Handball, Oberliga: Dritter Sieg in Folge für den TSB Gmünd. Beim TV Germania Großsachsen reißen die Jets vor der Halbzeitpause das Ruder herum und setzen sich letztlich souverän durch, auch wenn das 27:26 (14:11) – Endresultat etwas anderes vermuten lässt.
Der Oberliga-Verbleib liegt für den TSB nur noch zwei weitere Siege entfernt. Die Chancen könnten kaum besser stehen, denn nach dem Durchhänger im März haben längst alle Spieler den Ernst der Lage verinnerlicht. Das wurde mit dem dritten Sieg nacheinander belohnt, bei dem man laut Trainer Michael Stettner „das Glück auch endlich einmal erzwungen“ habe. Mit großem Engagement hatten die Gmünder bereits zuvor gegen Heidelsheim/Helmsheim (38:25) und Söflingen (35:29) überzeugt, die Abwehrleistung hingegen wird von Woche zu Woche immer zu stabiler. „Und das ist der Schlüssel zu allem“, hatte Stettner vorab prophezeit.
Die beinahe gesicherten Großsachsener legten durch ihren Spielmacher Jonas Schneider zwar die erste Führung vor, doch der TSB hielt engagiert dagegen. Kai Schäffner, seit seinem Debüt im Januar eine echte Belebung für den Gmünder Rückraum, warf die Gäste mit 4:3 (8.) erstmals in Front. Das Spielglück wog hin und her, bevor Großsachsen beim 8:10 (21.) erstmals zwei Tore vorlegte. Für die Gäste bedeutete das aber keinesfalls einen Nackenschlag, sondern vielmehr den Startschuss zum Umschwung.
Linkshänder Stefan Scholz nutzte seine erste Chance eiskalt für den Ausgleich, Tom Abt blieb von der Siebenmeterlinie cool und Andreas Maier tankte sich gleich zweimal nacheinander entschlossen durch. Nachdem Patrick Watzl den 14:11-Pausenstand markierte, war der Gmünder Coach aber dennoch nur bedingt zufrieden. „Wir haben uns viel zu wenig für unsere starke Abwehr und das sehr gute Gegenstoßspiel belohnt“, bemängelte Stettner die zahlreichen Fehlwürfe.
Auch in der zweiten Hälfte überragten auf beiden Seiten die Torhüter. Waren sich Großsachsens Leon Hoblaj und der Gmünder Daniel Mühleisen zuvor auf Augenhöhe begegnet, so zog der Beachhandball-Nationaltorwart des TSB den Hausherren nun vollends den Zahn. Bis zum Spielende brachte es Mühleisen auf herausragende 20 Paraden. Die Eigengewächse Abt und Watzl hielten den Vorsprung aufrecht, den Kapitän Nicola Rascher sogar auf 19:15 (36.) ausdehnte.
Vorzeitig absetzen konnten sich die Gmünder dennoch nicht, weil die eigene Chancenverwertung weiterhin mäßig blieb. Doch immer wenn TVG-Keeper Hoblaj im Weg stand, dann hielt prompt wieder Mühleisen dem TSB den Rücken frei. Gerade als sich die Nordbadener herantasteten, ließ der 27-Jährige im Siebenmeterduell den sonst so treffsicheren Simon Spilger verzweifeln. Im Gegenzug traf Watzl, der den zuvor glücklosen Wolfgang Bächle auf Rechtsaußen abgelöst hatte, zum 23:19 (48.) für die Jets.
In der Zwischenzeit allerdings verlor Großsachsen seinen wichtigsten Spieler. Der mit neun Toren herausragende Schneider stürmte aus der Abwehr heraus und prallte unglücklich mit Nicola Rascher zusammen. Während der Gmünder Kapitän eine große Beule davontrug, brach sich Schneider offenbar die Nase und dürfte länger ausfallen. Davon unbeeindruckt, zeigten die Germanen eine Trotzreaktion und waren mit vier Toren in Folge zurück im Rennen. Mühleisen ließ zwar den nächsten Strafwurfschützen Dominic Segenfreddo verzweifeln, doch Spilger glich zum 23:23 (54.) aus. Zudem war das Spiel für den Gmünder Abwehrchef Andreas Maier mit der dritten Zeitstrafe vorzeitig beendet.
Doch gerade als es Spitz auf Knopf stand, bewiesen die Gmünder trotz doppelter Unterzahl ihre Charakterstärke. Watzl brachte den TSB zurück auf die Siegerstraße, die Daniel Mühleisen mit drei Paraden nacheinander vollends freiräumte. Rascher und Watzl veredelten die Glanzleistung ihres Rückhalts, indem sie ihre wichtigen Würfe um 27:23 (58.) verwandelten. Das hätte die Entscheidung sein müssen, doch Großsachsen bäumte sich mit einer offenen Manndeckung ein letztes Mal auf. Während Spilger zwei Siebenmeter im Tor unterbrachte, verpasste der TSB in aller Hektik trotz souveränem Angriffsspiel den finalen Treffer. Letztlich fiel das nicht mehr groß ins Gewicht, denn direkt nach Spilgers siebtem Tor zum 27:26 ertönte die Schlusssirene und der Gmünder Trainer hielt erleichtert fest: „An diesem Tag steht das blanke Ergebnis über allem anderen.“
Eine Randnotiz war es bloß, dass die Jets nach der 30:32-Hinspielniederlage den direkten Vergleich nicht mehr auf ihre Seite ziehen konnten – der dürfte zwischen dem Gruppenvierten Großsachsen (22:8 Punkte) und Fünften TSB (19:11) aber ohnehin nicht mehr bedeutend sein. Viel wichtiger aus Gmünder Sicht: Der Vorsprung zur TSG Söflingen (15:13) und dem TuS Schutterwald (14:16) auf den möglichen vierten und fünften Abstiegsrängen wurde weiter ausgebaut. „Deshalb tun uns diese zwei Auswärtspunkte einfach nur richtig gut“, untersteicht Stettner die gute Ausgangslage bei noch drei ausstehenden Spielen: „Hinterher fragt keiner mehr, wie das Spiel war. Verdient war der Sieg allemal.“
Am kommenden Samstag (19:30 Uhr) setzen die Jets vor heimischer Kulisse dann zum wohl entscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt an. „Da haben wir noch eine Rechnung offen“, sagt Stettner vor dem Rückspiel gegen den TSV Deizisau. Gegen den noch sieglosen Vorletzten waren die Gmünder vor einem Monat nicht über ein enttäuschendes 32:32-Remis hinausgekommen: „Doch nun haben wir das Momentum auf unserer Seite und das wollen wir weiter mitnehmen, um unsere letzten beiden Heimspiele positiv zu gestalten.“
TVG: Leon Hoblaj, Moritz Mangold – Jonas Schneider (9), Simon Spilger (7/2), Florian König (4), Dominic Seganfreddo (2), Alexander Leibnitz (2), Johannes Kadel (1), Jan Straub (1), Tim Anschütz, Tim Burkard, Niklas Thierauf, Benedict Grössl, Yannik Reidenbach, Frederik Schmitt
TSB: Daniel Mühleisen, Frederik Füchtner – Tom Abt (6/4), Patrick Watzl (5), Andreas Maier (5), Wolfgang Bächle (4), Nicola Rascher (3), Kai Schäffner (2), Stephan Mühleisen (1), Stefan Scholz (1), Jonas Waldenmaier, Jonas Schwenk, Ivo Dragicevic
Siebenmeter: TVG 4/2 – TSB 4/4
Zeitstrafen: TVG 6 Minuten – TSB 12 Minuten
Rote Karte: Andreas Maier (TSB/53./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Matthias Flaig, Patrik Papke (TV St.Georgen/Schwarzwald)
Zuschauer: 300