„Ein Derby hat immer eigene Gesetze“: Leitet der TSB in Heiningen die Trendwende ein?

Die Vorzeichen für den Stauferland-Klassiker am Samstag (20 Uhr / Voralbhalle / Livestream via Staige.tv) könnten verschiedener kaum sein. Der TSV Heiningen gewann neun seiner letzten zehn Spiele, dennoch rechnet sich der zuletzt so wankelmütige TSB Gmünd Chancen aus.

Ziemlich gedrückt war die Stimmung in der TSB-Kabine am vergangenen Sonntag, nachdem die „Jets“ mit einer desolaten zweiten Hälfte den möglichen Coup gegen den neuen Tabellenführer TGS Pforzheim verspielt hatten. Ein frustrierender Abend, nicht alleine weil es bereits die vierte Heimschlappe im Jahr 2023 war. Vielmehr ärgert sich Trainer Michael Stettner über die starken Schwankungen, wodurch aus einer 16:15-Pausenführung eine 24:30-Niederlage wurde: „Es kann nicht sein, dass wir dieses Spiel völlig unnötig herschenken und das ist eben nicht zum ersten Mal passiert.“ In der Kabine gab es deshalb „relativ deutliche Worte“, welche sich die Mannschaft auch zu Herzen genommen habe. „Die Jungs sind da selbstkritisch genug, um das anzunehmen, und wollen nun sicherlich eine Reaktion zeigen“, so Stettner.
Sorgen, dass der Tabellenneunte die restliche Saison angesichts von scheinbar bequemen neun Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz nun schleifen lassen würde, hegt der Trainer in keinster Weise: „Ich habe nicht ansatzweise das Gefühl, dass die Spieler nur Dienst nach Vorschrift machen. Eigentlich kann ich ihnen nie einen Vorwurf machen, dass sie im Training oder gar im Spiel nicht voll engagiert wären.“ Die Tabelle blendet Stettner ohnehin total aus, vielmehr gilt es nun die Leistungen wieder zu stabilisieren. „Es wird Zeit, dass wir uns auch gegen starke Mannschaften für unsere guten Phasen belohnen anstatt die Chance auf Punkte leichtfertig zu vergeben“, betont der 39-Jährige.
Der Trend spricht jedenfalls nicht für den TSB, sehr wohl aber für den kommenden Gegner. Der TSV Heiningen gewann in diesem Jahr neun von zehn Partien, die Gmünder hingegen erst drei – somit wird der bevorstehende Stauferland-Klassiker zu einem Duell der krassen Gegensätze. „Wir sind nicht mehr so stabil wie in der Hinrunde“, bilanziert Stettner und blickt zugleich voller Respekt auf die Serie des Lokalrivalen, der zuletzt auch die knifflige Aufgabe bei der HSG Konstanz II (38:33) mit Bravour bestand. „Nach einem schwierigen Saisonstart hat sich Heiningen unfassbar gut gefangen und stehen deshalb auch völlig zurecht vor uns in der Tabelle. Wobei sie sogar besser und gefestigter wirken, als es der siebte Platz aussagt.“
Angesichts der aktuellen Formkurve wirkt es rückblickend ziemlich kurios, dass der TSB die „Staren“ Anfang November schon im ersten Durchgang mit 21:13 demontierte und einen souveränen 33:28-Erfolg feierte. Aus Trainersicht „eines unserer besten Spiele“, doch das Wiedersehen steht eben unter komplett anderen Vorzeichen. An Vorfreude mangelt es den Gästen dennoch nicht, wie Stettner unterstreicht: „Das Hinspiel war von der Stimmung her schon ziemlich cool, auch dieses Mal wird es vor voller Hütte richtig zur Sache gehen. Genau das sind die Spiele, die allen Beteiligten am meisten Spaß machen.“
Sehr wohl wissen die TSBler allerdings, wie schwer es wird gegen die erfahrene Heininger Mannschaft zu bestehen, zumal diese mit maximal breiter Brust und dem Wunsch nach einer Revanche antreten werden. An den Toren gemessen ragt das Dreigestirn mit Spielmacher Simon Dürner (124/23), Linksaußen Andreas Schaaf (118/33) und Kreisläufer Fabian Gross (111) heraus. Nach längerer Verletzungspause sorgt inzwischen auch der Ex-Drittligakeeper Manuel Weinbuch wieder für den benötigten Rückhalt. „Eine sehr abgezockte Truppe mit hoher individuelle Klasse“, bringt es Stettner auf den Punkt. Besonders gegen das Kreisläuferspiel und die unangenehme, offensive Abwehr des TSV müsse sein Team die richtigen Lösungen finden.
Positiv betrachtet kann es wohl auch keinen besseren Anlass geben, um das Ruder herumzureißen. „Ein Derby hat immer seine eigenen Gesetze“, weiß Stettner, obwohl die Heininger in der aktuellen Verfassung der Favorit sind. Der TSB verspürt keinen Druck, doch ein Erfolg wäre für den Chefcoach ein „Knackpunkt“, um auch wieder emotional in die richtige Richtung zu gelangen. „Wir fahren nicht chancenlos nach Heiningen. Doch wir brauchen 60 gute Minuten anstatt nur einer guten Halbzeit, sonst gibt es da nichts zu holen.“
Doch wie lautet der Lösungsansatz, um die viel kritisierten Schwankungen in den Griff zu bekommen? „In manchen Phasen gehen wir einfach zu sehr und immer weiter ins Risiko“, so lauter Stettners Analyse. Anstatt das Tempo zu drosseln, wiederholen sich beim TSB dann allzu oft die technischen Fehler und Ballverluste. Top-Mannschaften wie eben zuletzt Pforzheim und nun Heiningen bestrafen dies eiskalt. Deshalb verlangt Stettner von seinen Mannen, künftig cleverer zu agieren, wenn es brenzlig wird: „Wir müssen den richtigen Mittelweg finden und uns auf eingespielte Sachen konzentrieren, die eine relativ hohe Erfolgsquote haben. Doch das ist ein Prozess, der Zeit braucht.“
Dabei sind die Probleme, die seit einigen Wochen vermehrt auftreten, reichlich hartnäckig. Im Angriff fehlt es an einer effizienten Chancenverwertung, in der Abwehr an dauerhafter, verlässlicher Stabilität. Wobei beim zweiten Punkten zuletzt Besserung in Sicht war. Die 30 Gegentore gegen die starke Pforzheimer Offensive waren ein ordentlicher Wert, zumal Stammtorwart Daniel Mühleisen fehlte. Ob der 26-Jährige nach seiner Corona-Infektion im Derby zwischen die Pfosten zurückkehren wird, ist noch fraglich. Krankheitsbedingt verpassten auch Ersatzkeeper Giovanni Gentile und Rückraumlenker Jan Spindler das Training.
„Ich hoffe, dass alle drei rechtzeitig wieder fit sind“, mag Stettner noch keine Prognose wagen. Immerhin hat Youngster Jonas Schwenk seine Hüftprobleme überwunden und auch der ältere Bruder Philipp Schwenk kann nach kurzer Pause wieder für die nötige defensive Stabilität sorgen. Personelle Alternativen wie etwa Louis Waldraff und Christian Waibel hingegen werden dem TSB fehlen, da das Perspektivteam ebenfalls am Samstagabend (19:30 Uhr) zum Bezirksliga-Topspiel bei der SG Kuchen-Gingen antritt. Bei einem Sieg in fremder Halle wäre die Meisterschaft für den TSB II weiter greifbar. Fährt dann auch noch Stettners Team einen „Big Point“ für den Oberliga-Verbleib ein, würde in der Gmünder Kabine endlich wieder eine ausgelassene Stimmung herrschen.
TSB: Daniel Mühleisen (?), Giovanni Gentile (?), Frederik Füchtner – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Jan Spindler (?), Patrick Watzl, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier

Die Vorzeichen für den Stauferland-Klassiker am Samstag (20 Uhr / Voralbhalle / Livestream via Staige.tv) könnten verschiedener kaum sein. Der TSV Heiningen gewann neun seiner letzten zehn Spiele, dennoch rechnet sich der zuletzt so wankelmütige TSB Gmünd Chancen aus.

Ziemlich gedrückt war die Stimmung in der TSB-Kabine am vergangenen Sonntag, nachdem die „Jets“ mit einer desolaten zweiten Hälfte den möglichen Coup gegen den neuen Tabellenführer TGS Pforzheim verspielt hatten. Ein frustrierender Abend, nicht alleine weil es bereits die vierte Heimschlappe im Jahr 2023 war. Vielmehr ärgert sich Trainer Michael Stettner über die starken Schwankungen, wodurch aus einer 16:15-Pausenführung eine 24:30-Niederlage wurde: „Es kann nicht sein, dass wir dieses Spiel völlig unnötig herschenken und das ist eben nicht zum ersten Mal passiert.“ In der Kabine gab es deshalb „relativ deutliche Worte“, welche sich die Mannschaft auch zu Herzen genommen habe. „Die Jungs sind da selbstkritisch genug, um das anzunehmen, und wollen nun sicherlich eine Reaktion zeigen“, so Stettner.
Sorgen, dass der Tabellenneunte die restliche Saison angesichts von scheinbar bequemen neun Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz nun schleifen lassen würde, hegt der Trainer in keinster Weise: „Ich habe nicht ansatzweise das Gefühl, dass die Spieler nur Dienst nach Vorschrift machen. Eigentlich kann ich ihnen nie einen Vorwurf machen, dass sie im Training oder gar im Spiel nicht voll engagiert wären.“ Die Tabelle blendet Stettner ohnehin total aus, vielmehr gilt es nun die Leistungen wieder zu stabilisieren. „Es wird Zeit, dass wir uns auch gegen starke Mannschaften für unsere guten Phasen belohnen anstatt die Chance auf Punkte leichtfertig zu vergeben“, betont der 39-Jährige.
Der Trend spricht jedenfalls nicht für den TSB, sehr wohl aber für den kommenden Gegner. Der TSV Heiningen gewann in diesem Jahr neun von zehn Partien, die Gmünder hingegen erst drei – somit wird der bevorstehende Stauferland-Klassiker zu einem Duell der krassen Gegensätze. „Wir sind nicht mehr so stabil wie in der Hinrunde“, bilanziert Stettner und blickt zugleich voller Respekt auf die Serie des Lokalrivalen, der zuletzt auch die knifflige Aufgabe bei der HSG Konstanz II (38:33) mit Bravour bestand. „Nach einem schwierigen Saisonstart hat sich Heiningen unfassbar gut gefangen und stehen deshalb auch völlig zurecht vor uns in der Tabelle. Wobei sie sogar besser und gefestigter wirken, als es der siebte Platz aussagt.“
Angesichts der aktuellen Formkurve wirkt es rückblickend ziemlich kurios, dass der TSB die „Staren“ Anfang November schon im ersten Durchgang mit 21:13 demontierte und einen souveränen 33:28-Erfolg feierte. Aus Trainersicht „eines unserer besten Spiele“, doch das Wiedersehen steht eben unter komplett anderen Vorzeichen. An Vorfreude mangelt es den Gästen dennoch nicht, wie Stettner unterstreicht: „Das Hinspiel war von der Stimmung her schon ziemlich cool, auch dieses Mal wird es vor voller Hütte richtig zur Sache gehen. Genau das sind die Spiele, die allen Beteiligten am meisten Spaß machen.“
Sehr wohl wissen die TSBler allerdings, wie schwer es wird gegen die erfahrene Heininger Mannschaft zu bestehen, zumal diese mit maximal breiter Brust und dem Wunsch nach einer Revanche antreten werden. An den Toren gemessen ragt das Dreigestirn mit Spielmacher Simon Dürner (124/23), Linksaußen Andreas Schaaf (118/33) und Kreisläufer Fabian Gross (111) heraus. Nach längerer Verletzungspause sorgt inzwischen auch der Ex-Drittligakeeper Manuel Weinbuch wieder für den benötigten Rückhalt. „Eine sehr abgezockte Truppe mit hoher individuelle Klasse“, bringt es Stettner auf den Punkt. Besonders gegen das Kreisläuferspiel und die unangenehme, offensive Abwehr des TSV müsse sein Team die richtigen Lösungen finden.
Positiv betrachtet kann es wohl auch keinen besseren Anlass geben, um das Ruder herumzureißen. „Ein Derby hat immer seine eigenen Gesetze“, weiß Stettner, obwohl die Heininger in der aktuellen Verfassung der Favorit sind. Der TSB verspürt keinen Druck, doch ein Erfolg wäre für den Chefcoach ein „Knackpunkt“, um auch wieder emotional in die richtige Richtung zu gelangen. „Wir fahren nicht chancenlos nach Heiningen. Doch wir brauchen 60 gute Minuten anstatt nur einer guten Halbzeit, sonst gibt es da nichts zu holen.“
Doch wie lautet der Lösungsansatz, um die viel kritisierten Schwankungen in den Griff zu bekommen? „In manchen Phasen gehen wir einfach zu sehr und immer weiter ins Risiko“, so lauter Stettners Analyse. Anstatt das Tempo zu drosseln, wiederholen sich beim TSB dann allzu oft die technischen Fehler und Ballverluste. Top-Mannschaften wie eben zuletzt Pforzheim und nun Heiningen bestrafen dies eiskalt. Deshalb verlangt Stettner von seinen Mannen, künftig cleverer zu agieren, wenn es brenzlig wird: „Wir müssen den richtigen Mittelweg finden und uns auf eingespielte Sachen konzentrieren, die eine relativ hohe Erfolgsquote haben. Doch das ist ein Prozess, der Zeit braucht.“
Dabei sind die Probleme, die seit einigen Wochen vermehrt auftreten, reichlich hartnäckig. Im Angriff fehlt es an einer effizienten Chancenverwertung, in der Abwehr an dauerhafter, verlässlicher Stabilität. Wobei beim zweiten Punkten zuletzt Besserung in Sicht war. Die 30 Gegentore gegen die starke Pforzheimer Offensive waren ein ordentlicher Wert, zumal Stammtorwart Daniel Mühleisen fehlte. Ob der 26-Jährige nach seiner Corona-Infektion im Derby zwischen die Pfosten zurückkehren wird, ist noch fraglich. Krankheitsbedingt verpassten auch Ersatzkeeper Giovanni Gentile und Rückraumlenker Jan Spindler das Training.
„Ich hoffe, dass alle drei rechtzeitig wieder fit sind“, mag Stettner noch keine Prognose wagen. Immerhin hat Youngster Jonas Schwenk seine Hüftprobleme überwunden und auch der ältere Bruder Philipp Schwenk kann nach kurzer Pause wieder für die nötige defensive Stabilität sorgen. Personelle Alternativen wie etwa Louis Waldraff und Christian Waibel hingegen werden dem TSB fehlen, da das Perspektivteam ebenfalls am Samstagabend (19:30 Uhr) zum Bezirksliga-Topspiel bei der SG Kuchen-Gingen antritt. Bei einem Sieg in fremder Halle wäre die Meisterschaft für den TSB II weiter greifbar. Fährt dann auch noch Stettners Team einen „Big Point“ für den Oberliga-Verbleib ein, würde in der Gmünder Kabine endlich wieder eine ausgelassene Stimmung herrschen.
TSB: Daniel Mühleisen (?), Giovanni Gentile (?), Frederik Füchtner – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Jan Spindler (?), Patrick Watzl, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier

Das ist der Gegner: TSV Heiningen 1892


Das ist der Gegner: TSV Heiningen 1892

Hinten von links: Stv. Abteilungsleiter Peter Weißer, Spieler u. Co-Trainer Chris Zöller, Sascha Hartl, Fabian Gross, Felix Kohnle, Tassilo Neudeck, Mike Heim, Simon Dürner, Stv. Abteilungs- und Sportlicher Leiter Detlef Kosior
Mitte von links: Mannschaftsarzt Dr. Ramin Malek, Trainer Mike Wolz, Maximilian Mattes, Nico Gerasia, Ben Demsky, Betreuerin Anita Gerasia, Physiotherapeutin Svenja Kersten, Sekretär Ulrich Schrag
Vorne von links: Andreas Schaaf, Felix Weißer, Yanik Braun, Manuel Weinbuch, Dennis Welz, Nick Kohnle
Es fehlen: Joel Klimas, Finn Krempl, David Schröder, Jan Rummel, Sportliche Leiter Timo Rapp und Marcus Graf, Physiotherapeut Mike Habdank, Sekretärin Susanne Kleefeld und Sekretär Markus Krempl
 
Neuzugänge: Ben Demsky, Joel Klimas (beide FA Göppingen U19), Jan Rummel (eigene Jugend), David Schröder (TSG Söflingen / FA Göppingen U19), Manuel Weinbuch (TV Plochingen)
Abgänge: Lars Wittlinger (pausiert)
Trainer: Mike Wolz (4.Jahr)
Mannschaftskapitän: Felix Kohnle
Saisonziel: Klassenerhalt
Meistertipp: TGS Pforzheim
Aktueller Stand: 7.Platz, 30:18 Punkte, 753:694 Tore
Bester Torschützen: Simon Dürner (124/23), Andreas Schaaf (118/33), Fabian Gross (111)
Größter sportlicher Erfolg: Drei Jahre 2.Bundesliga (1982 – 1985)
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 9 Siege, 2 Unentschieden, 10 Niederlagen
Hinspiel: TSB - TSV 33:28 (21:13)
Heimspielstätte: Voralbhalle (550 Plätze) – Krautgarten 1, 73092 Heiningen
Entfernung: 29 Kilometer (33 Minuten Fahrtzeit)

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, TSV Heiningen)