Der Auftakt zu den Wochen der Wahrheit

 
Handball, Baden-Württemberg Oberliga: Zum Jahresauftakt will sich der TSB beim Liganeuling Neckarsulmer Sport-Union für die Hinspielniederlage revanchieren (Nico Schoch)
Tabellenschlusslicht gegen Drittletzter, das schwächste Heimteam gegen die schwächste Auswärtsmannschaft: Mit einem ersten wegweisenden Kellerduell startet der TSB Gmünd am Sonntag (18 Uhr, Pichterichhalle Neckarsulm) in die Oberliga-Rückrunde. Nicht zuletzt durch den letztjährigen Aufstieg der NSU-Herren wird der Handball im Unterland immer populärer.
 
Bei der Neckarsulmer Sport-Union, welche zu Jahresbeginn 2009 durch die Fusion der Sportvereinigung Neckarsulm 1946 mit den Sportfreunden Neckarsulm entstanden war, stehen im Handball zumeist die Frauen im Vordergrund. Denn das Damenteam geht bereits ins zweite Bundesliga-Jahr in Folge, was für die NSU einer Sensation gleich kommt. Wobei diese Tatsache nicht den Erfolg der Männer schmälert, welche in den vergangenen Jahren ebenfalls mit starken Leistung auf sich aufmerksam machen konnten. 2011 war den Blau-Schwarzen der Württembergliga-Aufstieg gelungen, in der Saison 2012/13 lieferte man sich mit dem TSB Gmünd bereits packende Duelle im Rennen um die Tabellenspitze. Einem hart erkämpften 36:34-Heimsieg der Gmünder folgte damals ein ebenso knapper 29:27-Rückspielerfolg zugunsten der NSU. Bereits ein Jahr darauf konnte sich der TSB für die Oberliga qualifizieren, ebenfalls durch eine nervenaufreibende Relegation folgten die Neckarsulmern im Sommer 2017. Nach sage und schreibe drei Aufstiegsrunden konnte man im Mai 2017 nach 17 Jahren Abstinenz die lang ersehnte Rückkehr in die Viertklassigkeit bejubeln. Im Schatten des dominanten SV Remshalden hatten sich die Blau-Schwarzen die Vize-Meisterschaft in der Württembergliga Nord gesichert und daraufhin zunächst den Zweiten der Südstaffel TSV Zizishausen bezwungen. Einem anspruchsvollen Dreierturnier gegen die namhaften badischen Vertreter TuS Schutterwald und TSV Birkenau folgte das finale Duell mit dem Oberliga-Dreizehnten SG Heidelsheim/Helmsheim. Sowohl im Hin- als auch im Rückspiel behielten die Unterländer eindrucksvoll mit 30:24 sowie 33:27 klar die Oberhand. 
Als Belohnung für diesen erfolgreich bestandenen Kraftakt durfte Neckarsulm erstmals seit der Saison 1999/2000 wieder Oberligaluft schnuppern und hinterließ zugleich einen nachhaltigen Eindruck. Diesen wollte die NSU unbedingt bestätigen, damit die BWOL kein einmaliges Erlebnis bleibt. Trainer Peter Baumann formulierte die Ambitionen ohne jede Umschweife: "Es geht einzig und allein um den Klassenerhalt", betonte der Coach im Vorfeld der Spielzeit, weshalb er auf sein komplett gebliebenes Aufstiegsteam setzt. "Unser Ziel ist es am Anfang so viel wie möglich Punkte zu holen, da haben wir noch den Vorteil haben, der Unbekannte zu sein", betonte Baumann. Bereits am ersten Spieltag der laufenden Oberliga-Runde hatte der Neuling seinen Überraschungseffekt genutzt und beim TSB Gmünd einen 30:27-Erfolg gelandet. Aus Neckarsulmer Sicht war es ein Traumstart und umgekehrt eine Auftaktpartie, an die man in Gmünd nicht allzu gerne zurückdenkt. Ersatzgeschwächte Hausherren konnten an diesem 10.September insbesondere die großgewachsenen NSU-Rückraumspieler Benedikt Baumann, Clemens Borchardt, Fabian Göppele und Henning Tittel nicht unter Kontrolle bekommen, gaben aber trotz eines Sieben-Tore-Rückstands nie auf. "Wir sind nicht in den richtigen Tritt bekommen", resümierte Michael Hieber anschließend. 
In den folgenden Wochen wurde der Sport-Union allerdings die angespannte Personalsituation immer öfter zum Verhängnis. Ohne drei Stammspieler konnte sich das Baumann-Team auch gegen die Spitzenmannschaften aus Herrenberg (25:29) und Willstätt (28:29) teuer verkaufen, rutschte aber dennoch durch sechs Niederlagen in Folge ans Tabellenende ab. Dem Neuling blieb in dieseer Phase lediglich die Erkenntnis, dass er mit den gestandenen Oberligisten durchaus mithalten kann, allerdings nur solange bis sich die Verletzungsmisere mangels Alternativen auf dem Feld bemerksbar macht. Durch die Erfolgserlebnisse gegen die Mitaufsteiger Steißlingen (31:27) und Remshalden (30:30) sowie in Söflingen (28:27) konnte das NSU-Team allerdings wieder aufatmen. Zum Jahresabschluss gelang im Derby gegen die favorisierten Weinsberger nach einem wahren Krimi ein 29:29-Remis – dennoch blieb die NSU mit lediglich 10:20 Punkten das Schlusslicht. 
Im bisherigen Saisonverlauf besuchten stets nur 120 bis 180 Zuschauer die Heimauftritte des unberechenbaren Aufsteigers, obwohl die NSU ähnlich wie der TSB in erster Linie auf die Eigengewächse der Region rund um die Handballhochburgen Flein, Horkheim und Bietigheim baut. Eine Ausnahme in dieser Philosophie stellt Rückraum-Allrounder Clemens Borchardt dar: Der 31-jährige Mecklenburger, welcher bis zu seinem Wechsel in den Süden 2008 für die Zweit- und Drittligisten HC Empor Rostock und Bad Doberan aktiv war, ist mit bislang 72 Saisontreffern erfolgreichster Schütze der NSU. Besonders auf ihn müssen die Gmünder also Acht geben, wenn zu Jahresbeginn am Neckarsulmer Pichterich die Revanche für die bittere Hinspielniederlage gelingen soll. 
Nächstes Heimspiel: TSB Gmünd – SG Pforzheim/Eutingen am Samstag, 20.Januar um 19:30 Uhr (Große Sporthalle Schwäbisch Gmünd)