Mit einer maximal breiten Brust und einem klaren Anspruch fährt der TSB Gmünd am Sonntag (17 Uhr / Mörburghalle) zum Tabelendreizehnten TuS Schutterwald. Der siebte Sieg in Folge soll die persönliche Glückswoche von Trainer Aaron Fröhlich krönen. Dafür wollen die „Jets“ vor allem ihre defensive Stärke ausspielen.
Es sind absolute Freudentage für Aaron Fröhlich. Die Trainerkarriere des einstigen Gmünder Ausnahmespielers hätte nicht erfolgreicher beginnen können. Einen Tag nach dem überzeugenden 30:26-Heimerfolg des TSB über den TV Willstätt erblickte dann Fröhlichs zweite Tochter gesund und munter das Licht der Welt. So sehr der 34-Jährige sein privates Glück derzeit auch genießt: Spätestens am Sonntag gilt der volle Fokus wieder dem sportlichen Höhenflug. Der soll nach sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen noch längst zu Ende sein, wie Fröhlich unterstreicht: „Unserer Entwicklung hilft es natürlich brutal, wenn wir erfolgreich sind. Wenn es nach mir geht, dann stoppen wir unsere Serie nicht so schnell.“
„Seine“ Jungs – eine treffende Bezeichnung, da Fröhlich die meisten von ihnen als Jugendtrainer quasi groß gezogen hat – wirken ohnehin längst nicht satt. Eine enorme spielerische Leichtigkeit hat sich breit gemacht, selbst in schwierigen Phasen lässt sich die junge Gmünder Truppe nicht aus der Ruhe bringen. Ein kolossaler Unterschied zur Vorsaison, als wenige schwache Minuten oftmals ein ganzes Spiel gekostet haben. Der Teamgedanke zeichnet den TSB aus, betont Fröhlich: „Wir gestehen uns gegenseitig auch Fehler zu – weil wir im Wissen sind, dass jeder Mitspieler alles gibt und wir das gemeinsam durchstehen.“
Die Schwächephasen sind kürzer geworden und fallen nicht mehr so schwer ins Gewicht. Was daran liegt, dass die eigene Defensive immer mehr zu einem Prunkstück heranwächst. Der bestandene Härtetest gegen Willstätt sei dafür exemplarisch, so Fröhlich: „Als wir uns offensiv schwer getan und Fehler gemacht haben, bekommen wir trotzdem nicht viele Gegentore und kommen ganz gut über diese Phase hinweg.“ Da spielt es dem Trainer natürlich in die Karten, dass er personell die Qual der Wahl hat. Kreisläufer Stephan Mühleisen präsentiert sich vorne wie hinten in jener bestechender Form, die er bereits vor seiner schweren Schulterverletzung im Dezember 2022 offenbarte. Deutlich cleverer agiert Andreas Maier und handelt sich kaum noch Zeitstrafen ein. Der aus dem Ruhestand zurückgeholte Christian Waibel stabilisiert den Mittelblock gewohnt ruhig und auch Youngster Jonathan Leichs hat sich als echte Alternative entpuppt.
Den Willstätter Angriff hatten Waibel und Maier gemeinsam an die Kette gelegt, nachdem im vorherigen Heimspiel gegen Plochingen (37:29) das Duo Mühleisen & Maier stand hielt. In jeder Konstellation wusste der TSB bislang zu überzeugen und kassierte durchschnittlich nur 25 Gegentore – ein ligaweiter Bestwert. „In der Spitze“, so Fröhlich, habe die Allzweckwaffe Andreas Maier den stärksten Eindruck hinterlassen. Der 23-Jährige nimmt zwar im Angriff eine deutlich kleinere Rolle ein als zuvor. „Das zeigt seine charakterliche Größe“, lobt Fröhlich und erklärt den gemeinsamen Plan: „Ich sehe in ihm nicht den härtesten, sondern einen der absolut besten Abwehrspieler in der Regionalliga. Darauf arbeiten wir hin, das Talent hat er und zieht voll mit.“
Als Nächstes wollen die Gmünder Abwehrstrategen die „Roten Teufel“ aus der Ortenau bändigen. Diesen Spitznamen hat sich der Traditionsverein TuS Schutterwald verpasst, der besonders in eigener Halle sehr unangenehm zu bespielen ist. Dort holte der einstige Bundesligist (1996/97 und 1998-2003) vor zwei Wochen seine bislang einzigen beiden Punkte, gegen den TSV Blaustein wurde ein 8:12-Rückstand in einen 34:29-Sieg gedreht. Die fünf Niederlagen fielen allesamt äußerst knapp aus, dem Tabellendritten VfL Waiblingen unterlagen die Schutterwälder jüngst mit 31:35.
Von der bislang mageren Ausbeute des TuS will sich der Gmünder Trainer deshalb gar nicht blenden lassen. „Wir können nicht von der Hand weisen, dass wir gerade den besseren Lauf haben und das Spiel gewinnen wollen“, nimmt Fröhlich die Favoritenrolle widerstandslos an: „Schutterwald kassiert viele Tore, schießt aber auch selbst viele Tore. Wir wollen wieder in der Abwehr den Grundstein legen.“ Eine Achse sticht bei den Hausherren heraus: Linkshänder Bastian Oesterle (34 Saisontore) hat nach seiner Rückkehr vom Drittligisten HBW Balingen-Weilstetten prompt eingeschlagen, zusammen mit dem erfahrenen Rückraum-Regisseur Kevin Heuberger (33/7 Tore) sucht er immer wieder den starken Kreisläufer Stefan Kofler (29/8 Tore). Eine offensive Abwehrformation könnte das passende Gegenmittel sein, wie Fröhlich durchblicken lässt: „Wir wissen um ihre Stärken, vertrauen aber auf unser eigenes System. Doch letztlich geht es nur um einzelne Anpassungen. “
An der Zielsetzung lässt Fröhlich keinerlei Zweifel. „Ob wir jetzt gegen den Ersten oder den Letzten spielen, macht für uns wenig Unterschied. Wir werden in dieser Saison vermutlich nicht jedes Spiel gewinnen, aber die Chance ist in jedem Spiel da.“ Setzt der TSB seine imposante Serie auch beim Tabellenviertletzten in Schutterwald fort, würde man mit der gleichauf liegenden SG Köndringen/Teningen weiter vorne weg marschieren. Gleichzeitig wären alle Abstiegssorgen, die in der vergangenen Saison so lange auf den Gmündern lasteten, für lange Zeit beseitigt. So weit will Aaron Fröhlich noch gar nicht blicken: „Wir haben einen guten Start hingelegt, nicht mehr und nicht weniger. Unsere Ziele haken wir erst dann ab, wenn es wirklich so weit ist.“ Zuerst gilt es die Pflichtaufgabe zu bewältigen – und dann im Anschluss das Familienglück zu genießen.
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)