Nur ein Akteur stammt nicht aus der eigenen Talentschmiede!

 
Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Die SG Pforzheim/Eutingen hat ihre überregionalen Erfolge vor allem dank der herausragenden Jugendarbeit zu verdanken (Nico Schoch)
 
Auf den TSB Gmünd wartet am Samstagabend (19:30 Uhr) in der heimischen Großsporthalle ein altbekannter und ambitionierter Oberliga-Kontrahent: Nach nur einem Jahr hatte sich die SG Pforzheim/Eutingen im vergangenen Sommer aus der 3.Liga verabschieden müssen und wird in dieser Spielzeit wohl wieder ein gewichtiges Wörtchen im Aufstiegsrennen mitreden können. 
 
Mit der SG Pforzheim/Eutingen kehrte ein bekanntes Gesicht in die BWOL zurück, der direkte Wiederabstieg aus der 3.Liga Süd hätte dabei kaum dramatischer verlaufen können: Im Relegationsturnier verlor die SG das Endspiel mit 23:25 gegen TuS Volmetal. Und es kam noch bitterer: Denn Mitte August zog sich mit dem HSV Norderstedt ein Drittligist aus finanziellen Gründen vom Spielbetrieb zurück - wäre dies bis Ende Juni geschehen, wäre die SG in der 3.Liga verblieben. Mit nur fünf Wochen Pause blieb der SG nur wenig Zeit, um Wunden zu lecken. 
 
Langfristig strebt man auf alle Fälle wieder die 3. Liga an, doch der Saisonauftakt ging mit einer 24:29-Niederlage gegen den TV Willstätt daneben und auch insgesamt verlief die Vorrunde mit 20:10 Punkten trotz Tabellenplatz drei nicht optimal. Enttäuschende Niedeerlagen bei den Abstiegskandidaten in Deizisau (23:29) und Steißlingen (24:31) wechselten sich mit glanzvollen Siegen in Herrenberg (24:19) und gegen Lauterstein (34:20) ab. Doch eine im Lauf der Saison immer stärker wederdende Abwehr soll nun helfen, sich einen der beiden Aufstiegsränge zu sichern. „Wir wollen so lange wie möglich in der Spitzengruppe bleiben und noch etwas zulegen, vor allem auswärts", so äußerte sich Trainer Alexander Lipps. Im ersten Auftritt nach der Winterpause verschenkte die SG im Rückspiel gegen Tabellennachbar Willstätt beim 23:23-Remis einen sicher geglaubten Sieg, hatte man fünf Minuten vor dem Ende doch noch mit 23:19 in Front gelegen. 
 
Im Jahr 2007 ins Leben gerufen, baut die Spielgemeinschaft auf die Handballtradition der beiden 1879 gegründeten Muttervereine TV Eutingen und TB Pforzheim auf. Doch vielmehr wird die Nachwuchsförderung großgeschrieben, so ist die SG auch Heimatvereien der beiden Bundesligaspieler Patrick Groetzki und Bastian Rutschmann. Größter Erfolg war die Meisterschaft der männlichen A-Jugend in der Bundesliga Süd 2012 sowie 2015, jeweils verbunden mit der Teilnahme an den deutschen Meisterschaften. B- und C-Jugend wurden im vergangenen Sommer baden-württembergischer Vizemeister. Auch dass Oberliga-Chefcoach Alexander Lipps zugleich hauptamtlich als Jugendkoordinator im Verein tätig ist, deutet auf den Stellenwert dieser Talentschmiede hin. Derzeit spielen alle Nachwuchsteams in der höchstmöglichen Spielklasse: Die A-Junioren belegen noch vor Frisch Auf Göppingen den vierten Rang in der Bundesliga Süd, die B-Jugend gehört in der BW-Oberliga ebenso zur Spitzengruppe wie die C-Jugend in der Badenliga. „Es dürfte einmalig sein, nicht nur im Bereich Handball, dass man in der Oberliga eine Mannschaft stellt, die nur aus Spielern aus dem eigenen Nachwuchs besteht“, betont der Vorstandsvorsitzende Jörg Lupus voller Stolz. Denn in der ersten Mannschaft findet sich mit dem serbischen Torhüter Mile Matijevic, welcher 2016 vom Altmeister TV Großwallstadt in die Goldstadt gewechselt war, lediglich ein Akteur, der nicht aus dem eigenen Unterbau stammt. 
 
Die SG scheint im Oberliga-Kader den richtigen Mix aus erfahrenen Kräften sowie jungen, aufstrebenden Talenten gefunden zu haben. Angeführt wird das Team von Routiniers wie den beiden Torhütern Matijevic und Petruzzi sowie dem ehemaligen Waiblinger Kreisläufer Ingo Catak. Youngster wie Sandro Münch (22 Jahre, 50 Tore), Max Lupus (21, 41) und Julian Broschwitz (20, 67) gehören längst zu den Leistungsträgern, auch der derzeit beste Torjäger, Rechtsaußen Dominic Seganfreddo (81/46 Tore) ist gerade einmal 24 Jahre jung. Einen besonderen Stellenwert nimmt auch der Pforzheimer Anhang ein: Die 2008 gegründeten "Ultras Eutingen" gehören sicherlich zu den lautesten und auch sympathischten Fans innerhalb der BWOL, welcher ihr Team mit viel Feuer und Leidenschaft von der Tribüne aus anfeuern und bei keinem Auswärtsspiel fehlen. 
 
In mitttlerweile fünf Vergleichen mit der SG ging der TSB erst einmal als Sieger vom Feld: In einem wahren Handballfest in der voll besetzten Großsporthalle konnte die Hieber-Sieben im April 2016 den späteren Aufsteiger mit 28:26 niederringen. An die drei zurückliegenden Gastspiele in der Goldstadt hat man jedoch schlechte Erinnerungen: In der Oberliga-Premierensaison unterlag der TSB auswärts mit 23:30 und verlor zudem Torjäger Dominik Sos aufgrund einer schwerwiegenden Wirbelverletzung, ein Jahr darauf unterlag man ebenso deutlich mit 29:35. Im Hinspiel Mitte September lagen die Gmünder in der 2000 Plätze fassenden Bertha-Benz-Halle zur Pause mit 11:10 in Front, auch dank eines stark aufgelegten Philipp Neukamm im Tor. Lediglich vier Treffer im zweiten Durchgang verhinderten dann allerdings die Sensation, so dass sich die Hieber-Sieben letztlich unter Wert mit 15:23 geschlagen geben musste. Auch im Rückspiel gilt der TSB gegen einen ebenso ambitionierten wie auch stark besetzten Kontrahenten zumindest auf dem Papier als Außenseiter, darf sich an einem guten Tag und vor heimischer Kulisse aber sicherlich Chancen auf einen Überraschungserfolg ausrechnen. 
 
Nächstes Auswärtsspiel: TSG Söflingen – TSB Gmünd am Sonntag, 28.Januar um 17 Uhr (Sporthalle Kuhberg, Ulm-Söflingen)