Für den TSB Gmünd ist es inzwischen schon ein gewohntes Bild, sich samstagabends vom mitgereisten Anhang feiern zu lassen. Zehn Siege aus elf Spielen sind die stärksten Leistungen, die der TSB in bald zehn Viertliga-Spielzeiten je vollbracht hat. Jede weitere Jubelstunde bis Weihnachten sei eine „Sensation“, wie Aaron Fröhlich zuletzt meinte. Umso zufriedener war der Trainer, nachdem bei der HSG Ostfildern die nächste Sensation geglückt war: „Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und mit einer super Mannschaftsleistung auswärts nur 25 Gegentore zugelassen.“
Immerhin hatten die Gastgeber zuvor drei Siege am Stück eingefahren, doch der TSB begann im Stile seiner Favoritenrolle total konzentriert. Tormann Daniel Mühleisen parierte gleich den ersten Strafwurf, vorne warfen Patrick Watzl und Andreas Maier ihr Team in Front. Als Spielmacher Tom Abt den langjährigen Bundesligaprofi Manuel Späth gleich zweimal ins Leere laufen ließ und doppelt zum 5:3 (8.) traf, schien die Richtung vorgegeben. Doch die Gmünder taten sich zunehmend schwer gegen den groß gewachsenen Filder-Block, nur ein weiterer Treffer gelang in den folgenden zehn Minuten. „Keine Schande und auch nicht ungewöhnlich“, waren die Probleme im stehenden Angriff aus Trainersicht. Doch dass sein Abwehrspezialist Maier schon in der ersten Viertelstunde zweimal hinausgestellt wurde, war ein schweres Handicap.
In Unterzahl fing sich der TSB erst den Ausgleich ein und geriet dann sogar mit 6:11 (20.) ins Hintertreffen. Linkshänder Stefan Scholz stemmte sich mit purer Wucht dagegen, verzweifelte aber zweimal am Querbalken – symbolisch für diese Phase, in der nichts gelingen wollte. „Ein solches Ungleichgewicht muss man erstmal wegstecken“, wollte Fröhlich seinem Team keine Vorwürfe machen. Zumal die Reaktion nicht stärker hätte sein können: Auf den 0:5-Negativlauf antworteten die Jets mit einem 6:0-Torelauf. Der ruhige Abt führte mit cleveren Assists die Wende herbei, Rückhalt Mühleisen glich aus der Distanz und im Tempo-Gegenstoß traf Watzl zum 13:11 (25.). Innerhalb weniger Momente war der TSB wie verwandelt, dabei standen noch die gleichen Spieler auf dem Feld.
„In Überzahl spielt es sich natürlich leichter und mit unserer 5-1 Deckung haben wir beim Gegner für Unruhe gesorgt“, analysierte Fröhlich. Wobei er sich besonders bei seinem Torwart bedanken musste: „Dani hat uns in dieser schwierigen Phase extrem geholfen.“ Im Angesicht von Mühleisen flatterten bei Ostfildern die Nerven: Felipe Merz ballerte einen Siebenmeterwurf übers Tor, den nächsten Versuch von Jon Gehrung begrub der TSB-Rückhalt lässig unter sich. Auch der Trainer hatte ein glückliches Händchen, der eingewechselte Arian Pleißner erzielte prompt zwei Tore zum 15:12-Halbzeitstand. „Das liegt nicht an mir“, gab Fröhlich das Lob viel lieber an seinen 21-jährigen Rückraumspieler weiter: „Arian hat es nach seiner langen Verletzungspause einfach gut gemacht und seine Qualitäten eingebracht.“
Die Gmünder machten weiter Dampf und erhöhten durch ihren starken Linksaußen Niklas Burtsche, ließen aber kurzzeitig die nötige Konsequenz vermissen. Erneut kamen Burtsche & Co. sechs Minuten lang nicht an HSG-Tormann Sebastian Arnold vorbei, beim 17:18 (40.) war das Spiel abermals auf den Kopf gestellt. „Der Gegner war eben keine Laufkundschaft und hat uns mit seiner Abwehr immer wieder vor Probleme gestellt“, relativierte Fröhlich. Seine Defensive bewies den längeren Atem und eröffnete das Konterspiel, so dass Burtsche den TSB nervenstark zurück auf die Siegerstraße warf. Nach dem 19:19 (42.) lief Daniel Mühleisen vollständig zur Höchstform auf, musste acht Minuten lang nicht mehr hinter sich greifen und läutete mit seinem zweiten Treffer die Entscheidung ein.
Ostfildern setzte konsequent auf einen siebten Feldspieler – und das sollte sich rächen. Der TSB verteidigte aufmerksam und traf beim 24:19 (47.) durch Burtsche zum fünften Mal in den leerstehenden HSG-Kasten. Aus dem Rückraum machte Kai Schäffner den 7:0-Lauf perfekt. Der TSB ließ gar nichts mehr anbrennen, Scholz sowie Stephan Mühleisen hielten das deutliche Polster bis zum 31:25-Endstand. Ganz im Stile einer Spitzenmannschaft eben. „Wir haben die entsprechende Tabellenposition und bringen auch die Leistungen“, will Aaron Fröhlich dieses Thema gar nicht zu hoch hängen: „Dass die Jungs in ihrem jungen Alter diese Leistungen so konstant abrufen, kann man ihnen gar nicht hoch genug anrechnen.“
Nach der harten, aber bestandenen Prüfung auf den Fildern liest sich die Bilanz noch einen Tick besser: Bei 20:2 Punkten teilt sich der TSB weiterhin den zweiten Tabellenplatz mit dem TV Bittenfeld II. So kommt es auch, dass die Gmünder am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) erstmals seit vielen Jahren favorisiert ins stets brisante Derby gegen den TSV Heiningen starten. Obwohl die Heininger beim 30:39 gegen Albstadt zum dritten Mal in Folge verloren und auf Rang sieben abrutschten, zählen sie für den TSB-Trainer nach wie vor zu den „besten vier Mannschaften der Liga“. So viel Rückenwind die Jets auch verspüren, einfach wird auch diese Aufgabe nicht. So wie jede Woche.
HSG Ostfildern – TSB Jets 25:31 (12:15)
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HSG: Sebastian Arnold (1), Moritz Schlemmer – Felipe Soteras Merz (7/1), Daniel Maier (5), Lenny Piskureck (4), Dominik Keim (2), Lukas Lehmkühler (2/1), Janne Böhm (1), Jan Steinfath (1), Roman Fleisch (1), Matts Fischer (1), Jan Gehrung, Manuel Späth, Lukas Aichele, Sebastian Pollich, Laurin HussTSB: Daniel Mühleisen (2), Devin Immer – Niklas Burtsche (8/1), Tom Abt (5), Patrick Watzl (3), Stephan Mühleisen (2), Wolfgang Bächle (2), Andreas Maier (2), Stefan Scholz (2), Arian Pleißner (2), Jonas Waldenmaier (2), Kai Schäffner (1), Christian Waibel, Louis Waldraff, Jonathan LeichsSiebenmeter: HSG 5/2 – TSB 1/1Zeitstrafen: HSG 4 Minuten – TSB 6 MinutenSchiedsrichter: Dominic Mohrlok (SG Pforzheim/Eutingen), Julian Zoller (HC Neuenbürg)Zuschauer: 217(Text: Nico Schoch - Bilder Ralf Watzl)