In einem hitzigen Topspiel beim TSV Weinsberg liegt der TSB Gmünd lange in Führung, doch in der letzten Viertelstunde droht die Niederlage. Die „Jets“ beweisen Moral, schnuppern wenige Sekunden vor dem Ende am Sieg und müssen sich dennoch mit einem 33:33 (18:16) – Unentschieden begnügen.

Sieben Sekunden lang fühlte sich der TSB Gmünd wie der große Sieger eines ebenso spektakulären wie stimmungsvollen Handballabends. Stefan Scholz hatte aus dem rechten Rückraum zum 33:32, dem vermeintlichen Siegtreffer, eingenetzt. Dann aber ließ sich die Gmünder Abwehr im Rückzug noch einmal von den quirligen Weinsbergern überrumpeln. Jonas May brach durch und überwand TSB-Keeper Daniel Mühleisen zum 33:33. Großer Jubel bei den Hausherren und ihren 750 Zuschauern, hängende Köpfe bei den Gmündern.
Dennoch befand Jürgen Rilli hinterher: „Ganz klar haben wir einen Punkt gewonnen in einem für die Zuschauer sehr ansehnlichen, temporeichen Spiel.“ Der Sportliche Leiter des TSB Gmünd verwies darauf, dass seine Mannen noch drei Minuten vor Schluss mit zwei Toren zurückgelegen hatten. Die Moral, sie stimmte erneut und auch die eigene Torausbeute – doch hinten hapert es weiterhin. „Wir haben es leider nicht geschafft, unsere Abwehr zu stabilisieren und haben Weinsberg so immer wieder ins Spiel eingeladen“, legte Rilli den Finger in die Wunde.
Traumstart mit viel Tempo
Denn so dominant wie der TSB in die Partie beim Tabellenzweiten gestartet war, so musste sich das spätere Remis eher wie eine Niederlage anfühlen. Das frühe 1:2 (3.) drehten Jonas Waldenmaier und Scholz mit jeweils zwei Toren auf 5:2 (9.). Nur kurz darauf erhöhte Tom Abt, der erneut glänzend Regie führte, auf 9:4 (15.) und zwang Weinsberg somit zur ersten Auszeit. Tatsächlich erhöhten auch die Gastgeber anschließend das Tempo, womit die Gmünder Abwehr immer wieder auseinandergezogen wurde. Mit drei Toren in Folge brachte der wurfgewaltige Maximilian Zeisler die Weinsberger auf 11:9 (20.) heran.
Doch auch die TSB-Angreifer trafen weiterhin zuverlässig, so dass der Vorsprung bestehen blieb. Niklas Burtsche verwandelte alle fünf Strafwürfe souverän, auch Yannik Leichs wurde immer wieder gut in Szene gesetzt. Beim 17:16 (29.) hatte Zeisler erstmals den Anschluss hergestellt, doch mit der Pausensirene verschaffte Rechtsaußen Wolfgang Bächle den Gmündern wieder etwas Luft. Als Leichs und Abt direkt nach Wiederanpfiff auf 20:16 (34.) stellten, sah es ganz danach aus, als ob der TSB diesen offenen Schlagabtausch in den Griff bekommen würde. Doch der Eindruck täuschte.
Weinsberg dreht spät auf
„Die Sicherheit, die wir uns eigentlich mit guten Abwehraktionen und Ballgewinnen holen wollen, hat uns gefehlt“, so Jürgen Rilli: „Die beweglichen, wendigen Weinsberger Spieler haben uns immer wieder vor Probleme gestellt, die wir nicht mehr lösen konnten.“ Zwei Zeitstrafen gegen Christian Waibel und Abt brachten den TSB zusätzlich aus dem Rhythmus. Nils Eilers glich zum 20:20 (40.) aus – der Wendepunkt. Zwar beendete Burtsche die neunminütige Torflaute, dennoch geriet der TSB erstmals in Rückstand. Bis zum 24:24 (48.) konnten Abt und Leichs umgehend ausgleichen. Doch durch eine schnelle Mitte und einen Konter nach eigenem Ballverlust lagen die Gäste plötzlich sogar mit zwei Toren zurück.
Blaue Karte gegen Weinsberg: Jonas Waldenmaier verletzt
In den letzten zehn Minuten kochten die Emotionen dann hoch: Yannik Leichs hatte mit einem weiten Pass Kreisläufer Waldenmaier auf die Reise geschickt, der vom Weinsberger Din Kandic umgesprungen wurde und mit einer Bänderverletzung vom Feld musste. „Ich unterstelle da keine Absicht, beide gehen zum Ball“, war selbst Rilli verwundert über die harte Entscheidung der Schiedsrichter. Sie stellten Kandic nicht nur direkt vom Feld, mit der blauen Karte droht diesem nun sogar eine Sperre. Ein Rückschlag, von dem sich die Hausherren allerdings nicht beeindrucken ließen. Nachdem Burtsche den folgenden Siebenmeter erneut eiskalt zum Ausgleich verwandelt hatte, war es auf der Gegenseite erneut Zeisler, der den TSV mit 28:26 (52.) in Front warf.
Hitzig und hektisch wurde es, der TSB bewahrte trotz der drohenden dritten Saisonniederlage einen kühlen Kopf. Scholz und Leichs hielten ihr Team im Rennen, der freigespielte Bächle nutzte einen schnellen Gegenstoß zum 30:30 (55.). Dann schnupperte erst Weinsberg am Sieg. Jan Pröllochs stellte die Führung wieder her und holte zugleich eine Zeitstrafe gegen Kai Schäffner heraus. In Unterzahl geriet der TSB mit 30:32 (57.) scheinbar schon auf die Verliererstraße, erzwang aber nochmals eine spektakuläre Wende. Abt ging voran, traf erst selbst und bereitete in der Schlussminute das 32:32 durch Bächle vor. In den letzten 30 Sekunden eroberte der TSB den Ball sofort zurück, jubelte über den vermeintlichen Siegtreffer und musste dann doch die Punkte teilen.
Auch die Konkurrenten patzen
„Ein letztlich gerechtes Ergebnis“, resümierte Rilli und bleibt beim Blick auf die Tabelle weiterhin zufrieden: „Wir haben beim Tabellenzweiten einen Punkt mitgenommen und spielen weiterhin eine gute Rolle in dieser ausgeglichenen Liga.“ Während der drittplatzierte TSB Gmünd (13:5) und der TSV Weinsberg (14:6) dem Klassenprimus HSG Willstätt/Hanauerland (14:4) dicht auf den Fersen bleibt, haben zwei Verfolger Federn gelassen. Die HSG Albstadt (12:6) unterlag zuhause dem TuS Steißlingen mit 33:37, Drittliga-Absteiger TVS Baden-Baden (11:9) unterlag ebenfalls einem Neuling, der SG Heddesheim, mit 25:26. Einen solchen Patzer möchte sich der TSB am kommenden Sonntag (17 Uhr / Römerhalle Straßdorf) gegen den Tabellenletzten TSV Blaustein auf gar keinen Fall erlauben – muss dazu aber endlich wieder seine Abwehr stabilisieren.
TSV Weinsberg – TSB Jets 33:33 (16:18)
TSV: Stefan Koppmeier, Nicolas Koch – Jan Pröllochs (7), Maximilian Zeisler (7), Jonas May (4), Din Kandic (4), Nils Eilers (4/2), Jan Mladkovic (2/1), Manuel Weber (2), Nicolas Ehrlich (1), Samuel Schmid (1), Phillip Brodmann, Dean Köhler, Luca Kazmeier, Tim Titzmann
TSB: Tobias Klemm, Daniel Mühleisen – Tom Abt (8), Niklas Burtsche (7/5), Yannik Leichs (6), Stefan Scholz (5), Wolfgang Bächle (5), Jonas Waldenmaier (2), Andreas Maier, Kai Schäffner, Christian Waibel, Simon Neumaier, Lenny Schwenk, Florian Abele, Stephan Mühleisen, Jonathan Leichs
Siebenmeter: TSV 7/4 – TSB 5/5
Zeitstrafen: TSV 12 Minuten – TSB 12 Minuten
Blaue Karte: Din Kandic (TSV/50./Foulspiel)
Schiedsrichter: Tobias Glöggler, Nikolas Rupp
Zuschauer: 750
(Nicolas Schoch)







































