Das Rätseln über die großen Leistungsschwankungen geht weiter. Zwar kompensiert der TSB Gmünd den Ausfall von Stammtorwart Daniel Mühleisen, bricht aber nach einer 16:15-Pausenführung völlig ein und unterliegt dem neuen Tabellenführer TGS Pforzheim mit 24:30.
Unterschiedlicher hätten die Gefühlswelten kaum sein können. Während sich die TGS Pforzheim mit lautstarken „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ - Rufen von den 450 Zuschauern verabschiedete, schlichen die Hausherren sichtlich geknickt mit hängenden Köpfen vom Feld. Bei Michael Stettner saß der Frust besonders tief. „Wir waren richtig gut drin im Spiel, haben es aber schon wieder völlig unnötig hergeschenkt“, wütete der Trainer des TSB Gmünd. Denn die Schwankungen seines Teams sind längst ein gewohntes Phänomen geworden: „Sobald es bei uns ein paar Minuten lang nicht läuft, brechen wir zu schnell ein. Da muss jetzt jeder bei sich selbst ganz schnell den Hebel ansetzen, ohne nach Ausreden zu suchen.“
Eine solche Ausrede könnte etwa das Fehlen von Stammkeeper Daniel Mühleisen (Corona-Infektion) sein. „Natürlich war das ein großer Faktor, doch wir haben das Spiel sicher nicht auf der Torhüterposition verloren“, wollte Stettner gar keine Kritik an Mühleisen-Vertreter Giovanni Gentile aufkommen lassen: „Für ihn war es nicht einfach, von null auf hundert funktionieren zu müssen.“ Bei seinem ersten Einsatz von Beginn an verzeichnete das 23-jährige TSB-Eigengewächs schon nach zwei Minuten seine erste Parade. Den frühen 1:3-Rückstand drehten die beiden Außen Eric Zimmermann und Wolfgang Bächle dann innerhalb von nur 70 Sekunden in ein 4:3 (8.) um. „Wir wussten, dass wir nur eine Chance haben, wenn wir unser Gegenstoßspiel aufziehen“, betont der Trainer.
Im stehenden Angriff allerdings mühte sich der TSB meist erfolglos an der stärksten Abwehr der Liga ab und geriet abermals mit 4:8 (13.) ins Hintertreffen. Nach Stettners erster Auszeit stabilisierte sich die Abwehr, in der neben dem zuletzt erkrankten Philipp Schwenk auch wieder Routinier Christian Waibel mitwirkte. Tom Abt durchbrach die offensive Durststrecke dann mit einem ansatzlosen Schlagwurf. Bächles Doppelschlag brachte den TSB auf 7:8 (17.) heran, der Rechtsaußen verpasste kurz darauf sogar den möglichen Führungstreffer.
Das holte dann der Torwart nach: Als ein Lupfer des Pforzheimer Rechtsaußen Ioannis Fraggis vom Pfosten zurückprallte, erkannte Gentile die Chance für einen Wurf aufs leerstehende Gehäuse – das 11:10 (23.) war sein allererster Torerfolg in der Oberliga. Pforzheim zog zwar umgehend gleich, doch der TSB hielt den Druck aufrecht. Direkt vor der Pause schleuderte Nicola Rascher die Kugel zum 16:15 (30.) in die Maschen.
Das holte dann der Torwart nach: Als ein Lupfer des Pforzheimer Rechtsaußen Ioannis Fraggis vom Pfosten zurückprallte, erkannte Gentile die Chance für einen Wurf aufs leerstehende Gehäuse – das 11:10 (23.) war sein allererster Torerfolg in der Oberliga. Pforzheim zog zwar umgehend gleich, doch der TSB hielt den Druck aufrecht. Direkt vor der Pause schleuderte Nicola Rascher die Kugel zum 16:15 (30.) in die Maschen.
So durften die Gmünder Fans von der großen Sensation gegen die seit 14 Spielen unbezwungenen Gäste träumen – doch ihre Mannschaft stand sich selbst im Weg. Zunächst dezimierte sich der TSB selbst, als Waibel seinen Gegenspieler Fabian Dytka im Sprungwurf zu Boden riss und dieser daraufhin von seinen Mitspielern vom Feld getragen wurde. Der Gmünder Abwehrrecke wurde mit glatt Rot vom Feld geschickt und musste tatenlos zusehen, wie dem TSB die Felle allmählich davonschwammen. Der flinke Abt glich zunächst zum 17:17 (33.) aus und hielt die Pforzheimer Abwehr mächtig auf Trab, scheiterte dann aber gleich zweimal am eingewechselten Tormann Jonathan Binder. Von da an häuften sich beim TSB die überhasteten Würfe und Abspielfehler – für die Gäste eine willkommene Einladung. „Wir haben einen Ball nach dem anderen weggeworfen und damit genau das getan, was der Gegner wollte“, haderte Stettner.
Der Trainer wartete vergeblich darauf, dass ein Ruck durch die Mannschaft gehen würde. Pforzheim zog durch Ioannis Fraggis auf 17:21 (39.) davon, obwohl Gentile den ersten Versuch des Rechtsaußen noch entschärfen konnte. Diese Hypothek war nicht mehr wettzumachen. Dass Stettner nun konsequent auf den siebten Feldspieler setzte, schien sich kurzzeitig bezahlt zu machen, als Bächle den TSB mit drei weiteren Toren bis zum 20:23 (45.) im Rennen hielt. Doch kaltschnäuzige Pforzheimer erstickten die erhoffte Gmünder Aufholjagd im Keim. Gegen das gegnerische Abwehrbollwerk war kaum noch ein Durchkommen und spätestens beim 20:27 (52.) war jede Hoffnung erloschen. Stettner bilanzierte: „Es war von allem zu wenig. Wir haben in der zweiten Halbzeit neun technische Fehler und kein Gegenstoß-Tor gemacht. Das ist einfach ungenügend.“
Nach acht Minuten ohne Gmünder Treffer sendete Waldenmaier nochmals ein Gmünder Lebenszeichen. Zimmermann hätte per Konter sogar noch auf vier Tore verkürzen können, doch sein Lupfer setzte auf der Latte auf. Damit war die Luft raus beim TSB, der mit dem 24:30-Endstand sogar noch gut bedient war. Wie schon nach der 30:31-Niederlage beim TV Bittenfeld II eine Woche zuvor stand die bittere Erkenntnis: Nur eine gute Halbzeit reicht eben nicht, um den Klassenprimus straucheln zu lassen.
Der TSB rutscht damit auf den neunten Tabellenplatz ab, hält aber weiterhin ein Neun Punkte-Polster zur Abstiegszone. Kommenden Samstag (20 Uhr / Voralbhalle) kommt es zum Derby beim Siebten TSV Heiningen – und die Bilanz des Lokalrivalen könnte mit neun Siegen aus den vergangenen zehn Spielen kaum eindrucksvoller kaum sein. Der Gmünder Trainer nimmt die Rolle des Außenseiters ohne zu Zögern an, gleichzeitig aber auch seine Mannschaft in die Pflicht. „Die nötige aggressive Einstellung ist da natürlich die Grundvoraussetzung, wir dürfen uns auch nicht zu schnell verrückt machen lassen“, betont Stettner. Denn die „Ups and Downs“ während der 60 Minuten müssen endlich aufhören, um wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden.