Handball, Oberliga: Mindestens drei Siege aus den letzten vier Spielen – die Rechnung für den Klassenerhalt des TSB Gmünd ist denkbar einfach. Der Anfang soll mit einer Revanche beim TV Germania Großsachsen am Samstag (20 Uhr / Sachsenhalle) gemacht werden.
Die Oberliga-Abstiegsrunde ist in vielerlei Hinsicht eine Nervensache. Gerade rechtzeitig hat der TSB Gmünd da den Schalter umgelegt und seine Position am rettenden Ufer behauptet. „Ultimativ wichtig“ waren die souveränen Siege gegen die direkten Konkurrenten SG Heidelsheim/Helmsheim (38:25) und TSG Söflingen (35:29) laut Trainer Michael Stettner. Den „Charaktertest“, auch in einer Drucksituation abzuliefern, habe seine Mannschaft definitiv bestanden. Ausschlaggebend sei sicher die interne Aussprache gewesen, die nach zuvor drei sieglosen Auftritten die Sinne nochmals geschärft habe: „Seitdem weiß jeder, um was es geht und hat unsere eigenen Matchpläne verinnerlicht. Das Ergebnis war in diesen sehr engagierten Vorstellungen zu sehen.“
Unabhängig davon, ob es nun drei, vier oder gar fünf Abstiegsplätze geben wird: Gegenüber dem Viertletzten TuS Schutterwald (12:16 Punkte) und dem Fünftletzten Söflingen (15:13) hält der TSB (17:11) alle Trümpfe in der eigenen Hand, zumal man auch die bei Punktgleichheit entscheidenden Direktvergleiche auf seiner Seite weiß. Dem Selbstvertrauen tut das ebenso gut wie die Rückkehr von Wolfgang Bächle. Nach seiner Hand-Operation meldete sich der Rechtsaußen mit 13 Toren in drei Partien gleich einmal eindrucksvoll zurück. „Ein Riesenfaktor“ für den Aufwärtstrend,, wie Stettner findet: „Als unser wahrscheinlich abschlussstärkster Spieler kann Wolle den Unterschied ausmachen.“
Wenngleich die Gmünder auf der Zielgeraden auch feststellen, dass die lange Saison nicht nur Nerven, sondern auch viele Körner gekostet hat. Zu Wochenbeginn war im Training viel Regeneration angesagt, beim Sieg am Sonntag mussten zudem beide Kreisläufer angeschlagen vom Feld. Jonas Waldenmaier hat längst wieder grünes Licht gegeben, ob Mühleisen die nächste Auswärtsreise antreten kann, wird sich wohl erst im Abschlusstraining entscheiden.
Rein tabellarisch erscheint die Brisanz nicht ganz so hoch wie zuvor, als der TSB dreimal den direkten Konkurrenten gegenüber stand. Der TV Germania Großsachsen, der im Sommer mit Drittligist SG Leutershausen zur Spielgemeinschaft „Saase³Leutershausen“ verschmelzen wird, kann mit einem weiteren Sieg auch rechnerisch alles klar machen. Erst drei Niederlagen musste der Gruppendritte in der Abstiegsrunde hinnehmen, allesamt mit nur einem Tor Unterschied. Die Gmünder wiederum wollen im Fernduell mit Söflingen (zuhause gegen den Zweiten Weinsberg) und Schutterwald (auswärts in Deizisau) weiter vorlegen. „Deshalb geht es da für uns um extrem wichtige Punkte“, betont Michael Stettner: „Es ist noch lange nichts entschieden. Wir wollen den Schwung weiter mitnehmen.“
Zumal die „Jets“ nach der bitteren Hinspielerfahrung noch etwas zurecht rücken wollen. Vor knapp einem Monat führte man in eigener Halle bis zur 56.Minute, unterlag Großsachsen dann aber doch noch mit 30:32. „Da haben wir den Sieg hergeschenkt“, ärgert sich der Trainer und fordert neben mehr Cleverness auch mehr Aggressivität gegen die starke Rückraumachse der Germania. An der Seite von Spielmacher Jonas Schneider (125 Saisontore) wirbeln dort Alexander Leibnitz (101) und Hannes Weindl (86). Auch TVG-Rechtsaußen Simon Spilger (78/43) zählt ligaweit zu den Besten auf seiner Position. Nicht zuletzt durch den Heimvorteil sind die Hausherren, die am vergangenen Wochenende mit 44:32 über Schlusslicht Herrenberg hinweg fegten, leicht favorisiert.
„Doch wir sind sicher nicht chancenlos und haben genügend Selbstvertrauen, um Großsachsen schlagen zu können“, meint Stettner. Disziplin, Emotionen und Aggressivität – so lautet die Checkliste für eine erfolgreiche Auswärtsfahrt. Besonders defensiv halte seine Mannschaft die eigenen Regeln immer besser ein, wie der Chefcoach bemerkt hat. Das müsse auch der Maßstab für die verbleibenden vier Saisonspiele sein: „Unsere Abwehr wird der Schlüssel sein. Das hat ganz viel mit Bereitschaft zu tun, da muss sich jeder Einzelne voll einbringen und an sein Limit gehen.“
Wenn das gelingt, dann braucht es für den erhofften Klassenerhalt auch keinerlei Rechenspiele. Denen verweigert sich Stettner ohnehin komplett: „Es ist so eng und wir wissen noch nicht einmal, wie viele Mannschaften überhaupt runtergehen. Was bringt uns das?“ Die einfachste Lösung aus Gmünder Sicht: Drei Siege aus vier Spielen reichen, um den sicheren fünften Platz zu behalten. „Doch wir wissen nur zu gut, dass es nicht von alleine läuft“, fasst Stettner die schmerzvolle Erfahrung der zurückliegenden Durststrecke zusammen: „Wir müssen weiterhin alles investieren, damit das Momentum auf unserer Seite bleibt.“
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen (?)
(Nico Schoch)