel in der Straßdorfer Römersporthalle konnten die Gmünder wiederum überraschend, aber vollauf verdient mit 30:27 für sich entscheiden. "Wir haben dem Herbstmeister in einem riesigen Kampf zwei Punkte abgenommen, hatten aber auch Glück mit der Ansetzung des Spiels an einem Freitagabend", meint TSB-Coach Michael Hieber rückblickend.
Im Vorjahr gehörten Sandweier (Platz 6) und Gmünd (Platz 4) zu den Überraschungsteams der Oberliga und die bemerkenswerten Erfolge der jüngeren Vergangenheit lassen sich durchaus auf die ähnlich bodenständigen Vereinsphillosophien zurückführen. Es zeigen sich gleich mehrere Parallelen mit dem TSB: Ralf Ludwig als Trainer seit 2015 – und davor viele Jahre Ralf Abele, der den TVS 2011 in die vierte Liga führte – stehen für erfolgreichen Handball und solide Arbeit. Von unrealistischen Höhenflügen träumt man bei den Badenern nicht und ein einstelliger Tabellenplatz ist für beide die realistische Perspektive, wobei allemal manche Überraschung gegen höher eingeschätzte Gegner bejubelt werden können. Auch in Sandweier liegt das Erfolgskonzept darin, gute Spieler aus der Region an sich zu binden und die eigenen Stärken bestmöglich einzusetzen. Der aktuell erfolgreichste Schütze, Linkshänder Christian Fritz, hat inzwischen über 1.000 Tore für den TVS erzielt und bildet gemeinsam mit Jonas Schuster sowie Simon Bornhäußer eine der stärksten Angriffsformationen in der BWOL. "Sie setzen ihre Qualitäten hervorragend um", meint TSB-Coach Michael Hieber anerkennend..
Um neue Sponsoren anzuziehen, folgte im vergangenen Sommer die Umbenennung des Stadtteilclubs in TVS 1907 Baden-Baden. Der Qualität der Mannschaft hat der neue Name offensichtlich nicht geschadet – ganz im Gegenteil sogar. Nach Rang sechs der Vorsaison als bislang beste Platzierung der Sandweierer Oberliga-Historie, präsentierte man sich bereits zu Beginn der neuen Runde in einer glänzenden Verfassung und bezwang unter anderem den Meisterschaftsfavoriten aus Willstätt in einem mitreißenden Derby mit 39:29. Die Auswärtsniederlage beim TSB schockte die Grün-Weißen aber keinesfalls, stattdessen sicherte man sich anschließend in souveräner Manier und dank einer bemerkenswert starken Offensive die Herbstmeisterschaft. Die Daten wirken beeindruckend: Durchschnittlich 33 Tore markiert der TVS pro Ligaspiel, in drei Spielen gelangen über 40 Torerfolge und mit 148 eigenen Treffern führt Christian Fritz die Oberliga-Torschützenliste an. Lediglich gegen Söflingen (27:37) musste das Ludwig-Team in der Hinserie einen herben Rückschlag verkraften, umgekehrt gelangen wertvolle Siege bei den Verfolgern Pforzheim (31:29) und Herrenberg (30:26). Durch einen souveränen 39:23-Heimerfolg über Liganeuling TuS Steißlingen schoss sich der Spitzenreiter am vergangenen Samstagabend bereits für das Rückspiel gegen den TSB warm.
Das gesteckte Ziel des sicheren Klassenverbleibs ist längst erreicht, doch TVS-Erfolgscoach Ralf Ludwig bleibt bewusst demütig: "Das kurzfristige Ziel lautet nun, die Tabellenführung zu verteidigen und das wird alles andere als einfach." Immerhin rangiert der Klassenprimus (30:10 Punkte) derzeit nur knapp vor den Verfolgern aus Pforzheim (29:11) und Willstätt (28:12). Dennoch bietet sich den bodenständigen Badenern eine einmalige Chance, den großen Schritt in die dritte Liga zu gehen – angesichts der Kapazität von knapp 1000 Plätzen in der heimischen Rheintalhalle sowie des ebenso stark wie ausgeglichen gesetzten Kaders scheinen die Voraussetzungen in der Handball-Hochburg Sandweier gegeben. Für das Hieber-Team gilt es derweil, an die Leistung aus dem Hinspiel anzuknüpfen und mit einer kompakten Abwehrleistung dagegenzuhalten – andernfalls bestehen für den TSB beim klar favorisierten Überraschungsteam keinerlei Chancen auf eine Punktgewinn. "Wir haben tatsächlich keinen Druck", betont Michael Hieber, "für uns ist es ein Bonusspiel, in dem wir lernen und schauen wollen, was möglich ist."