Vier Tage vor Weihnachten steigt das absolute Kracherspiel in der Regionalliga. Mit einem Sieg beim punktgleichen TV Bittenfeld II könnte der TSB Gmünd am Freitagabend (19:30 Uhr / Gemeindehalle) seine fast perfekte Vorrunde krönen und den zweiten Aufstiegsplatz für sich alleine beanspruchen.

In einer „normalen“ Saison würden 26:2 Punkte wohl völlig genügen, um in der Tabelle ganz oben zu stehen. Wenn da nicht die Übermannschaft von der SG Köndringen/Teningen wäre, die alle 14 Partien gewonnen hat – darunter auch gegen die beiden einzigen Verfolger TV Bittenfeld II und TSB Gmünd. Nur eine Randnotiz aus Sicht von Aaron Fröhlich, der viel lieber die herausragenden und konstanten Leistungen seiner „Jets“ hervorhebt. „Am Anfang der Saison hätte man uns bestenfalls als graue Maus betitelt“, genießt der Trainer daher umso mehr die veränderte Wahrnehmung.
Besonders eindrucksvoll ist es, wie weit sich das Spitzentrio vom Rest des Feldes abgesetzt hat. Stolze acht Punkte trennen den TSB vom Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen auf Rang vier, gar zehn Punkte beträgt das Polster auf den ebenfalls hochgehandelten TV Willstätt. Das Rennen um die beiden Aufstiegsplätze ist damit längst zu einem Dreikampf geworden – und die Gmünder sind mittendrin. Für Fröhlich ist das weiterhin nur eine Momentaufnahme. Ob sein Team nun als Zweiter oder Dritter in die kurze Pause geht, wird es ohnehin ein frohes Weihnachtsfest geben. „Die Tabelle ist ja ein Ausdruck von dem, was wir Woche für Woche leisten“, bemüht er sich weiterhin um Zurückhaltung: „Wir leiten daraus keine neuen Ziele ab.“

In jedem Fall aber ist das bevorstehende Topspiel schon wie eine vorzeitige Bescherung für die verblüffend starken Gmünder. Während dieser 60 Minuten liegt der Druck eher beim Gegner. Dem TV Bittenfeld II fehlten im Frühjahr lediglich zwei Punkte zum Aufstieg in die 3.Liga. Eine Stufe, die der Unterbau des Stuttgarter Erstligisten spätestens im kommenden Jahr erklimmen möchte. „Alleine schon ihr Einzugsgebiet in der Jugend gibt das her“, findet Fröhlich, „und durch den Anschluss an die Bundesliga schaffen sie es, viele gute Spieler zu halten. In der Breite haben sie den vermutlich besten Kader in unserer Liga. Da fällt es gar nicht so sehr auf, wenn mal ein Spieler fehlt.“
Die Bittenfelder Top-Torschützen Jan-Luca Mauch (104 Saisontore) und Fabian Lucas (80) durften sich bereits auf der großen Bühne beweisen. Zuletzt verstärkte auch Luca Eckert, der Neffe von Ex-TSB-Trainer Dragos Oprea, den ersatzgeschwächten Erstliga-Kader. Rechtsaußen Nico Bacani wurde vor dieser Saison gar mit einem Profivertrag belohnt, half aber weiterhin im Regionalliga-Team aus. Der Gmünder Coach rechnet fest damit, dass die Bittenfelder im Topspiel mit genau dieser Bestbesetzung antreten werden. „Das wäre super“, meint Fröhlich sogar: „An unserer Herangehensweise ändert das gar nichts. Wenn wir unsere Leistung auf die Platte bringen und gewinnen, ist das gegen einige Bundesligaspieler gleich noch schöner.“

In den stets temporeichen Duellen mit den jungen Bittenfeldern zog der TSB allerdings zuletzt viermal nacheinander den Kürzeren. Als der TSB im Mai 2022 letztmals gewann, war Fröhlich selbst der umjubelte Siegtorschütze zum 28:27. Seitdem hat sich der TVB II zum Gmünder Angstgegner entwickelt, im Januar diesen Jahres stand ein deutliches 40:33 auf der Anzeigetafel der Gemeindehalle. „Wir brauchen sicher keinerlei Extramotivation“, ergänzt Fröhlich daher. Immerhin wurden unter seiner Regie schon einige schwarze Serien gebrochen, etwa im Derby gegen den TSV Heiningen.

Von einem möglichen Aufstieg will bei den Jets weiterhin niemand sprechen. „Wir haben weder das Ziel noch den Druck“, betont Fröhlich. Doch um die Bedeutung des Freitagabendduells redet niemand drumherum. „Die ganze Liga schaut auf dieses Spiel“, ist Regisseur Tom Abt überzeugt: „Wir sind nicht nur Freizeitsportler, sondern stecken sehr viel Zeit hinein und wollen uns mit den Besten messen. Bittenfeld gehört zu den Besten, wenn sie nicht sogar die beste Mannschaft der Liga sind.“ Das Selbstbewusstsein ist auch bei Abt maximal, denn auf den Kapitän ist Verlass. Mit zehn Toren führte er sein Team nach einem Vier Tore-Rückstand zu einem 32:27-Heimsieg über die HSG Albstadt. Eine Top-Leistung, ganz nach dem Wunsch seines Lehrmeisters Aaron Fröhlich: „Das wünschen wir uns, ist aber nicht immer zu erwarten. Immerhin sprechen wir weiterhin von einem 22-Jährigen.“
Einzig Torwart Tobias Klemm (Reha nach Kreuzbandriss) und Rückraumspieler Arian Pleißner (Knieverletzung) werden den Jets auf ihrer bislang vielleicht schwersten Mission fehlen. Das Ziel, welches nach 13 Siegen aus 14 Spielen alles andere als forsch klingt, bleibt unverändert. „Wir sind in einer Position, in der wir immer nur an den nächsten Sieg denken“, betont Fröhlich. Mit Blick auf die Tabelle fügt er hinzu: „Die anderen müssen uns erst einmal schlagen, wenn sie uns von da oben verdrängen möchten.“

Der Sieger des Topspiels würde den bislang geteilten zweiten Aufstiegsrang für sich alleine beanspruchen. Ein Wettkampf, dem sich die Gmünder nur allzu gerne stellen. Von der „grauen Maus“ sind sie zum „größten Stein“ im Schuh der ambitionierten Bittenfelder herangewachsen. „Der wollen wir auch weiterhin sein“, sagt der Trainer: „Wir wollen beweisen, dass wir gegen jede Mannschaft gewinnen können.“ Und auf dieser Liste fehlt der TV Bittenfeld II bislang noch.
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Va.Pick Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg, Enrico Immer)