Beim Gruppenzweiten TV Bittenfeld II startet der TSB Gmünd am Freitag (20 Uhr / Gemeindehalle) ins neue Jahr. Aus Gästesicht ist die jüngste Bilanz in diesem Duell ziemlich niederschmetternd, der Bundesliga-Nachwuchs wiederum steht kurz vor dem Einzug in die Aufstiegsrunde.
Wenn der TV Bittenfeld einmal von seiner traditionellen Anwurfzeit am Samstagabend abweicht, dann ein triftiger Grund dahinterstecken – in diesem Fall das dann stattfindende deutsche EM-Hauptrundenspiel gegen Österreich. Quasi als „Warm-Up“ für die Fans eröffnen der TVB II und der TSB Gmünd bereits tags zuvor das Oberliga-Jahr 2024. Anschließender Barbetrieb und Musik inklusive. Angekündigt sind einige Profis des Stuttgarter Bundesligisten, um vor Ort bei der Bewirtung zu helfen. Möglicherweise also auch der frühere TSBler Max Häfner.
Dessen einstigen Weggefährten befinden sich in der klaren Außenseiterrolle. Als Gruppensiebter mit 9:15 Punkten ist der Gang in die Abstiegsrunde nicht mehr zu verhindern, die jungen Bittenfelder wiederum sind als Zweiter (18:6 Punkte) voll auf Kurs Aufstiegsrunde. Das direkte Duell ist für die entscheidende Saisonhälfte wohl nicht mehr relevant. Das Derby deshalb abzuschenken, kommt aus Gmünder Sicht dennoch nicht in Frage. „Wir nehmen das total ernst“, kündigt Trainer Michael Stettner trotz der Ausgangslage an: „Für uns ist dieses Spiel extrem wichtig, um nach der Pause wieder in Tritt zu kommen.“
Knapp drei Wochen lang haben sich die „Jets“ akribisch vorbereitet, selbst über die Weihnachtsfeiertage wurde individuell trainiert. Mangelnden Fleiß zu tadeln, dazu hatte der Chefcoach während der gesamten Saison ohnehin noch keinen Grund: „Die Jungs haben richtig Bock, sie wollen Gas geben. Das ist das, was uns allgemein auszeichnet.“ Eine kleine Hiobsbotschaft gab es dann allerdings doch. Jonas Schwenk hat sich die Sehne im kleinen Finger gerissen. Einige Wochen wird der 19-Jährige, der sich besonders im Abwehrzentrum unverzichtbar gemacht hat, ausfallen. Rechtsaußen Wolfgang Bächle steht einen Monat nach seiner Hand-Operation ebenfalls nicht zur Verfügung.
Umso mehr freut sich Stettner auf die neuen personellen Alternativen. Nicht nur Kreisläufer Stephan Mühleisen ist nach seiner langen Verletzungspause zurück im Team, sondern auch der im Sommer vom TSV Zizishausen verpflichtete Kai Schäffner. Dem Rückraumspieler sei es überhaupt nicht anzumerken, dass er während seiner vier Monate im USA-Auslandssemester gar keinen Ball in der Hand hatte: „Kai macht direkt da weiter, wo er im Sommer aufgehört hat. Er bietet uns weitere Optionen, zudem ist er ein richtig guter Abwehrspieler.“ In der Breite sieht Stettner sein Team damit nun viel besser aufgestellt und im Training „haben wir nun noch viel mehr Feuer drin als ohnehin schon.“
Was auch daran liegt, dass sich sich Winter-Neuzugang Ivo Dragicevic innerhalb kürzester Zeit hervorragend integriert hat. „Er ackert, ackert und ackert“, ist Stettner sehr angetan vom neuen Linksaußen. Dieser tat sich nach einer von Verletzungen geplagten Zeit beim Bayernligisten VfL Günzburg immer weiter an das spielerische Niveau heran. Der Trainer macht sich „keinen Kopf, dass ich ihn sofort bringen kann. Ivo ist ein richtiger Kämpfer, mit dem wir noch viel Spaß haben werden.“ Im kommenden Monat muss der frühere Göppinger Jugendspieler diese Rolle schon komplett ausfüllen, da Eric Zimmermann den TSB für seine Piloten-Ausbildung in Frankfurt am Main verlässt.
Beim Härtetest in Bittenfeld geht es für den Trainer deshalb in erster Linie darum, die Verantwortung auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Dazu zählen nicht nur Dragicevic und Schäffner. Sondern auch Patrick Watzl, der anstelle von Bächle auf der für ihn ungewohnten Rechtsaußen-Position auflaufen wird.
Mit dem Gegner haben die Gmünder noch mehr als eine Rechnung offen. Schon in der Vorsaison gingen beide Duelle mit 28:32 und 30:31 knapp verloren, beim Hinspiel im September steckte der TSB gefühlt noch in der Sommerpause. „Chancenlos waren wir sicher nicht“, fasst Stettner seine Erkenntnisse aus der Videoanalyse zur 31:36-Auftaktniederlage fest: „Doch wir haben in der ersten Halbzeit schon zu viele Fehler gemacht und sind diesem Rückstand die ganze Zeit hinterher gelaufen. Solche Schwächephasen dürfen wir uns einfach nicht erlauben.“ Denn die Bittenfelder Talente, die schon vergangene Runde am Drittliga-Aufstieg schnupperten, überzeugen bislang mit bemerkenswert konstanten Leistungen. Acht der letzten neun Partien vor dem Jahreswechsel wurden meist deutlich gewonnen, der Platz unter den ersten Vier der Vorrundengruppe könnte schon dieses Wochenende abgesichert sein.
Eine Entwicklung, die für den TSB-Trainer alles andere als überraschend kommt. „Die Mannschaft ist komplett zusammen geblieben und jeder einzelne Spieler wurde in der Bittenfelder Jugend richtig gut ausgebildet“, so Stettner. Drei dieser Eigengewächse – Nico Bacani (53 Oberligatore), Jan-Luca Mauch (48) und Fabian Lucas (47) – durften in dieser Saison sogar schon Bundesligaluft schnuppern. Kommt diese junge Truppe im Angriff ins Rollen, dann wird es laut Stettner „ganz schwierig sie aufzuhalten und ihre vielen Kreuzungsbewegungen zu verteidigen.“
Nichtsdestotrotz haben seine Mannen zuallererst „richtig Bock, dass es wieder los geht.“ Dass es auf dem Papier zwar um nicht ganz so viel geht, wollen die Gmünder ausblenden. „Es geht darum, dass wir uns Selbstvertrauen holen durch viele gute Aktionen“, betont Stettner: „Und im besten Fall durch ein gutes Ergebnis.“ Denn immerhin sei das Derby eine Art Generalprobe für den bevorstehenden Showdown gegen den TuS Schutterwald in einer Woche. Der Abstiegskampf bleibt nun zunächst im Hinterkopf – denn auch das Ende der schwarzen Serie in Bittenfeld wäre schon ein ganz großes Ausrufezeichen.
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Arian Pleißner, Philipp Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Louis Waldraff, Eric Zimmermann, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
(Nico Schoch)