Handball, Oberliga: Der TSB Gmünd bittet am Sonntag (16 Uhr / Große Sporthalle) den TuS Schutterwald zum Kellerduell und hofft auf Revanche. Bei der Abschiedsvorstellung von Linksaußen Eric Zimmermann stehen zwei essentielle Punkte für den Klassenerhalt auf dem Spiel. Im Anschluss wird das EM-Finale live auf großer Leinwand gezeigt.
Nicht nur für den deutschen, sondern auch für den Gmünder Handball dürfte es ein bewegender Sonntag werden. Während der TSB Gmünd vor seiner bislang wichtigsten Prüfung im Abstiegskampf der Oberliga steht, will die deutsche Nationalmannschaft um Kai Häfner ihre Heim-Europameisterschaft mit der ersten Medaille seit 2016 krönen. Bei Häfners Heimatverein können die Zuschauer deshalb ab 17:45 Uhr live vor der Leinwand in der Großen Sporthalle mitfiebern. Sollte es nach dem Halbfinale gegen Top-Favorit Dänemark (Freitag, 20:30 Uhr) „nur“ für das kleine Finale um Platz Drei – ab 15 Uhr ebenfalls in der Halle zu sehen – reichen, dürfte das die Stimmung in Gmünd nur bedingt trüben.
Vorausgesetzt, der TSB liefert ebenfalls ab. In ihrer Vorrundengruppe rangieren die Gmünder (9:17 Punkte) derzeit zwar noch knapp vor den Gästen aus Schutterwald (6:18). Doch längst wird hier in zwei verschiedenen Tabellen gerechnet. Für die bevorstehende Abstiegsrunde fallen die TSB-Überraschungserfolge gegen Baden-Baden (31:28) und Köndringen/Teningen (39:39) aus der Wertung, denn die beiden letztjährigen Drittligisten haben ihren Platz unter den ersten Vier so gut wie sicher. Demnach liegt der TSB in der Rückrunde – Stand jetzt – gleichauf mit dem TuS Schutterwald. Der erste direkte Vergleich vom vergangenen September wirkt bis heute extrem schmerzhaft, da die „Jets“ nach einer 25:22-Führung in fremder Halle völlig unnötig mit 27:28 unterlagen.
Eine offene Rechnung, die Eric Zimmermann nur allzu gerne begleichen würde. Der „Überflieger“ der vergangenen zweieinhalb Jahre wird letztmals zum Sprungwurf ansetzen und seine große Leidenschaft ab kommender Woche für eine Pilotenausbildung in Frankfurt am Main aufgeben. 328 Treffer erzielte der 21-Jährige in bislang 78 Oberliga-Partien, auch in der laufenden Runde zählt er ligaweit zu den zehn besten Feldtorschützen. Auf Anhieb hatte sich der frühere Frisch Auf – Jugendspieler aus Weinstadt in der vierthöchsten Spielklasse etabliert. Der nahende Abschied und das Gefühl, „seine Jungs“ während der entscheidenden Saisonphase im Stich zu lassen, wiegen entsprechend schwer.
„Jeder Einzelne ist mir extrem ans Herz gewachsen“, blickt Zimmermann zurück: „Momentan ist das für mich noch gar nicht so richtig real. Es wird ganz komisch, mein Leben ohne Handball weiterzuführen.“ Es versteht sich von selbst, dass er die Spiele künftig weiter verfolgen wird. Sogar die Möglichkeit, auf Abruf selbst noch einmal einzugreifen, besteht. „Wenn es einen Notfall gibt, dann bin ich jederzeit bereit“, verspricht der Linksaußen, dessen Spielerpass beim TSB verbleibt: „Doch ich kann und will da nichts riskieren. Auch wenn ich bislang von Verletzungen verschont geblieben bin, das wäre nun eine Riesen-Katastrophe und würde meine Ausbildung gefährden. Außerdem lässt sich gar nicht sagen, ob ich ohne Training noch auf dieses Niveau herankomme.“
Entsprechend gering stehen die Chancen, dass Zimmermann nach seiner zweijährigen Ausbildung noch einmal in bislang gewohnter Manier durch die Hallen fliegen wird. Zum einen bleibt die Frage, wo es den angehenden Helikopter-Piloten hinzieht und wie viel Zeit überhaupt bleibt. Zum anderen besteht stets die Gefahr, dass etwas Ernstes passiert: „Wenn ich mich tatsächlich beim Hobby verletzten sollte, dann bin ich erst einmal arbeitslos.“
Der Umzug in die Main-Metropole ist längst eingeleitet, die Kartons sind gepackt. So hart der Abschied auch fällt, seine Entscheidung für den Traumberuf bereut Zimmermann nicht: „Es fällt schwer loszulassen und ich werde erst mit der Zeit merken, wie das sein wird.“ Zunächst aber gilt der Fokus einzig und allein dem Showdown im Abstiegskampf. „Wir haben etwas gut zu machen“, schiebt Zimmermann seine persönlichen Gefühle vorerst zur Seite: „Da gilt es jetzt einfach Gas zu geben und ganz wichtige Punkte zu sammeln.“
Ein Ziel, das sich auch der Gegner auf die Fahnen geschrieben hat. Nach dem Hinspielerfolg gegen den TSB kassierte der TuS Schutterwald neun Niederlagen am Stück. Am vergangenen Wochenende brauchte es eine Portion Glück, ein Treffer drei Sekunden vor Schluss machte den erlösenden 32:31-Heimerfolg über Schlusslicht Herrenberg perfekt. „Wir müssen nun das Maximale herausholen“, betont TuS-Coach Markus Lais. Zum Saisonende räumt der Aufstiegstrainer seinen Platz aus privaten Gründen und stellt das große Ziel über alles: „Wir wollen den Klassenerhalt erreichen. Nichts würde mich mehr freuen, als meinen Nachfolgern einen Oberligisten zu geben.“ Ein Wunsch, der die bevorstehende Aufgabe aus Gmünder Sicht nur umso gefährlicher macht.
Zehn statt aktuell sechs Punkte – so lautet für den TSB Gmünd die Hochrechnung für eine optimale Ausgangslage in der Abstiegsrunde. Auf das für beide Seiten bedeutungslose Derby beim Spitzenreiter TSV Heiningen (03.Februar) folgt nämlich noch ein weiteres direktes Duell mit dem fünftplatzierten TSV Weinsberg (17.Februar). Da wird schon der zu Jahresbeginn vom VfL Günzburg verpflichtete Ivo Dragicevic auf Linksaußen in der Verantwortung stehen. Dieser kann ebenso wie Vorgänger Eric Zimmermann übrigens auch auf der halblinken Abwehrposition decken – eine Fähigkeit, die Trainer Michael Stettner sehr schätzt.
„Eric war mit Abstand bislang der konstanteste Spieler in dieser Saison“, drückt Stettner sein Bedauern aus. Nach dem Abschiedsspiel am Sonntagabend dürften also einige Tränen fließen – mit oder ohne EM-Titel für Deutschland.
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Arian Pleißner, Philipp Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Louis Waldraff, Eric Zimmermann, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen