Kontertore gegen den Frust: TSB Gmünd kehrt in die sichere Spur zurück

Handball, Oberliga: Durch einen 38:25 (19:11) – Kantersieg beendet der TSB Gmünd seine Mini-Krise und macht einen großen Schritt hin zum Klassenerhalt. Die chancenlosen Gäste von der SG Heidelsheim/Helmsheim werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen.

 

Die einen brüllten ihre unbändige Freude einfach hinaus, andere atmeten erst einmal ganz tief durch. „Es fühlt sich wie ein Befreiungsschlag an“, war der Gmünder Trainer Michael Stettner gleichermaßen erleichtert und stolz auf sein Team. Dieses feierte den dringend benötigten Sieg, nachdem aus den vorherigen drei Partien nur ein Punkt herausgesprungen und der TSB den Abstiegsrängen damit wieder bedrohlich nahe gekommen war. Zwei Wochen nach dem bitteren 32:32-Patzer beim Vorletzten TSV Deizisau war die vermisste Gier zurückgekehrt. Und zwar gerade rechtzeitig zum wegweisenden Duell mit dem Drittletzten, der nun mit einem Bein wieder zurück in der Badenliga steht.

 

Auf die eigene Abwehr hatten Stettners Mannen ihren Fokus gerichtet. Auszahlen sollte sich auch der überraschende Kniff, das „Abwehrmonster“ Andreas Maier offensiv zunächst als Linksaußen aufzubieten. „Dass ich ein Allrounder bin, ist ja bekannt“, grinste Maier, der so ohne langen Wechselweg vorne wie hinten helfen konnte. Dafür bekam Regisseur Tom Abt in der Abwehr mehr Pausen. „Wir wollten maximale Stabilität und so wenig Wechsel wie möglich“, begründete der Trainer, der das gefährliche Umschaltspiel der Gäste damit bändigen wollte.

 

Tatsächlich wurde relativ schnell deutlich, wer an diesem Abend die Punkte behalten würde. Aggressiv und gallig erkämpften sich die „Jets“ immer wieder die Bälle, spielten dann schnörkellos nach vorne und legten durch ihren Kapitän Nicola Rascher prompt ein 2:0 (4.) vor. Heidelsheim/Helmsheim kämpfte um seine letzte Chance auf den Klassenerhalt, wurde von disziplinierten Gmündern aber quasi mit den eigenen Waffen geschlagen. Alleine in der ersten Hälfte gelangen dem TSB zehn Kontertore. Das 6:2 (9.) durch den quirligen Abt ließ schon frühzeitig Begeisterung unter den 220 Zuschauern – die einzig enttäuschende Zahl des Abends – aufkommen.

 

Die Gäste konnten nur bis zum 11:8 (20.) einigermaßen Schritt halten. Als dann aber auch noch TSB-Tormann Daniel Mühleisen zur Höchstform auflief, wuchs die Kluft schnell wieder an. Während Mühleisen den SG-Kreisläufer gleich mehrmals zur Verzweiflung gebracht, nutzte Jonas Waldenmaier seine freien Chancen nach den Anspielen von Rascher schon deutlich konsequenter. Allzweckwaffe Maier sortierte nicht nur die Abwehr, von Linksaußen traf er zum 14:8 (23.) und mit viel Wucht aus dem Rückraum zum 19:11 (30.). Der Druck, der zuvor auf den Gmünder Schultern gelastet hatte, löste sich quasi in Luft auf.

 

Den besseren Start nach der Pause erwischten zwar die Nordbadener, doch eine Zeitstrafe und die Cleverness des TSB erstickten die vagen Hoffnungen im Keim. Erst verwandelte Abt von der Siebenmeterlinie, dann netzte Rascher aus voller Felddistanz ins leerstehende Gehäuse ein. Beim nächsten Ballgewinn verzichtete Rascher auf den direkten Wurf. Stattdessen schickte er den schnell gestarteten Wolfgang Bächle, der schneller war als der zurückgeeilte SG-Keeper und mühelos zum 22:14 (35.) einwarf. Die Rückkehr des lange Zeit verletzten Rechtsaußen gab den Hausherren eine große Portion Selbstsicherheit, die von Minute zu Minute anwuchs.

 

Es spricht für die chancenlosen Gäste, dass sie sich zu keiner Zeit hängen ließen. Der TSB aber drückte das Gaspedal weiter voll durch. Auch nachdem Abt das Polster erstmals auf plus Zehn hinaufgeschraubt hatte, war Stettners Ansage in der folgenden Auszeit unmissverständlich. „Keinen Zentimeter zurück“, war des Trainers Stimme deutlich in der Halle zu vernehmen. Die entfesselten Jets ließen weiterhin Taten folgen. Kai Schäffner fing einen gegnerischen Pass im Zurücklaufen ab und leitete prompt den Kontertreffer von Ivo Dragicevic zum 32:21 (51.) ein.

 

Anstatt es locker auslaufen zu lassen, schraubte der TSB das Ergebnis weiter in die Höhe. Sicherlich auch, weil sich in den vergangenen Wochen viel Frust aufgestaut hatte. „Vor allem aber der Antrieb, es besser zu machen“, betonte Stettner: „Wir waren es dem Verein, den Zuschauern und vor allem uns selbst schuldig.“ Einer, der mit fünf Treffern in den Schlussminuten mächtig auftrumpfte, war Stefan Scholz. Mit Höchstgeschwindigkeit donnerte der Linkshänder die Kugel ins leere Tor und vollendete dann noch einen Kempa-Trick zum 38:25-Endstand.

 

Ein krönender Abschluss für eine in jeder Hinsicht überzeugende Leistung. Wenngleich der Trainer den mahnenden Zeigefinger hob: „Es war nur ein Schritt in die richtige Richtung, keine drei Schritte. Die nächsten Schritte werden keine Selbstläufer.“ Immerhin spielte es dem TSB in die Karten, dass der kommende Gegner TSG Söflingen mit 36:34 beim TuS Schutterwald gewann und das Polster zum ersten Abstiegsplatz damit wieder auf drei Punkte anwuchs. Bei den gleichauf liegenden Söflingern heißt es am kommenden Sonntag (17:30 Uhr / Sportzentrum Kuhberg) nachzulegen und damit auf dem sicheren Pfad in Richtung Klassenerhalt zu bleiben.

 

„Es wird wieder ein Duell auf Augenhöhe“, erinnert sich Stettner an die bislang stets engen Partien gegen Söflingen zurück. Und sein Kapitän Nicola Rascher weiß genau, um wie viel es in den letzten fünf Spielen geht: „Es ist noch gar nichts entschieden, in dieser Abstiegsrunde wird es noch einige überraschende Ergebnisse geben. Deshalb ist das kommende Spiel umso wichtiger, um einen direkten Konkurrenten zu distanzieren.“

 

Diesen Ernst der Lage haben sie beim TSB Gmünd spätestens seit Samstagabend allesamt verinnerlicht.

 

TSB Jets – SG Heidelsheim/Helmsheim 38:25 (19:11)

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Tom Abt (8/2), Andreas Maier (6), Stefan Scholz (5), Nicola Rascher (4), Wolfgang Bächle (4), Jonas Waldenmaier (4), Stephan Mühleisen (2), Ivo Dragicevic (2), Kai Schäffner (2), Patrick Watzl (1), Vincent Pick, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Louis Waldraff

SG: Pascal Boudgoust, Banjamin Hoefs, Sascha Helfenbein – Jonas Krepper (6), Stephan Keibl (5), Marco Kikillus (5/4), Darien Holler (3), Max Bodemer (2), Markus Rusnak (2), Johannes Köster (1), Magnus Metzger (1), Matej Popovic, Jakob Fassunge, Max Gromer, Matthias Junker

Siebenmeter: TSB 2/2 – SG 4/4

Zeitstrafen: TSB 6 Minuten – SG 10 Minuten

Schiedsrichter: Yannik Krauss, Matthias Schwing (HSG Hanauerland)

Zuschauer: 250

 

 

„Die perfekte Reaktion gezeigt“ – Stimmen zum Spiel

 

Michael Stettner, TSB-Cheftrainer: „Über weite Strecken sind wir genau so aufgetreten, wie wir uns das vorstellen. Das gilt besonders für die Defensive und unser Rückzugsverhalten. Ich nehme jedem einzelnen Spieler hundertprozentig ab, dass er Bock hatte zu verteidigen. Unser Hauptaugenmerk lag voll auf dem Gegenstoßspiel, das Heidelsheim/Helmsheim aber überhaupt nicht zur Entfaltung bringen konnte. Gleichzeitig haben wir unsere Konter spielen können – aber eben nur, weil unsere Abwehr voll da war. Unser Plan ist aufgegangen. Doch diese Leistung muss jetzt der Standard sein, damit es weiter in die richtige Richtung geht.“

 

Sven Eberlein, SG-Coach: „Der Sieg war auch in der Höhe verdient und wir müssen neidlos anerkennen, dass besonders die Gmünder Rückraumspieler eine Klasse besser waren. Wir hatten uns zwar auf ihr starkes Konterspiel vorbereitet. Doch alles, was wir uns vorgenommen haben, hat nicht funktioniert. Doch wenn wir in der ersten Halbzeit nicht sechs Freie verworfen hätten, wären es nur zwei Tore Rückstand und ein ganz anderes Spiel gewesen. Wir haben uns noch längst nicht mit dem Abstieg angefreundet und werden weiter ackern. Doch es war von Anfang an klar, dass wir in diesem Jahr mehr lernen als gewinnen würden.“

 

Nicola Rascher, TSB-Kapitän: „Wir haben die perfekte Reaktion gezeigt. Man hat gemerkt, dass jeder für unser Ziel brennt und weiß, um was es geht. Denn es war ein immenser Druck da. In der Trainingswoche haben wir viel gesprochen und wussten, dass sich etwas ändern muss. Wer schon einmal im Abstiegskampf gesteckt hat, der weiß, dass man da nur mit einer guten Abwehr bestehen kann. Darauf lag unser Fokus und so kommen unsere Stärken zur Geltung. Wenn dann auch noch Daniel Mühleisen im Tor wieder eine solche Klassepartie abliefert, dann sieht das für den Gegner in einigen Momenten nicht so glücklich aus.“

 

Andreas Maier, TSB-Allrounder: „Uns fällt ein großer Stein vom Herzen. In den vergangenen drei Spielen lagen wir auch in Führung und hätten gewinnen können. Heute haben wir es geschafft, unsere Leistung über die volle Zeit zu bringen. Auch das kleine Tief kurz nach der Pause haben wir direkt abgehakt. Von der ersten bis zur letzten Minute war die Stimmung prächtig. Dadurch standen wir in der Abwehr richtig gut und das war der Schlüssel zum Erfolg.“

 

Stephan Mühleisen, TSB-Kreisläufer: „Seit langem haben wir endlich wieder das gespielt, was wir können und was uns auszeichnet. Es war eine starke kombinierte Leistung in Angriff und Abwehr, wodurch wir immer wieder in den Gegenstoß gekommen sind. Diese einfachen Tore haben uns in den vergangenen Wochen gefehlt. So macht es auch für die Zuschauer richtig Spaß. Mit diesem Rückenwind gehen wir unser nächstes kleines Endspiel in Söflingen an.“