Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Die Hinrundenstatistiken des TSB Gmünd bieten zahlreiche Verbesserungsansätze (Nico Schoch)
Nach einer durchwachsenen Hinserie verbrachten die Handballer des TSB Gmünd den Jahreswechsel auf dem vierzehnten Tabellenplatz – nach derzeitiger Lage ein direkter Abstiegsrang. Um die Klasse halten zu können, muss sich die Mannschaft von Trainer Michael Hieber in der Rückrunde in zahlreichen Belangen verbessern.
Bereits beim ersten Blick auf die Tabelle fällt auf, dass die BW-Oberliga klar zwiegespalten ist. Zum einen hat sich zwischen dem Tabellenführer TVS 1907 Baden-Baden (22:8 Punkten) und dem Siebten TV Plochingen (18:12) eine dicht zusammengerückte Spitzengruppe gefunden. Neben den hochkarätigen Favoriten aus Pforzheim, Willstätt und Herrenberg mischt überraschenderweise auch der drittplatzierte Liganeuling TV Weilstetten derzeit im Aufstiegsrennen mit. Ebenso eng gestaltet sich die Ausgangslage am unteren Tabellenende: Gerade einmal drei Zähler trennen den achtplatzierten Neuling TuS Steißlingen (13:17) vom Tabellensechzehnten Neckarsulmer SU (10:20). Mitten drin befindet sich der TSB Gmünd als eines von vier Teams mit 11:19 Punkten.
Die Liga scheint ausgeglichen wie nie, es sind weder ein klarer Favorit noch klare Außenseiter zu erkennen. Bestes Beispiel: Der TSB unterlag dem Schlusslicht Neckarsulm mit 27:30, bezwang aber nur vier Wochen darauf den Herbstmeister aus Baden-Baden mit demselben Ergebnis.
Fest steht bereits jetzt, dass den Begegnungen gegen die Mitkonkurrenten aus der hinteren Tabellenhälfte besondere Bedeutung zukommen wird – und gerade diese richtungsweisenden Duelle bestreitet der TSB in der Rückrunde zumeist in fremder Halle. Angefangen mit dem Gastspiel in Neckarsulm (14.Janaur) bis hin zum Saisonfinale in Lauterstein (5.Mai) müssen die Gmünder also an ihrer bislang miserablen Auswärtsbilanz feilen. Punktemäßig ist die Hieber-Sieben das schwächste Team in fremder Halle, in positiver Hinsicht steht lediglich der Sieg in Viernheim zu Buche. Mit den beiden badischen Neulingen Steißlingen und Viernheim kommen im Jahr 2018 lediglich noch zwei direkte Kontrahenten, aber wiederum sechs der sieben Spitzenteams in der Gmünder Großsporthalle. Heißt im Klartext: Der TSB kann sich in der Rückrunde nicht ausschließlich auf seine altbekannte, aber zuletzt etwas vernachlässigte Heimstärke verlassen. Vor heimischer Kulisse mussten die Blau-Gelben zwar lediglich zwei Niederlagen einstecken, dafür aber umso ärgerlichere Punktverluste gegen die Abstiegskandidaten aus Remshalden, Neckarsulm und Lauterstein. Dort ließ der TSB wertvolle Punkte für die "Mission Klassenerhalt" liegen.
Bei manchem Top-Team wiederum hätte die junge Mannschaft mehr verdient gehabt und stand letztlich doch mit leeren Händen da, so beispielsweise beim 26:31 in Herrenberg. Der Tiefpunkt eines an Negativerlebnissen reichen Herbstes war Ende Oktober erreicht: Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen in Folge war die Hieber-Sieben erstmals in ihrer Oberliga-Historie Tabellenschlusslicht. Doch nach insgesamt drei Wochen konnten die TSBler die "Rote Laterne" wieder abgeben – was vor allem an der Rückkehr von Aaron Fröhlich lag. Auf den positiven "Fröhlich-Trend" bauen die Gmünder auch in der Rückrunde, holten sie mit ihrem Spielmacher doch stolze 7:3 Punkte. "Das ist durchaus die Bilanz eines Spitzenteams", bilanzierte Michael Hieber nach dem eher unbefriedigenden 31:31-Remis gegen Lauterstein. Es wäre mehr möglich gewesen – unter dieser Überschrift steht die gewissermaßen die gesamte Gmünder Hinserie.
Ein Akteur ragte rein zahlenmäßig heraus, ist selbst mit seiner persönlichen Ausbeute allerdings noch nicht gänzlich zufrieden: Mit 88/28 Treffern führt Rückkehrer Dominik Sos die interne Torschützenliste an und ist damit zugleich der achtbeste Schütze ligaweit. Ebenfalls treffsicher, aber noch mit Luft nach oben hatten sich Wolfgang Bächle (48/2 Tore), Jonas Waldenmaier (46) sowie Aaron Fröhlich (37/3) gezeigt. Trotz Verletztenmisere konnten derweil sechs Spieler alle 15 Partien absolvierten: Jan Häfner, Jonas Leinß, Jonas und Lukas Waldenmaier, Philipp Schwenk wie auch Dominik Sos waren damit die großen Gmünder Konstanten. Einen oberligaweiten Tiefwert erzielte der TSB übrigens beim Siebenmeterwurf: Von 55 Versuchen wurden 17 (30%) vergeben. Auch der meist zuverlässige Fröhlich weist mit 3 Treffern bei 7 Strafwürfen eine vergleichsweise schwache Quote auf. Ungewohnt hoch wirkt die Anzahl von sieben Roten Karten: Zweimal Waibel, zweimal Sos sowie je einmal Schwenk, L.Waldenmaier und Fröhlich wurden bereits vorzeitig disqualifiziert. Bei den Zeitstrafen liegt wie gewohnt Christian Waibel mit 26 Strafminuten an der Spitze.
"Wir müssen in der Rückrunde auf die Leistungen der vergangenen Spiele aufbauen", fordert Aaron Fröhlich und fügt hinzu: "Wenn wir auf diesen Punkteschnitt aufbauen können, muss uns nicht bange sein. Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin guter Dinge, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden." Die Zuversicht ist trotz aller Rückschläge groß, doch bereits zum Rückrundenauftakt am 14.Januar (17 Uhr) steht dem TSB ein wahres Schlüsselspiel im Abstiegskampf bevor: Als schwächstes Auswärtsteam gastieren die Blau-Gelben beim schwächsten Heimteam der Liga in Neckarsulm. Es wird der Auftakt nicht nur zu den oft zitierten "Wochen der Wahrheit", sondern vielmehr zu einer "Rückrunde der Wahrheit", welche zeigen wird, ob sich der TSB in seiner vierten Oberliga-Spielzeit dort auch unter schwierigsten Bedingungen halten kann.