Handball, Oberliga: Noch nie war dieses Prestigeduell aus sportlicher Sicht so bedeutungslos wie es am Samstag (20 Uhr / Voralbhalle) sein wird. Dennoch will der TSB Gmünd nichts unversucht lassen, um den für die Aufstiegsrunde qualifizierten Spitzenreiter TSV Heiningen stolpern zu lassen.
Die Wege der beiden Lokalrivalen werden sich zumindest in der zweiten Saisonhälfte trennen. Während sich der TSB Gmünd in der Abstiegsrunde beweisen muss, darf der TSV Heiningen als Führender vor Vorrundengruppe A vom Aufstieg in die 3.Liga träumen. So viel steht schon fest, bevor die letzten beiden Spiele absolviert sind. Die Derbyergebnisse werden anschließend aus der Wertung fallen, das bevorstehende Rückspiel verkommt somit zu einem Muster ohne Wert. „Das bringt dieser Modus eben mit sich“, kommentiert TSB-Trainer Michael Stettner ganz nüchtern: „Ehrlicherweise gab es und wird noch viel wichtigere Spiele in dieser Saison geben.“
Dazu zählt allen voran das zurückliegende Kellerduell mit dem Vorletzten TuS Schutterwald, welches die „Jets“ verdient mit 39:36 für sich entscheiden konnten. Ein Spiel, in dem aus Trainersicht nicht alles zufriedenstellend war und mit dem sich Stettner trotzdem gar nicht weiter beschäftigen will. „Natürlich haben wir in der Kabine kurz darüber gesprochen. Doch für uns zählte nur der Sieg, den wir unter allen Umständen holen mussten. Das kann man dann einfach auch mal so stehen lassen, ohne das Haar in der Suppe zu suchen.“ Immerhin hat der TSB nun schon ordentliche acht Zähler für den anstehenden Abstiegskampf gehamstert und obendrein den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich gegen Schutterwald auf seine Seite gezogen.
Die tabellarisch bedeutungslose Auswärtsfahrt nach Heiningen wollen die Gmünder nun nutzen, um bestmöglich im Wettkampfmodus zu bleiben. „Wir arbeiten mehr an uns selbst als dass wir uns wie sonst üblich auf den Gegner einstimmen“, berichtet Stettner aus der angepassten Vorbereitung. Gleichzeitig gilt es, den nach seiner schweren Schulterverletzung zurückgekehrten Stephan Mühleisen und Winterneuzugang Ivo Dragicevic noch näher an die Abläufe heranzuführen. Dragicevic ist als Linksaußen nun auf sich allein gestellt, da Eric Zimmermann – mit 70 Saisontoren derzeit noch der beste Gmünder Werfer – mit dem Schutterwald-Sieg Abschied nahm und seine Pilotenausbildung in Frankfurt am Main antritt.
„Wir werden sicherlich ein bisschen etwas ausprobieren“, kündigt der Trainer an. Zum Improvisieren ist er ohnehin gezwungen, da neben Zimmermann gleich vier weitere Stammkräfte zumindest vorübergehend wegbrechen. Rechtsaußen Wolfgang Bächle wird nach seiner Hand-Operation sowieso erst im März zurück erwartet. Einige Wochen dürften noch die beiden Eigengewächse Tom Abt (Bänderriss) und Jonas Schwenk (Fingerverletzung) fehlen. Ein besonders schwerer Schlag war es deshalb, als sich Arian Pleißner im Auswärtsspiel mit dem Landesliga-Perspektivteam an der Schulter verletzte. Das Ergebnis der MRT-Untersuchung steht noch aus. Da zudem der Teamälteste Philipp Schwenk von Achillessehnenproblemen außer Gefecht gesetzt wird, ist die Rückraumreihe des TSB extrem ausgedünnt.
„Das trifft uns jetzt knüppeldick“, gesteht Stettner. Er verweist darauf dass drei seiner verbliebenen Rückraumspieler – Nicola Rascher, Kai Schäffner und Andreas Maier – eben auch in der Abwehr eine tragende Rolle einnehmen: „Da musst du zwangsläufig irgendwann Pausen geben. Doch besser jetzt als später in der Saison.“ Im wenig brisanten Derby wird es also auf die Belastungssteuerung ankommen und eben darauf, nicht noch einen weiteren Verletzten mitzunehmen. „Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Heiningen 60 Minuten lang mit seiner Stammsieben durchspielen wird“, meint der Gmünder Chefcoach.
Was freilich keinesfalls bedeuten soll, dass einer die Rivalen freiwillig klein beigeben wird. „Wir geben alles und wollen den Gruppenersten bis zum Schluss ärgern“, verspricht Stettner. Eine Vorgabe, die sein Team schon beim ersten Aufeinandertreffen im vergangenen September hervorragend umsetzte. Vor eigenem Publikum führte der TSB in der 42.Minute noch mit 19:16. „Leider konnten wir das hohe Niveau nicht durchhalten“, so lautet der Rückblick auf die 28:32-Schlappe. Mit nunmehr zwölf Niederlagen, zwei Unentschieden und lediglich neun eigenen Siegen ist die Gmünder Bilanz im Stauferland-Klassiker vollends ins Negative gerutscht. Mit ihrem aktuellen Erfolgslauf im Rücken und dem Oberliga-Top-Torjäger Andreas Schaaf (114/45 Tore) in ihren Reihen bleiben die Heininger selbsterklärend der haushohe Favorit. Schon am vergangenen Wochenende ging es auswärts bei Schlusslicht Herrenberg faktisch um nichts mehr, dennoch waren die „Staren“ mit 36:28 souverän obenauf.
Doch das Derby hat bekanntlich immer seine eigenen Gesetze, so gering der sportliche Wert auch sein mag. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen, erst recht gegen den Nachbarn“, wappnen sich Stettner und seine voraussichtlich nur neun Feldspieler für einen ganz heißen Tanz. Wenngleich dem letzten Vorrundenspiel am 17.Februar gegen den aktuellen Gruppenfünften TSV Weinsberg eine weitaus höhere Bedeutung zukommen wird. „Noch ist das aber kein Thema“, wehrt sich der TSB-Trainer weiterhin gegen jedwede Rechenspiele: „Erst wenn dann alle Spiele gespielt sind, gibt es eine neue Tabelle, die dann wirklich interessant für uns ist.“
Ein couragierter Auftritt bei den vermeintlich unantastbaren Heiningern könnte den dezimierten „Jets“ im bevorstehenden Abstiegskampf zumindest neuen Auftrieb verleihen.
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Kai Schäffner, Andreas Maier, Arian Pleißner (?), Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Louis Waldraff, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
(Nico Schoch)