Brisantes Duell unter Freunden: Der TSB Gmünd begibt sich auf ein heißes Pflaster

Beim heimstarken TV Plochingen steht der TSB Gmünd am Samstag (20 Uhr / Schafhausäckerhalle) vor seiner nächsten Herausforderung. Die Ex-TSB-Trainer Michael Stettner und Volker Haiser wollen den favorisierten Tabellendritten kräftig ärgern.

Wahre Handballer-Freundschaften bestehen auch über Vereinsgrenzen hinweg. Noch am vergangenen Samstag packten Stephan und Daniel Mühleisen gemeinsam mit Volker Haiser beim Umzug ihres früheren TSB-Kapitäns Nicola Rascher mit an. Diesen Samstag treffen die beiden Gmünder Leistungsträger und Haiser zum zweiten Mal als Gegner aufeinander. Im Duo mit Michael Stettner hatte Haiser zwei Jahre lang die „Jets“ betreut, nun sitzen beide beim TV Plochingen auf der Trainerbank. Bei aller Rivalität betonen sie: „Wir freuen uns riesig, dass die Jungs vom TSB so einen tollen Job machen. Da gibt es überhaupt keinen Neid.“
 
Nachdem sich TSB-Torwart Tobias Klemm vor Saisonbeginn das Kreuzband gerissen hatte, war es Stettner gewesen, der seinem früheren Schützling einen früheren Operationstermin organisierte. Herzlich wurden die Ex-Trainer auch zum Hinspiel im Oktober empfangen, als sich die Gmünder deutlich mit 37:29 durchsetzten. Die Freundschaft hat also durchaus ihre Grenzen – wenn auch nur für weitere 60 Minuten. Aaron Fröhlich, der beim TSB die Nachfolge von Stettner und Haiser angetreten hat, versucht diese besondere Note ohnehin auszublenden: „Grundsätzlich haben sie die besten Voraussetzungen, um sich auf uns einzustellen. Angst und Bange ist mir deshalb trotzdem nicht.“
Kein Wunder: Fröhlich kann nach 18 Spieltagen die beste Bilanz vorweisen, die es bei den Jets jemals gab. Jene Mannschaft, die vor genau einem Jahr ersatzgeschwächt in der Abstiegsrunde zittern musste, hat sich unter seiner Regie unter den Top Drei festgesetzt. Ein weiteres Jahr in der vierten Liga ist dem TSB längst nicht mehr zu nehmen und jeder weitere Erfolg lässt das mit 30 Punkten gefüllte Konto weiter ins Positive wachsen. „Das wollen wir wahr machen“, sagt Fröhlich, der sein Team auch nach der kurzen Pause zum Jahreswechsel auf einem guten Weg sieht: „Wir wollen von Spiel zu Spiel zeigen, dass wir dieses hohe Niveau halten oder sogar steigern können.“
 
Einen 48:30-Rekordsieg feierte der TSB zuletzt gegen den Abstiegskandidaten Saase3Leutershausen II, der im Nachholspiel am Mittwoch sogar nochmals einen Tick deutlicher mit 25:49 beim TV Bittenfeld II unterging. Überbewerten will Fröhlich diese deutlichen Ergebnisse nicht, betont allerdings: „Wir können jeden unserer Sieg wirklich wertschätzen, besonders wenn er so überzeugend ist.“ Denn Überraschungen sind in der Regionalliga immer noch an der Tagesordnung. Leutershausen II hatte zuvor die favorisierte HSG Albstadt mit 40:35 bezwungen und der TSV Weinsberg, bei dem sich die Gmünder souverän mit 34:25 durchgesetzt hatten, meldete sich mit einem 31:27-Coup beim Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen zurück.
Deshalb warnt Fröhlich immer wieder aufs Neue: „Jedes Spiel geht mit Null zu Null los und wir bereiten uns auf jeden Gegner bestmöglich vor.“ Diese Floskel gilt erst recht für die Fahrt nach Plochingen. Die Neckartäler haben sich im gesicherten Mittelfeld eingependelt, hadern aber mit ihren extremen Leistungsschwankungen. Heftige Pleiten gegen Bittenfeld II (25:37) und bei der HSG Ostfildern (25:36) wechseln sich mit emotionalen Höhepunkten, wie dem 36:35-Derbysieg in letzter Sekunde gegen den TSV Heiningen, ab. „Es braucht einfach doch etwas Zeit so einen Umbruch zu vollziehen und so viele junge Spieler zu integrieren, die ihre Sache aber wirklich gut machen“, so lautet Stettners Zwischenfazit: „Weiter hatten wir immer wieder personelle Probleme. Nichts desto trotz müssen die Ausschläge nach unten abgestellt werden.“
 
Auswärts punktete der TVP bislang nur in Neuenbürg (34:28) und Großsachsen (34:34), gewann umgekehrt vor heimischem Publikum sieben von neun Spielen. Dieses „Heim-Gesicht“ wollen Stettner und Haiser nun wieder zeigen, um ihrem früheren Team ein Schnippchen zu schlagen. Doch sind die Rolle zwischen dem Tabellenneunten und dem Dritten aus Gmünd wirklich so klar verteilt? Für den Gästetrainer steht außer Frage, dass die Plochinger eigentlich zu Höherem berufen sind. „Sie zählen zu einem Mittelfeld an Mannschaften, die vom Spielermaterial und der finanziellen Situation wahrscheinlich vor uns stehen sollten“, wettert Fröhlich: „Diese gute Mannschaft ist aus meiner Sicht meilenweit von dem entfernt, was sie sich vorstellen.“
Eine Darstellung, der von Plochinger Seite aus vehement widersprochen wird. Zwar waren die Blau-Weißen von 2019 bis 2022 in der 3.Liga vertreten, doch mittlerweile werden kleinere Brötchen gebacken. Ein großes Zittern um den Klassenverbleib scheint der TVP auf jeden Fall verhindern zu können und setzt große Hoffnungen in seinen Rückraumhünen Felix Stahl, der nach monatelanger Verletzungspause immer besser in Tritt kommt. „Wir werden uns nicht nur auf ihn konzentrieren“, sagt Fröhlich und nennt den erfahrenen Spielmacher Axel Steffens sowie Torwart Marc Krammer als gegnerische Schlüsselspieler. Mit Yannik Leichs zählt auch ein Gmünder zum Plochinger Aufgebot. Doch der 24-jährige Lehramtsstudent wird wie schon im Hinspiel nicht mitwirken, da er sich noch bis Ende März auf einem Auslandssemester in Madrid befindet.
 
Die Plochinger Schafhausäckerhalle ist traditionell ein heißes Pflaster für den TSB. Dort gewannen die Gmünder im November 2016 zum bislang letzten und überhaupt erst zum zweiten Mal. Damals war es Fröhlich, der mit sieben Toren voranging und sich als Trainer ganz besonders über diese Hinweise freut: „Wir haben in dieser Saison schon viele solcher Negativserien zerschlagen. Das ist unser klares Ziel.“ Wieder mitwirken wird Christian Waibel, der nach der Geburt seines zweiten Kindes eine Trainingswoche ausgesetzt und deshalb gegen Leutershausen II nicht gespielt hatte. Der Routinier wird in der Abwehr dringend gebraucht, da Stephan Mühleisen aus beruflichen Gründen fehlt und Jonathan Leichs krankheitsbedingt nicht trainieren konnte. Rückraumspieler Arian Pleißner ist nach seiner Knieverletzung auf dem Weg der Besserung, aber noch keine Option.
Bei aller Freundschaft stellen sich Gmünder und Plochinger auf einen harten Kampf um die zwei Punkte ein.
 
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Watzl, Waldraff, Bächle, Burtsche, Waibel, Waldenmaier
 
(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg, Archivfoto: Enrico Immer)