„Endspiel-Charakter“: Fahrt nach Ulm verspricht den nächsten TSB-Krimi

Handball, Oberliga: Fünf Spieltage vor Saisonende ist noch immer unklar, wie viele Abstiegsplätze es geben wird. Das Gastspiel des TSB Gmünd bei der gleichauf liegenden TSG Söflingen verspricht am Sonntag (17:30 Uhr / Sportzentrum Kuhberg) daher sogar noch spannender zu werden als die bisherigen Duelle beider Rivalen.

 

Drei, vier oder gar fünf Absteiger? In der Oberliga-Abstiegsrunde weiß derzeit keiner so genau, woran er ist. Einzig für Schlusslicht SG H2Ku Herrenberg (1:25 Punkte) ist die Messe längst gelesen, die beiden Neulinge TSV Deizisau (3:23) und SG Heidelsheim/Helmsheim (6:20) haben nur noch theoretische Chancen zur Rettung. Davor jedoch liegen der TuS Schutterwald (12:14), die TSG Söflingen und der TSB Gmünd (beide 15:11) beinahe auf Augenhöhe.


 

Zumindest mit einem Auge schielen die Kellerkinder derzeit hinauf in die 3.Liga. Dort ist der Vorletzte VfL Waiblingen (6:42) kaum noch zu retten, bei der bereits abgestiegenen TGS Pforzheim (2:46) steht sogar ein Oberliga-Verzicht im Raum. Würde sich zeitgleich der HBW Balingen-Weilstetten II (16:32) vor HT München (12:36) am rettenden Ufer halten, gäbe es in der Baden-Württemberg-Oberliga (BWOL) nur drei Abstiegsplätze. Gelingt München allerdings noch die Aufholjagd und Pforzheim meldet für die BWOL, käme es tatsächlich zum „Worst Case“ von fünf Absteigern.

 

„Das haben wir natürlich alles auf dem Schirm“, sagt Michael Stettner. Der Trainer verweist allerdings darauf, dass sein TSB Gmünd nach wie vor alles in der eigenen Hand hat: „Die beste Lösung ist, dass wir unsere eigenen Hausaufgaben machen und jetzt nachlegen. In Söflingen können wir den nächsten, wenn nicht sogar den wichtigsten Schritt machen.“ Denn bei den drohenden fünf Abstiegsplätzen birgt das bevorstehende Duell zwischen den punktgleichen Fünft- und Sechstletzten längst „Endspiel-Charakter“, wie Stettner findet.

 

Dramatik pur ist ohnehin garantiert, wenn der TSB Gmünd und die TSG Söflingen aufeinander treffen. In der Vorsaison sicherten sich die „Jets“ erst einen knappen 33:31-Heimsieg. Das 31:31-Remis beim Rückspiel in der Ulmer Vorstadt war hingegen ein gefühlter Sieg, da in der Schlussviertelstunde noch ein Sieben Tore-Rückstand aufgeholt wurde. Beim Auftakt zur Abstiegsrunde vor knapp einem Monat deutete lange Zeit ebenfalls alles auf eine Gmünder Niederlage hin, doch der TSB drehte auch diese Partie und Tom Abt gelang in letzter Sekunde der 32:31-Siegtreffer.

 

„Die Söflinger haben deshalb sicherlich noch ein bisschen Wut im Bauch“, verweist Stettner auf die nun umgekehrten Vorzeichen. Zuletzt drei Siege in Folge landete der Gegner, der erst im Februar seinen langjährigen Kreisläufer Philipp Eberhardt als neuen Trainer installierte. Besonders der klare 33:25-Erfolg beim Gruppenersten TSV Weinsberg sorgte für Aufsehen. Der Gmünder Coach sieht auch deshalb einige Parallelen zwischen seinem Team und dem der Gastgeber: „Sie spielen eine ähnliche Saison wie wir und haben ihr Potenzial nicht ganz so auf die Platte bekommen, wie sie es sich eigentlich vorgenommen haben. Das wird sicherlich ein Duell auf Augenhöhe und vermutlich wieder eine ganz enge Kiste.“

 

Dem einstigen Drittligisten Söflingen steht ab Sommer zwar ein enormer Umbruch bevor, doch der aktuelle Kader besitzt für Oberliga-Verhältnisse eine hohe Qualität. Im Rückraum treiben Lukas Bär (96/45 Saisontore) und Tim Hafner (80) das Angriffsspiel voran. Der aus Aalen stammende Linkshänder Kevin Kraft (80) zählt seit einem Jahrzehnt zu den stärksten Akteuren ligaweit und der 23-jährige Isaiah Klein (55) schnupperte bei Frisch Auf Göppingen einst sogar Bundesliga-Luft. „Die wissen genauso was auf dem Spiel steht wie wir auch“, betont der Stettner. Wobei der TSB-Trainer viel lieber auf die eigenen Stärken schaut, um sich den direkten Konkurrenten auf Distanz zu halten: „Da kommt es sicher auf die Tagesform an und wer den kühleren Kopf behält.“

 

In den Gmünder Köpfen jedenfalls hat es zuletzt „Klick“ gemacht. Groß war das Aufatmen, als man am vergangenen Samstag nach drei sieglosen Auftritten endlich wieder in die Erfolgsspur zurückfand. Wenngleich das überzeugende 37:25 gegen Heidelsheim/Helmsheim unter die Kategorie Pflichtsieg fiel. Die Reaktion auf den „gefühlten Tiefpunkt“ beim vorherigen 32:32 in Deizisau hat dem Chefcoach sehr wohl gefallen, soll nun aber auch der Maßstab für die verbleibenden fünf Endspiele um den Klassenerhalt sein: „Wir haben uns davor deutlich gründlicher, tiefgründiger und direkter ausgesprochen als sonst. Nun müssen wir diese zwei Punkte vergolden, indem wir genauso giftig und gallig auftreten wie in diesem Heimspiel. Denn in Söflingen herrscht mindestens genauso viel, wenn nicht sogar ein Tick mehr Brisanz.“

 

Nicht nur die Gmünder Einstellung, sondern auch das Aufgebot soll im Kellerduell unverändert bleiben. Mit dem zurückgewonnenen Selbstvertrauen gibt es aus der Sicht von Trainer Michael Stettner nur noch eine Richtung, nämlich nach vorne: „Wir brauchen das gleiche Auftreten, um in Söflingen etwas zu holen. Wir wissen, dass wir das können. Mit allem anderen beschäftigen wir uns nicht.“ Zumal die ganzen Rechenspiele mit einem Sieg auf dem Ulmer Kuhberg sowieso erst einmal unbedeutend wären.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Philipp Schwenk (?), Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen

 

(Nico Schoch)