Handball, Oberliga: Trotz starker Leistung geht der TSB Gmünd gegen die SG Köndringen/Teningen leer aus, weil er in den entscheidenden Momenten nicht zuschlägt. Fünfmal verpassen die „Jets“ eine mögliche Führung und laufen bis zum 31:33 (15:16) – Endstand vergeblich einem Rückstand hinterher.
Abermals musste Michael Stettner am Sonntagabend ein bitteres Fazit ziehen. Kämpferisch konnte der TSB-Trainer seinem Team keine Vorwürfe machen. Doch wie schon zuvor gegen den TV Willstätt (29:30) und den TVS Baden-Baden (27:32) vermisste er die nötige Kaltschnäuzigkeit, so dass der TSB auch im Duell mit dem nächsten Drittliga-Absteiger aus Südbaden unterlag. „Es ist einfach nur schade, dass sich die Jungs für ihren Einsatz nicht belohnen“, bilanzierte Stettner mit Blick auf die abermals knappe 31:33-Niederlage: „Über 60 Minuten betrachtet, haben wir einfach diese zwei Fehler mehr gemacht als der Gegner. Wenn wir einmal in Führung gehen, dann kippt dieses Spiel vielleicht.“ Die Chancen dazu waren vorhanden, wurden aber nicht genutzt.
Die SG Köndringen/Teningen musste zwingend gewinnen, um ihre Chancen auf die Aufstiegsrunde am Leben zu erhalten und wollte ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Angeführt von ihrem Top-Torjäger Maurice Bührer, der es später auf insgesamt 12 Treffer brachte, legten die Gäste direkt ein 1:3 (5.) und 2:5 (8.) vor. Doch die Gmünder, für die Patrick Watzl anfangs zweimal einnetzte, berappelten sich schnell. Jonas Schwenk stellte den Anschluss her, beim 7:8 (17.) gelang Eric Zimmermann dann auch endlich der erste Treffer von Außen. Aus der Abwehr rückte Tom Abt immer wieder heraus, um den gefährlichen SG-Rückraum zu stören – mit Erfolg. Tormann Daniel Mühleisen konnte sich nun immer auszeichnen, auf der Gegenseite glich Abt mit einem lässig verwandelten Strafwurf zum 9:9 (20.) erstmals aus.
Wie vom Trainer bereits angedeutet, musste sich der TSB dann aber ärgern, dass man das Spiel nicht auf seine Seite zog. Die erste Chance gab es nach einem Stürmerfoul gegen Bächle, doch die Gmünder fingen sich einen Konter zum 11:12 (23.) ein. Kurz darauf parierte abermals Mühleisen, doch sein schneller Pass auf Zimmermann wurde an der Mittellinie vom herausgeeilten SG-Tormann Sebastian Kicki abgefangen. Der leitete direkt den nächsten Angriff ein, Lukas Zank traf zum 13:14 (26.). Eine doppelte Zeitstrafe sorgte für mächtig Diskussionsstoff auf dem Feld. Jonas Schwenk hatte am Trikot seines Gegenspielers gezogen, Teamkollege Andreas Maier schuckte den provozierenden Pascal Bührer zur Seite und wurde ebenfalls auf die Bank verbannt. Mit einem zusätzlichen Feldspieler nahm der TSB clever die Zeit von der Uhr, doch Zimmermanns Dreher ging knapp am Ziel vorbei. Abt hielt die Hausherren mit dem 15:16 (30.) vor der Pause dennoch in Schlagdistanz.
Auch nach dem Seitenwechsel war der TSB drauf und dran, den Dauer-Rückstand umzubiegen. Beim 18:18 (35.) flog ein Distanzwurf von Nicola Rascher allerdings haarscharf am leerstehenden SG-Gehäuse vorbei. Köndringen/Teningen scheiterte gleich zweimal nacheinander am Pfosten, doch die Gmünder konnten diese Gunst nicht nutzen. Jonas Waldenmaier erzielte nach Anspiel von Abt zwar den vermeintlichen Führungstreffer, stand dabei aber schon mit einem Fuß im Kreis. Eine kurze Schwächephase im Angriff brachte den TSB dann aus dem Rhythmus. Überhastete Abschlüsse wurden von den Gästen eiskalt bestraft, innerhalb von nur 60 Sekunden wurde aus dem 20:20 (40.) ein 20:23 (42.). Besonders gegen das Bruderduo Maurice und Pascal Bührer, der langjährige Ludwigshafener Bundesligaspieler stach auf der Mitteposition heraus, fand der TSB keine Mittel mehr.
Wiederum hatten es die Gmünder ihrem herausragenden Spielmacher Tom Abt zu verdanken, dass sie bis zum Schluss im Rennen blieben. „Er hat ein Riesenspiel gemacht, ganz viel Verantwortung übernommen und fast nur richtige Entscheidungen getroffen“, lobte Stetttner den zwölffachen Torschützen: „Und bei so vielen Aktion soll das schon was heißen.“ Einen ärgerlichen Fehler leistete sich das 21-jährige Eigengewächs dann allerdings doch, als er seinen fünften Siebenmeterversuch per Aufsetzer über die Latte beförderte. Der Rückstand wuchs daraufhin auf 23:27 (46.) an. Abermals zwei Zeitstrafen auf einmal, erst für ein Foul von Rascher und dann wegen Reklamierens gegen die Bank, schwächten den TSB dann besonders. „Die Linie der Schiedsrichter war schwer erkennbar“, äußerte sich Stettner dazu diplomatisch. Besonders die dritte Zeitstrafe gegen Jonas Schwenk und damit dessen vorzeitige Disqualifikation stieß auf Unverständnis. „Aber das war nicht der Grund, weshalb wir das Spiel verloren haben“, betonte der Coach.
In der Schlussphase versuchten die Jets nochmals vergebens, das Ruder herumzureißen. Tormann Tobias Klemm fügte sich nach seiner Einwechslung mit zwei Paraden sofort glänzend ein. Vorne vergab Zimmermann gleich zwei freie Würfe, doch Wolfgang Bächle schnappte sich jeweils den Abpraller. Erst traf er selbst und setzte dann Abt in Szene. Beim 29:30 (55.) machte sich unter den 550 Zuschauern neue Hoffnung breit. Allerdings leistete sich der TSB letztlich den einen Fehler zu viel. Waldenmaier traf vom Kreis nur den Pfosten, ein Kempa-Versuch von Zimmermann auf Abt missglückte und so fiel mit dem 29:32 (57.) die Vorentscheidung. Auch die offene Gmünder Manndeckung in der letzten Minute half nichts mehr, Bächles vierter Treffer zum 31:33-Endstand war bloß noch Ergebniskosmetik.
„Unsere schlechte Phase im Angriff kam zum genau ungünstigsten Zeitpunkt“, stellte Tom Abt anschließend ernüchtert fest: „Danach haben wir uns extrem schwer getan, wieder eine stabile Abwehr zu stellen. Wir haben den Abstand zwar immer klein gehalten, aber es nie geschafft, das Spiel wirklich zu drehen.“ Nach der dritten Niederlage in Folge sind die Chancen des Tabellensiebten auf den zu Saisonbeginn erhofften Einzug in die Aufstiegsrunde nur noch theoretischer Natur. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf die oberen vier Ränge, so dass sich der TSB auf einen harten Abstiegskampf in der Rückrunde einstellen muss. „Von guten Leistungen können wir uns in diesem Modus nichts kaufen“, analysiert Abt: „Jetzt müssen wir unbedingt unsere Spiele gegen die direkten Konkurrenten gewinnen.“
Gemeint ist allen voran das letzte Spiel des Jahres am 16.Dezember (20 Uhr / Markweghalle) beim punktlosen Schlusslicht SG H2Ku Herrenberg. „Ich glaube an die Mannschaft und dass sie besser ist, als es die Ergebnisse aussagen“, gibt sich Abt kämpferisch. Sein Trainer Michael Stettner bleibt ebenfalls zuversichtlich: „Wir wissen, dass wir in Herrenberg der Favorit und in der Pflicht sind. Doch wir müssen es positiv angehen und mit dm gleichen Selbstvertrauen weiterspielen, das wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben – auch wenn nicht ganz so viele Punkte dabei herausgesprungen sind, wie es hätten sein können.“
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Tom Abt (12/4), Patrick Watzl (5), Wolfgang Bächle (4), Andreas Maier (3), Eric Zimmermann (3), Arian Pleißner (2), Jonas Waldenmaier (1), Jonas Schwenk (1), Nicola Rascher, Stefan Scholz, Louis Waldraff (n.e.), Vincent Pick (n.e.), Philipp Schwenk (n.e.)
SG: Clement Gaudin, Sebastian Kicki – Maurice Bührer (12/3), Pascal Bührer (6), Luis Ehret (4), Maximilian Endres (3), Sebastian Endres (3), Lukas Zank (2), Axel Simak (1), Fabrizio Spinner (1), Oliver Bührer (1), Jan Keller, Jonas Meyer, Marco Ebner, Dustin Ammel
Siebenmeter: TSB 5/4 – SG 3/3
Zeitstrafen: TSB 18 Minuten – SG 20 Minuten
Rote Karte: Jonas Schwenk (TSB/57./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Christian Gebele (TG Altdorf), Timo Widmann (Freiburger TS)
Zuschauer: 550
(Nico Schoch)