Im letzten Saisonspiel muss der TSB Gmünd am Samstag (20 Uhr / Rundsporthalle) zur Aufstiegsfeier des VfL Waiblingen und dabei gleichzeitig personellen Engpässen trotzen. Kampflos ergeben wollen sich die Jets aber keinesfalls, immerhin geht es noch um den neunten Platz in der Endabrechnung.
Schon vor dem letzten Spieltag sind alle wichtigen Entscheidungen in der Oberliga gefallen. Die sechs Abstiegsplätze waren schon längst vergeben, am vergangenen Wochenende entschieden der VfL Waiblingen und die TGS Pforzheim die Aufstiegsfrage zu ihren Gunsten. Den Remstälern gelang damit ein ganz besonderes Kunststück. Denn seit dem TV Neuhausen im Jahr 2006 sind sie die erste Mannschaft, welche direkt aus der Württembergliga in die Drittklassigkeit durchmarschiert. Wobei das für viele Beobachter nicht völlig überraschend kam. „Das ist kein normaler Aufsteiger“, hatte etwa Michael Stettner schon vor Saisonbeginn mit Blick auf den hochkarätig besetzten Waiblinger Kader festgestellt: „Wenn man dann nach 33 Spielen uneinholbar auf einem Aufstiegsplatz steht, dann ist das auch komplett verdient. Sie haben in dieser Runde einen klasse Job gemacht.“
Der TSB-Trainer zählte am vergangenen Sonntag auch zu den ersten Gratulanten bei Aufstiegscoach Tim Baumgart. Der Coach der „Tigers“ bedankte sich, zeigte sich aber auch froh, dass es im letzten Spiel um nichts mehr geht. Der Klassenprimus verspürt also durchaus Respekt vor dem TSB Gmünd, der sein erstes Jahr nach dem großen Umbruch ohne großartige Abstiegssorgen verbrachte und im gesicherten Mittelfeld zu Ende bringen wird. Ob die Jets (37:29) ihren neunten Tabellenplatz verteidigen können, hängt noch vom Gastspiel des Zehnten HC Neuenbürg (36:30) beim drittplatzierten TV Plochingen ab. „Natürlich wollen wir lieber in der oberen als in der unteren Tabellenhälfte landen“, erklärt Stettner. Wobei das Gesamtfazit damit nicht positiver oder negativer ausfallen würde: „In ein paar Monaten ist diese Platzierung nicht mehr interessant. Wir haben schon in den vergangenen Partien mehr auf uns und unsere Entwicklung mit Blick auf die neue Runde geachtet.“
Entscheidend sei vielmehr, mit welchem Gefühl der TSB in die nach 34 Saisonspielen so sehr herbeigesehnte Sommerpause gehen wird. Die letzte Aufgabe könnte dabei kaum härter sein. Denn für die Waiblinger geht es im Fernduell mit der punktgleichen TGS Pforzheim (zu Gast bei Schlusslicht TuS Steißlingen) immerhin noch um den Meisterwimpel. „Für Teil zwei ihrer Aufstiegsparty wollen sie sicher nochmal einen Sieg mitnehmen“, ist Stettner überzeugt. Dennoch verspüren seine Mannen vor dieser Herkulesaufgabe mehr Lust als Last. Völlig ohne Druck will der TSB antreten und den großen Favoriten ärgern. Ob man damit zum Partycrasher mutieren könnte, interessiert den Trainer allerdings nur wenig. „Wir wollen nochmal ein gutes Spiel hinlegen und uns vor allem besser präsentieren als in Plochingen“, spielt Stettner auf die 22:36-Klatsche vor zwei Wochen ein.
Abgesehen von dieser desaströsen zweiten Halbzeit gelang es dem TSB immerhin schon einige Male, die vier besten Teams der Liga phasenweise in Bedrängnis zu bringen. Am Ende allerdings ging man sowohl gegen Bittenfeld II (28:32, 30:31) und Plochingen (24:26, 22:36) als auch gegen Pforzheim (20:29, 24:30) und Waiblingen (33:39) stets leer aus. „Es braucht eben 60 statt nur 30 guten Minuten, in denen alle Spieler funktionieren müssen“, fasst Stettner die Lehren zusammen. Zumindest in Bittenfeld wäre ein Punktgewinn verdient gewesen, ansonsten waren die Niederlagen unterm Strich verdient. So auch im Hinspiel gegen den Tabellenführer, als der TSB mit 33:39 seine Grenzen aufgezeigt bekam.
Damals war die frühe Rote Karte gegen Kapitän Nicola Rascher nach gerade einmal 80 Sekunden der Knackpunkt. „Damit war unser kompletter Matchplan zunichte gemacht“, rekapituliert Stettner. Sein Team habe sich aber auch insgesamt zu viele Fehler gemacht, die vom Titelanwärter im Gegenstoß eben gnadenlos bestraft wurden. In diesen Phasen fehlen dem zweitjüngsten Team der Oberliga noch die Konstanz und die Abgezocktheit. „Das ist aber gar nicht verwerflich“, betont der Trainer: „Im nächsten Jahr wollen wir dann den nächsten Schritt machen, um uns für gute Halbzeiten gegen die stärksten Gegner mehr zu belohnen.“
Dass ein solcher Schritt schon diesen Samstag gelingt, scheint allerdings nahezu ausgeschlossen. „Dieses Spiel steht unter einem komplett anderen Stern“, verweist Stettner auf die angespannte Personalsituation. Neben den langzeitverletzten Leistungsträgern Wolfgang Bächle und Stephan Mühleisen fehlen aus privaten Gründen nun auch noch Rechtsaußen Vincent Pick sowie der eigentlich unverzichtbare Andreas Maier. Routinier Philipp Schwenk ist angeschlagen. Ein ebenso großes Fragezeichen steht hinter einer möglichen Abschiedsvorstellung für Jan Spindler. Der 29-Jährige, der zur HSG Bargau/Bettringen wechseln wird, zog sich beim jüngsten 37:31-Heimerfolg gegen Weilstetten einen Prellung am Rücken zu.
Zwei von fünf etatmäßigen Rückraumspielern drohen auszufallen. Kompensiert werden soll dies durch den Einsatz von Youngster Louis Waldraff sowie Dominic Boland, dem Top-Torjäger der Bezirksliga-Meistermannschaft. In der Abwehr allerdings hinterlässt Maier eine besonders große Lücke, weshalb der TSB-Trainer dort zum Improvisieren gezwungen ist. Denn auch Christian Waibel kann anders als in der Vorwoche dort nicht aushelfen. Erschwerend hinzu kommt, dass Tormann Daniel Mühleisen direkt vom Lehrgang der Beachhandball-Nationalmannschaft nach Waiblingen reist. „Er wird alles andere als ausgeruht sein“, befürchtet Stettner.
Nichtsdestotrotz erwartet der Chefcoach eine unverändert hohe Motivation für die letzten 60 Minuten der Mammutsaison: „Wir wollen den Gegner ärgern und uns so teuer wie möglich verkaufen, alles andere ist da sekundär.“ Es soll ein versöhnlicher Abschluss werden – so schlecht die Chancen auch erscheinen.
TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Jan Spindler (?), Patrick Watzl, Louis Waldraff, Arian Pleißner, Dominic Boland, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk (?), Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier