Trotz Verletzungssorgen: Weiße Weste des TSB gegen Söflingen soll bestehen bleiben

Mit einem dünnen Polster zu den Abstiegsplätzen tritt der TSB Gmünd in die entscheidende Saisonphase ein. Am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) gilt es den Tabellennachbarn TSG Söflingen um Ex-TSBler Belmin Nadarevic auf Distanz zu halten.
 
Die Zitterpartie um den Klassenerhalt hat zwar gerade erst begonnen, doch nach einer lange Zeit holprigen Vorrunde haben die „Jets“ inzwischen den richtigen Weg eingeschlagen. Mit den beiden hart erkämpften Heimerfolgen über den TuS Schutterwald (39:36) und den TSV Weinsberg (29:26) wanderten die Punkte sieben bis zehn auf das Konto für die bevorstehende Abstiegsrunde. „In den vergangenen Wochen war sehr viel Gutes dabei und daran gilt es anzuknüpfen“, freut sich Michael Stettner über inzwischen deutlich stabilere Leistungen seines Teams. Der Trainer lässt es sich auch nicht nehmen, auf den Fast-Punktgewinn beim Gruppensieger TSV Heiningen (29:30) hinzuweisen.
Nicht bloß die aktuelle Form, sondern auch die ordentliche Ausgangslage stimmen positiv. Mit 10:6 Zählern belegt der TSB den vierten Rang in der neuen Tabelle, die vom TSV Blaustein und Weinsberg (beide 14:2) angeführt wird. Zehn Spiele entscheiden nun darüber, welche sechs der zehn Teilnehmer der künftigen Regionalliga Baden-Württemberg angehören werden. Die SG H2Ku Herrenberg (0:16) sowie die beiden Neulinge TSV Deizisau (1:15) und SG Heidelsheim/Helmsheim (4:12) wiederum liegen abgeschlagen ganz hinten. Den vierten Abstiegsrang belegt der TuS Schutterwald (8:8), gegen den die Gmünder immerhin den bei Punktgleichheit ausschlaggebenden direkten Vergleich auf ihrer Seite haben. Nichtsdestotrotz bleibt es ein dünnes Polster. Daher fordert Stettner: „Uns erwarten nun allesamt Teams auf Augenhöhe. Am Sonntag müssen wir anfangen, die Ergebnisse zu liefern.“
Der Lieblingsgast der Jets kommt da scheinbar genau zur richtigen Zeit. Fünfmal trat die TSG Söflingen bislang in der Großen Sporthalle an, fünfmal kehrte der langjährige Drittligist mit leeren Händen zurück in die Ulmer Vorstadt. Umgekehrt allerdings konnte der TSB in diesem Duell ebenfalls noch nie einen Auswärtssieg verbuchen. Derzeit rangiert Söflingen (9:7) knapp hinter dem TSB, der mit dem dritten Heimsieg in Folge seine Chancen weiter verbessern würde. Stettner erwartet einen ähnlich heißen Schlagabtausch wie im Oktober 2022, als sich die Jets ihre weiße Weste hauchdünn mit 33:31 wahrten: „Das hätte damals auch in die andere Richtung kippen können, doch zum Schluss waren wir der verdiente Sieger.“
Der aktuelle Trend spricht jedenfalls klar für die Hausherren. Nur zwei der letzten neun Partien gewann die TSG Söflingen und verpasste den anvisierten Einzug in die Aufstiegsrunde damit deutlich. Die drei Niederlagen zu Jahresbeginn gegen Blaustein (30:32), Ostfildern (28:34) und Neuenbürg (31:37) hatten dann sogar einen vorgezogenen Trainerwechsel zur Folge. Statt erst zu Beginn der neuen Saison übernahm der langjährige Kreisläufer Philipp Eberhardt mit sofortiger Wirkung vom glücklosen Andreas Dittiger, um das Team zum Klassenerhalt zu führen.
Darin findet sich mit Belmin Nadarevic auch ein in Gmünd bekanntes Gesicht. Der frühere bosnische Jugend-Nationalspieler bestritt 2018 zwölf Partien für die Jets, bevor er mangels beruflicher Perspektive in die Heimat zurückkehrte. Erst im zweiten Anlauf erfüllte sich für den inzwischen 26-Jährigen der große Traum, Job und Handball mit Wohnsitz in Augsburg zu vereinen. Vergangene Runde war der Rechtsaußen noch für die TG Landshut am Ball, bei Söflingen wiederum kommt Nadarevic (11 Saisontore) bislang allerdings nicht am Aalener Kevin Kraft (62 Tore) vorbei.
Besonders das schnelle Umschaltspiel hat Stettner derweil als Stärke des kommenden Gegners ausgemacht. Eine ganze Menge an Qualität bringt besonders die Rückraumreihe um Top-Torjäger Tim Hafner (77) Regisseur Lukas Bär (71/34) und den früheren Göppinger Isaiah Klein (49) mit. „Wir müssen sie mit unserer Abwehr so gut es geht vor Aufgaben stellen und dürfen sie nicht zu einfachen Würfen kommen lassen“, so lautet die Forderung des Gmünder Trainers.
Wobei ihn viel mehr ein ganz anderes Thema beschäftigt. Im Kader haben sich erst durch den verletzungsbedingten Ausfall von Rechtsaußen Wolfgang Bächle den beruflichen Abgang von Linksaußen Eric Zimmermann einige Lücken aufgetan. Vor zwei Wochen erwischte es dann auch noch Zimmermanns Nachfolger, den erst kürzlich vom VfL Günzburg verpflichteten Ivo Dragicevic. Wie lange der 20-Jährige mit seiner Bänderverletzung ausfällt, ist noch nicht absehbar. Zwar sind Arian Pleißner (Muskelfaserriss in der Schulter) und Jonas Schwenk (Fingerverletzung) inzwischen wieder ins Training eingestiegen, doch hinter einem möglichen Einsatz der beiden Youngster steht noch ein dickes Fragezeichen. Zu allem Überfluss plagt sich Louis Waldraff seit seinem starken 11 Tore-Auftritt mit dem Perspektivteam gegen die HSG Bargau/Bettringen (31:32) mit Schulterschmerzen herum. Positiv ist immerhin, dass Spielmacher Tom Abt nach seinem Blitz-Comeback gegen Weinsberg wieder voll belastbar ist.
Personell starten die Jets geschwächt in die entscheidende Phase, den Ernst der Lage hat aber jeder Einzelne verstanden. „Die Jungs sind alle voll mit dem Kopf bei der Sache“, betont Stettner: „Es war in meiner Zeit aber noch nie so, dass das anders gewesen wäre. Die Abstiegsrunde ist auch ein Kopfthema, keine Frage. Doch wenn es darauf ankam, haben wir immer unsere Leistung gebracht.“ Da lässt sich auch die eine oder andere Blessur besser wegstecken, um in der erwarteten „engen Kiste“ gegen Tabellennachbar Söflingen zu bestehen.
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Arian Pleißner (?), Jonas Schwenk (?), Philipp Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Louis Waldraff (?), Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
 
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, TSG Söflingen)