Als Tabellendritter zu Gast beim Zweiten – den TSB Gmünd erwartet am Samstag (20 Uhr / Weibertreuhalle) der nächste echte Härtetest im Aufstiegsrennen der Regionalliga. Gastgeber TSV Weinsberg ist mit seiner jungen Truppe quasi ein Spiegelbild der steilen Gmünder Entwicklung.

Sechs Siege aus acht Spielen, dazu viele überzeugende Auftritte auf fremdem Terrain – der TSB Gmünd beißt sich auch im zweiten Jahr nacheinander in der Spitzengruppe der Liga fest. Nur die HSG Willstätt/Hanauerland (14:4 Punkte) und der kommende Gegner TSV Weinsberg (13:5) haben bislang mehr Pluspunkte eingeheimst als die „Jets“ (12:4), gleichauf liegt noch der Tabellenvierte HSG Albstadt (12:4). „Wir bekommen selten ein Spiel, das einfach erscheint“, freut sich Trainer Aaron Fröhlich über die aktuelle Serie an Topspielen: „Das einzige Spiel, wo manche dachten, es wird einfach, das haben wir verloren.“ Gemeint ist der Ausrutscher beim Vorletzten TV Plochingen (30:33), auf den die Gmünder aber ebenso überzeugend antworteten wie auf die zweite Saisonniederlage beim ambitionierten VfL Waiblingen (36:41).
Euphorie ist erlaubt – Übermut nicht
Den folgenden Charaktertest gegen die HSG Ostfildern hat der TSB mit 29:28 nervenstark bestanden und damit seinen Rhythmus wieder gefunden. „Einen Schritt in die richtige Richtung“, hatte Abwehrchef Andreas Maier nach dem emotionalen Heimsieg über eine potenzielle Top-Fünf-Mannschaft erkannt. Allerdings verbunden mit der Forderung: „Wir müssen Stück für Stück dafür arbeiten, dass wir wieder die beste Abwehr der Liga werden.“ Die Startbilanz ist gut, aber noch nicht alles läuft perfekt. „Was Teamgeist und Zusammenhalt angeht, macht uns niemand etwas vor“, lobte etwa Linkshänder Stefan Scholz: „Doch es gibt keine Selbstläufer in dieser Liga. Es ist auch viel zu früh, jetzt schon über den Aufstieg zu reden.“

Dass niemand übermütig wird, dafür sorgen nicht nur der Trainer, sondern auch der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Selbstverständlich, dass die konstant starken Leistungen in den vergangenen anderthalb Jahren höhere Erwartungen im Umfeld geweckt haben. Diese Euphorie lässt Rilli gerne zu, nur dürfe sich diese nicht zu sehr auf das Team übertragen: „Wir haben überhaupt keinen Druck. Die Mannschaft ist immer noch ziemlich jung und die Entwicklung steht über allem. Da gehört auch dazu, dass wir mal ein Spiel in dieser ausgeglichenen Liga. Entscheidend ist nur, dass wir auch damit ruhig umgehen.“
Nach jedem Rückschlag stärker zurückgekommen
Wie die Jets dieses bekannte Credo umsetzen, das stimmt den Sportlichen Leiter sehr zufrieden. Den Hauptanteil daran, wie man zurück in den Flow fand, habe der Trainer: „Aaron weiß genau, wie er diese Jungs steuern muss – mal mit klaren Ansagen, mal mit positivem Blick nach vorne.“ Zumal auch die Mischung im Team stimmt. Rückkehrer Yannik Leichs integrierte sich in Rekordzeit, ebenso schnell hat sich Youngster Florian Abele als echte Alternative auf dem rechten Flügel entpuppt. Die beiden A-Jugendlichen Lenny Schwenk und Simon Neumaier sorgen zusätzlich für frischen Wind.

Im Rückraum glänzt Kai Schäffner in neuer Rolle. „Egal, wo er gebraucht wird, er nimmt das brillant an und liefert“, lobt Rilli. Zugleich habe sich Tom Abt noch ein Stück mehr zum „Chef“ auf dem Spielfeld entwickelt, ging mit 23 Toren in den vergangenen beiden Partien. Viel wichtiger allerdings: Es braucht die Stabilität in der Abwehr, wo der Ausfall von Patrick Watzl schmerzhaft spürbar bleibt. So ist der TSB derzeit zum Improvisieren gezwungen, was zumindest in einigen Partien ordentlich funktionierte.
Weinsberg als Spiegelbild des TSB
Eine Top-Leistung auf beiden Seiten des Feldes wird es brauchen, um das nächste Spitzenspiel zu den eigenen Gunsten zu entscheiden. Der TSV Weinsberg, der in der Vorsaison stark von Torschützenkönig Alen Hadzimuhamedovic (gewechselt zum Zweitligisten SG BBM Bietigheim) abhängig und beinahe abgestiegen wäre, verblüfft derzeit die Regionalliga. Ihre ersten beiden Partien hatten die Weinsberger gegen Waiblingen (21:32) deutlich und gegen Ostfildern (33:34) denkbar knapp verloren. Seitdem aber blieb der TSV siebenmal ungeschlagen, glänzte besonders beim 31:24-Heimerfolg über Drittliga-Absteiger Baden-Baden und ließ beim 34:29 in Plochingen zuletzt nichts anbrennen.

Die Parallelen zum TSB sind nicht zu übersehen: Vor einem Jahr hatte Weinsberg aus der Not eine Tugend gemacht, viele langjährige Leistungsträger durch eigene Talente ersetzt. Ein mutiger Weg, der nun belohnt wird. Hinten sorgt der frühere Drittliga-Torwart Stefan Koppmeier für starken Rückhalt, offensiv ragen die Rückraumspieler Nicolas Ehrlich (35 Saisontore) und Maximilian Zeisler (22) aus dem Kollektiv heraus. „Ein Paradebeispiel“, findet Rilli, „wie positiv sich eine Mannschaft entwickeln kann, wenn es innerhalb des Teams passt und man einen Trainer hat, der junge Spieler weiterentwickeln kann.“ Es ist, als würde der TSB in sein eigenes Spiegelbild schauen.
Nur nicht nervös machen lassen
Im Duell zweier junger, hungriger Teams wollen die Gmünder allerdings beweisen, dass sie schon einen Tick reifer sind. Die Zahl ihrer technischen Fehler müssen die Gäste unbedingt weiter reduzieren, um nicht in Weinsberger Konter zu laufen. „Ihre Stärke liegt in der starken ersten und zweiten Welle“, hat Jürgen Rilli beobachtet: „Wir müssen ruhig bleiben und unser Angriffsspiel souverän herunterspielen. Wir dürfen uns da nicht nervös machen lassen.“
Das Topspiel Zweiter gegen Dritter wurde auf der Weinsberger Homepage bereits als „Spiel des Jahres“ betitelt. Auf einen stimmungsvollen Hexenkessel werden sich die Gmünder also einstellen müssen. Doch genau in dieser Atmosphäre fühlen sich die Jets bekanntlich am wohlsten, wie der Sportliche Leiter anmerkt: „Sobald wir in ein Topspiel gehen, dann sind wir voll da. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir in Weinsberg mit ruhiger und sicherer Spielweise bestehen werden.“
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J. Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, L .Schwenk, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)







































