Mühevoll, aber verdient setzt sich der TSB Gmünd beim abstiegsbedrohten TV Knielingen mit 33:26 (17:11) durch. Ein Ergebnis, das dem Spielverlauf nicht gerecht wird. Trotz einer klaren Führung mussten die Jets noch bis kurz vor Schluss um die zwei Punkte bangen.
Nicht wenige der 220 Zuschauer im Karlsruher Norden fühlten sich erinnert an den wankelmütigen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft, die tags zuvor im WM-Platzierungsspiel gegen Ägypten einen Neun Tore-Vorsprung aus der Hand gegeben und sich dann erst in der Verlängerung durchgesetzt hatte. Ähnlich war auch der TSB Gmünd bis zum Zwischenstand von 21:12 in der 37.Minute seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Doch die Hausherren vom TV Knielingen gaben sich noch längst nicht geschlagen und tasteten sich innerhalb einer Viertelstunde auf 26:23 (52.) heran. TSB-Trainer Michael Stettner bekannte zwar, zu keiner Zeit das Gefühl gehabt zu haben, "dass das Spiel noch kippt." Sein Gegenüber Jochen Werling wiederum verwies auf zwei "glückliche Rückraumtore" des Gmünder Torjägers Nicola Rascher, die für die späte Entscheidung sorgten. "Wenn diese beiden Tore nicht fallen, wer weiß was dann passiert?", meinte der TVK-Trainer.
Doch während der Liganeuling trotz einer couragierten Leistung abermals mit leeren Händen da stand, erfüllte der TSB letztlich seine Pflicht und kam dem anvisierten Klassenerhalt einen weiteren Schritt näher. Nicht mehr und nicht weniger zählt, wie Stettner unterstrich: "Manchmal muss man eben auch dreckige zwei Punkte mitnehmen. Es war die erwartet schwere Aufgabe gegen eine Mannschaft, die vor allem daheim besser spielt als es ihr Tabellenplatz es aussagt." Beim Viertletzten waren die Gmünder nach einem schleppenden Start zunächst sogar mit 3:5 (11.) ins Hintertreffen geraten, bevor Kapitän Rascher und Linksaußen Eric Zimmermann ihre Farben beim 6:5 (14.) auf Kurs brachten. Bis zum 11:10 (23.) war es ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, wenn auch mit einer hohen Fehlerquote auf beiden Seiten.
Der TSB reduzierte diese Fehler, agierte geduldiger und fand durch zahlreiche Ballgewinne immer mehr zu seinem gewohnten Tempospiel. Mit drei Toren in Folge aus der zweiten Welle erhöhte Rascher auf 15:10 (28.), nachdem Knielingen zwei freie Würfe und ein Siebenmeter vergeben hatte. Auch der letzte Angriff vor der Pause blieb im Gmünder Block hängen, im Gegenzug stellte Wolfgang Bächle auf 17:11 (30.). Ein Vorsprung, der selbst für Stettners Gefühl zu deutlich ausfiel: "Wir dachten, Knielingen würde vom hohen Tempo irgendwann einbrechen – aber das sind sie nicht." Auch nicht nach einem "totalen Black-Out" (O-Ton Werling) zu Beginn der zweiten Hälfte. Der TSB nutzte dies, um durch Zimmermann auf 21:12 (37.) davonzuziehen. Die Vorentscheidung? Eben nicht.
Schon im Hinspiel hatten beide Teams zwei völlig verschiedene Gesichter gezeigt, als der Gmünder Vorsprung von elf auf vier Tore geschmolzen war. Dieselbe Moral legten die Badener auch vor heimischer Kulisse an den Tag, mit einem 4:0-Lauf zum 21:16 (40.) ließen sie neue Hoffnung aufkeimen. "In dieser Situation merkt man, dass es für sie im Abstiegskampf um jeden Punkt geht und sie nicht aufhören zu kämpfen", meinte Stettner. Auch ein Doppelschlag von Bächle brachte seinen Mannen nicht die nötige Sicherheit. Mit dem 24:20 (47.) war der TVK zurück im Rennen, beim 26:23 (52.) kochte die Halle – und erst jetzt nahm der TSB-Coach die längst überfällige Auszeit.
"Ich wollte sehen, wie die Mannschaft damit umgeht und deshalb relativ lange gewartet", erklärte Stettner. Besonders das gegnerische Kreisläuferspiel, wogegen die lange Zeit stabile TSB-Defensive keine Mittel mehr fand, war ihm ein Dorn im Auge: "Wir müssen da in Zukunft viel besser verteidigen. Der Kreisläufer hat vier oder fünf Anspiele bekommen, die er niemals bekommen darf, nur weil wir unsere Arme beim Verteidigen nicht nutzen." Nach einigen personellen Wechseln zuvor vertraute Stettner in der Schlussphase wieder auf seine eingespielte Anfangsformation – und das zahlte sich aus: Der starke Jonas Waldenmaier traf vom Kreis zum 27:23 (53.), Raschers eingangs erwähnte Rückraumwürfe rutschten dem Knielinger Keeper zum 29:24 (55.) durch.
Doch der TSB erzeugte nochmals unnötige Spannung. Tom Abt scheiterte wie schon zuvor Rascher und Bächle von der Siebenmeterlinie, Knielingen verkürzte postwendend auf 29:26 (57.). Erst zwei Distanzwürfe brachten die Entscheidung: In Unterzahl gingen die Hausherren mit dem zusätzlichen Feldspieler volles Risiko, Andreas Maier und TSB-Tormann Daniel Mühleisen bestraften das mit ihren Treffern ins leerstehende Gehäuse. "Ich muss mich bei meinem Gegenspieler bedanken, dass er mir den Ball zurückgespielt hat", so Mühleisen lächelnd über sein sechstes Saisontor: "Das ist immer ein schönes Gefühl, aber ich konzentriere mich zuallererst auf meinen eigentlichen Job, die Bälle zu halten." Das gelang dem 26-Jährigen mehr als ordentlich, Rascher sorgte dann mit seinem elften Treffer an diesem Abend für das zu deutliche Endresultat. So gut das 33:26 auf der Anzeigetafel und das Gmünder Spiel über weite Strecken aussahen – am Ende war es eben doch ein Zittersieg.
Ein besonders wertvoller Erfolg ist es in jedem Fall. Zehn Punkte beträgt nun das Polster auf den ersten Abstiegsplatz, den aktuell die HSG Konstanz II einnimmt. Die Talentschmiede das Zweitligisten tritt am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) beim TSB an. Es wird der nächste Härtetest für den wiederholt favorisierten Tabellensechsten. "Nur dass Konstanz spielerisch eine ganz andere Hausnummer ist", wie Stettner warnt. Von einer Vorentscheidung in Sachen Klassenerhalt will der Trainer ohnehin noch nichts wissen: "Wie man es auch noch dreht und wendet, bei noch 16 Spielen liegt immer noch ein ganz weiter Weg vor uns." Und wie schnell ein scheinbar komfortabler Vorsprung wieder futsch sein kann, wissen die Jets ganz genau.