(Schoch) Handball, Baden-Württemberg Oberliga: Negativerlebnisse, Lichtblicke, Emotionen und das große Ziel Klassenerhalt - Trainer Michael Hieber resümiert die wechselhafte Hinrunde des TSB Gmünd
Die Hinrunde der Gmünder Oberliga-Handballer glich einer Achterbahnfahrt. Mit 11:19 Punkten überwintert der TSB auf dem vierzehnten, dem drittletzten Tabellenplatz. Der Kampf um den Klassenerhalt wird wohl bis zum letzten Spieltag andauern, doch Trainer Michael Hieber sieht bereits einige Lichtblicke und blickt optimistisch auf die Rückrunde.
15 von 30 Spieltagen in der Oberliga Baden-Württemberg sind absolviert und der TSB Gmünd überwintert mit 11 Zählern auf einem Abstiegsrang, wobei der Rückstand zum rettenden Ufer gerade einmal einen Zähler. Die tabellerische Situation ist das eine, den Cheftrainer ärgert rückblickend eines am meisten: "Dass wir zuhause gegen direkte Konkurrenten nur 1:5 Punkte geholt und solche Spiele hergegeben haben, nagt ein bisschen an mir", kritisiert Michael Hieber
"Wir können nicht ganz zufrieden sein, denn wir haben daheim gegen direkte Konkurrenten 1:5 Punkte geholt. Das nagt ein bisschen an mir." Unterm Strich sei man aber durchaus froh über die derzeitige Punkteausbeute, denn "wir haben alles in der Hand", wie Hieber betont.
Alle 15 Begegnungen des TSB im chronologischen Überblick aus der Sicht von Michael Hieber:
-
TSB – Neckarsulmer SU (27:30): "Da waren wir noch nicht so weit, was ich ein Stück weit auch mir selbst anrechne. Im Angriff sind uns die Ideen ausgegangen."
-
SG Pforzheim/Eutingen – TSB (23:15): "Wir haben die erste Halbzeit gewonnen und viele Ansätze haben mich überzeugt. Danach haben wir den Mumm verloren, uns hat der Führungsspieler gefehlt."
-
TSB – TSG Söflingen (33:24): "In dieser Konstellation unser bestes Spiel. Wir haben spielerisch überzeugt, früh getroffen und die Spieler haben an unser Konzept geglaubt."
-
TV Weilstetten – TSB (31:24): "Wir haben uns abkochen lassen, so war nichts zu holen."
-
SG H2Ku Herrenberg -TSB (31:26): "Der Startschuss in die richtige Richtung. Die Mannschaft hat erstmals großen Charakter bewiesen und gezeigt, dass sie Männer sind."
-
TSB – TVS Baden-Baden (29:27): "Wir haben dem Herbstmeister in einem riesigen Kampf zwei Punkte abgenommen, hatten aber auch Glück mit der Ansetzung des Spiels an einem Freitagabend."
-
TuS Steißlingen – TSB (33:24): "Ein ganz schlechtes Spiel. Die Mannschaft hat nicht an sich geglaubt."
-
TSB – SV Remshalden (22:30): "Unser Tiefpunkt. Zu diesem Zeitpunkt war die Hinrunde eigentlich schon misslungen."
-
TSV Weinsberg – TSB (34:27): "Eine knappe und etwas unverdiente Niederlage. Wir sind trotz positiven Ansätzen an uns selbst gescheitert."
-
TV Plochingen – TSB (28:24): "Wir hätten ein bisschen mehr verdient gehabt, hatten aber Pech und die entscheidenden Bälle nicht gemacht. Dort hätten wir mehr mitnehmen können."
-
TSB – TSV Deizisau (25:23): "Ein Kampfsieg. Wir haben noch nicht gut gespielt, mussten aber haben gewinnen und haben das auch getan."
-
Amicitia Viernheim – TSB (27:34): "Unser bestes Spiel gegen einen sehr starken Aufsteiger."
-
TSB – TSV Blaustein (31:27): "Ich hätte mir das Ergebnis ein bisschen deutlicher gewünscht. Wir haben Blaustein wieder ins Spiel gebracht, aber der Aufwärtstrend war wieder klar erkennbar."
-
TV Willstätt – TSB (32:23): "Wir haben gegen eine körperlich starke Mannschaft nicht so dagegengehalten, wie wir uns das vorgestellt haben und dann zurecht verloren."
-
TSB – SG Lauterstein (31:31): "Ein Derby, das für die Zuschauer alles geboten und uns alles an Emotionen und Einsatz abverlangt hat. Gegen einen direkten Konkurrenten war es ein Rückschlag, aber wie wir die zweite Hälfte gedreht haben, war richtig stark von uns. Aber auch nach dem Spiel tue ich mir noch schwer, die Entscheidungen dieser Schiedsrichter zu akzeptieren. Es waren viele krasse Fehlentscheidungen."
Der umstrittene Siebenmeterpfiff zum Abschluss des dramatischen Derbys war nicht nur der Schlusspunkt, sondern in gewisser Hinsicht auch Sinnbild einer durchwachsenen Hinserie mit zahlreichen Höhen und Tiefen aus Gmünder Sicht. Trotz manch bitterer Enttäuschung konnte der TSB-Coach einige positive Aspekte ausmachen. "Philipp Neukamm für mich in menschlicher Hinsicht der größte Lichtblick, wie er seine Rolle als zweiter Torwart aufnimmt", so Hieber. Zugleich habe man mit Kreisläufer Jonas Waldenmaier einen jungen Spieler enorm weitergebracht und auch Jonas Leinss "springt immer wieder in die Bresche, wenn die Mannschaft ihn braucht." Von Neuzugang Dominik Sos hatte sich der Trainer ein wenig mehr erhofft: "Er ist mit 88 Treffern schon unser bester Torschütze und hat sein großes Potenzial bereits angedeutet, aber noch nicht komplett abgerufen."
Insgesamt hält der 40-Jährige fest, dass "alle meine Spieler ihre guten Momente gehabt haben. Wir haben sehr vieles über die Mannschaft gelöst." Ganz klar sei diese Hinrunde jedoch die "Geschichte des Aaron Fröhlich" gewesen. Dass der Spielmacher und Anführer wieder auf dem Platz steht, habe dem Team enormen Auftrieb beschert, wie auch Hieber hervorheben muss: "Aaron ist nach seinem Achillessehnenriss so gut zurückgekommen, wie es keiner erwarten konnte. Nach seiner Rückkehr sind wir zurückgekommen und spielen wieder auf einem sehr ordentlichen Niveau. Mit ihm haben wir 7:3 Punkte geholt, davor nur 4:16 Punkte – das sagt alles aus, ohne die anderen Spieler abwerten zu wollen." Zweifellos befinde sich der TSB jedoch in einer "gewissen Abhängigkeit", nachdem mit Fröhlich sowie Max Häfner im vergangenen Sommer die beiden zentralen Elemente des eigenen Spiels verloren gegangen waren.
Neuverpflichtungen für die Rückrunde schließt Hieber dennoch kategorisch aus und verweist auf seinen breiten Fundus an Talenten. Top-Talent Sven Petersen (19 Jahre) etwa wurde zuletzt immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, auch für den in der zweiten Mannschaften glänzenden Tormann Giovanni Gentile (18) seien Oberliga-Einsätze in Reichweite. Hieber: "Er trainiert wahnsinnig gut und hat eine unglaubliche Entwicklung genommen." Auch auf Yannic Leichs (17), welcher zugleich für die Göppinger Bundesliga-Junioren auf Torejagd geht, hält er große Stücke: "Yannik ist ein sehr intelligenter Spieler und wird in den nächsten Jahren bei uns explodieren", prophezeiht der Coach.
Die fünfwöchige Spielpause über die Feiertage und den Jahreswechsel hinweg will das Trainerduo Michael und Andreas Hieber gezielt nutzen, um neue Varianten in Defensive und Offensive einzustudieren. "Wir haben sicherlich in vielen Punkten Aufholbedarf. Wir werden unser Spiel variabler gestalten, mehr Geschwindigkeit haben und insbesondere in der Abwehrarbeit zulegen", verspricht Michael Hieber und fordert zugleich "mehr Konstanz und Struktur." Unterm Strich sei er auch sehr froh über die erreichten elf Punkte in einer sehr engen und ausgeglichenen Oberliga, zumal "wir in der Rückrunde auf einem ganz anderen Niveau spielen und noch viele Gegner überraschen werden."
Vom Klassenerhalt ist der Gmünder Erfolgscoach weiterhin hundertprozentig überzeugt. Denn: "Wir haben das Potenzial dazu und sind in der Lage, unser Ziel aus eigener Kraft zu erreichen." Damit dies gelingt, erwartet Hieber von seinen Schützlingen, die gleichen Charaktereigenschaften, welche diese im dramatischen Derby gegen Lauterstein präsentiert haben. Der 40-Jährige fordert konkret das "Vertrauen ineinander und den Glauben, an das was wir tun." Von der "unglaublichen Trainingsintensität" ganz zu schweigen, macht es ihm enorme Freude mit seiner jungen Mannschaft. "Es macht unheimlich Spaß, mit diesen Jungs zu erzählen und ich kann über jeden nur positive Geschichten erzählen", so Hieber.
Er selbst will seine letzte Mission auf der Trainerbank unbedingt erfolgreich zu Ende bringen. "Ich habe zuletzt gemerkt, dass ich immer noch das Feuer für diesen Job habe und werden mein Bestes dafür geben, um mit dem Klassenerhalt abtreten zu können", sagt Hieber und fügt bestimmt hinzu: "Ich bin noch nie abgestiegen und werde auch dieses Jahr nicht absteigen."