Die Entscheidung rückt näher: TSB Gmünd will sich „nicht erneut überraschen lassen“

Handball, Oberliga: Im vorletzten Heimspiel der Saison hat der TSB Gmünd am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) noch eine Rechnung zu begleichen. Gegen den Gruppenvorletzten TSV Deizisau soll der vorletzte Schritt zum Klassenerhalt gemacht werden.

 

Viel Ballast ist von den „Jets“ abgefallen. Der dritte Sieg in Folge, ein 27:26 beim favorisierten TVG Großsachsen, war ein gewaltiger Schritt hin zu einer zehnten Saison in der Oberliga Baden-Württemberg, die künftig Regionalliga heißen wird. Da Verfolger TSG Söflingen allerdings überraschend deutlich mit 42:31 gegen den Gruppenersten TSV Weinsberg gewann, ist in den verbleibenden drei Partien der Abstiegsrunde weiterhin Dampf auf dem Kessel.

 

Die Gmünder (19:11 Punkte) haben genau fünf Mannschaften hinter sich gelassen, gegenüber Söflingen (17:13) und dem TuS Schutterwald (14:16) wissen sie zudem den direkten Vergleich auf ihrer Seite. „Für Schutterwald können wir den Abstand nun uneinholbar machen“, peilt Co-Trainer Volker Haiser den nächsten Schritt an. Selbst für den „Worst Case“ ist der TSB bestens gerüstet. Ob es statt vier sogar fünf Absteiger aus der Oberliga geben wird, entscheidet sich in der 3.Liga. Dort liegt HBW Balingen-Weilstetten II (18:34 Punkte) weiterhin vor HT München (13:39) am rettenden Ufer. Sollte also Balingen vorzeitig den Drittliga-Verbleib perfekt machen oder Oberligist Söflingen beim Schlusslicht Herrenberg unterliegen, wäre der TSB mit einem Sieg am Samstagabend rechnerisch schon gerettet.

 

Wobei sich Haiser mit den ganzen Eventualitäten gar nicht groß beschäftigen möchte. „In den vergangenen drei Wochen haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, will der 58-Jährige diesen Aufwärtstrend bis zum Saisonende bestätigen. Für einen Tick Extramotivation sorgt der kommende Gegner. Denn das Hinspiel beim TSV Deizisau war für den TSB ein Tiefpunkt, sportlich wie emotional. Das enttäuschende 32:32-Remis vor knapp einem Monat habe rückblickend aber auch eine ganze Menge bewegt, findet Haiser: „Das hat uns zum Nachdenken gebracht. Wir hatten einige Turbulenzen im Umfeld und haben deshalb dann viele Gespräche innerhalb der Mannschaft geführt. Daraus haben wir eine Reaktion provoziert, die sich in den drei Siegen danach gezeigt hat.“

 

Deizisaus direkter Wiederabstieg ist längst besiegelt. Dennoch beeindruckt es auch die Gmünder, mit welchem Engagement der abgeschlagene Vorletzte immer noch zu Werke geht. „Den Willen kann man ihnen nicht absprechen“, zollt Haiser viel Respekt dafür, „dass sie in dieser schwierigen Situation immer noch Lust haben und sich nicht ergeben. Das ist aller Ehren wert.“ Ganz nah dran am ersten Saisonsieg war der TSV zuletzt gegen den TuS Schutterwald, unterlag aber in letzter Sekunde mit 31:32 und hat somit weiterhin erst drei Unentschieden auf der Plusseite stehen. Die Tatsache, dass sie nichts mehr zu verlieren haben, scheint Deizisau ganz besonders gefährlich zu machen.

 

Den Gmündern ist es nur allzu gut in Erinnerung, dass die vermeintliche Pflichtaufgabe alles andere als ein Selbstläufer sein wird. Mit dem Tempo, welches die beiden Außen Yannik Taxis (103/69 Saisontore) und Moritz Friedel (46) als zehnfacher Torschütze im Hinspiel vorantrieben, kam der TSB überhaupt nicht zurecht. Gewarnt sei man auch vor dem „sehr mannbezogenen“ Rückraumspiel des Gegners, wie der Co-Trainer bemerkt: „Das sind die Dinge, die uns sehr wehgetan haben. Doch dieses Mal werden wir uns davon nicht so leicht überraschen lassen.“


Immerhin haben die Jets ihr großes Ziel dicht vor Augen und wollen sich mit zwei Heimsiegen von ihrem treuen Publikum verabschieden. Wenn das gelingt, winkt dem TSB sogar noch ein Sprung unter die „Top Vier“, die gerade einmal drei Zähler entfernt liegt. „Diese Abstiegsrunde ist für mich eine Art Klassengesellschaft“, stellt Haiser fest: „Es zeigt deutlich auf, wo die Mannschaften ihre Grenzen haben. Wir wollen schauen, was noch möglich ist und vielleicht ein Plätzchen nach oben klettern.“

 

 

Eine ausgedehnte Siegesserie, das würde auch die ohnehin gute sportliche Bilanz des scheidenden Trainerduos weiter aufbessern. Sowohl für Michael Stettner als auch Volker Haiser ist es keinesfalls ein Makel, dass der Vorjahresneunte im neuen Modus in die Abstiegsrunde rutschte. „Die Konstanz hat uns ein wenig gefehlt“, wagt Haiser eine erste Analyse: „Nichtdestotrotz sind wir stolz, dass wir viele Ausfälle während der Saison weggesteckt haben. Wir sind nie auf einem Abstiegsplatz gestanden und konnten immer aus eigener Kraft die Liga halten. Das ist schon eine gute Leistung.“

 

Noch muss das große Abschiednehmen – auch von Kapitän Nicola Rascher, der zu seinem Heimatverein TSV Bartenbach zurückkehren wird – warten. Oberste Priorität hat die Wiedergutmachung gegen Deizisau. „Wenn es wie erwartet nur vier Absteiger werden, können wir jetzt schon den Deckel drauf machen“, hofft Volker Haiser. Spätestens im kommenden Auswärtsspiel bei der SG Heidelsheim/Helmsheim am 04.Mai soll das Zittern dann endgültig beendet sein.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen (?), Christian Waibel

 

(Nico Schoch)