

Diese Tatsache kann und will Michael Stettner auch gar nicht erst abstreiten. „Wir sind Favorit und wollen die nächsten zwei Punkte nachlegen“, kündigt der TSB-Trainer an. Doch er kommtnicht drum herum, ausdrücklich vor dem kommenden Gegner zu warnen. Knielingen sei eine „typische Stolperfalle“ und keinesfalls zu unterschätzen, auch wenn die Tabellensituation vielleicht dazu einladen würde. Obwohl der Aufsteiger aus dem Karlsruher Stadtteil zuletzt mehr Schatten als Licht zeigte, überraschte er in eigener Halle bereits die etablierten Oberligisten aus Weinsberg (34:29) und Heiningen (34:30). Vor zwei Wochen schnupperte der TVK sogar an einer Sensation gegen Aufstiegsanwärter Söflingen, unterlag allerdings in einer dramatischen Schlussphase mit 31:35.
„Wir sollten ausreichend gewarnt sein, dass sie gerade zuhause besonders unangenehm sind“, fasst Stettner zusammen: „Uns erwartet eine Mannschaft, die sicherlich guten Handball spielen kann und uns Probleme bereiten wird, wenn wir nicht unsere Leistung abrufen.“ Denn im Hinterkopf schlummern noch die Erinnerungen aus dem Hinspiel. Zwar behielten die „Jets“ damals souverän mit 32:25 die Oberhand, doch nach einem Elf Tore-Vorsprung hatten sich die Gäste vier Minuten vor Schluss noch auf 28:24 herangetastet. „In dieser zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass das keine Laufkundschaft ist“, mahnt der TSB-Coach: „Gegen ihre offensive Abwehr müssen wir bessere Lösungen finden.“ Neben dem starken Kreisläuferspiel mit Dennis Estedt (61/31 Saisontore) gelte es besonders auf den Rückraumlinken Benjamin Borrmann (85 Tore) zu achten: „Das ist ein Faktor, den wir in den Griff bekommen müssen.“
Zumal der angeschlagene Boxer sicherlich eine Reaktion zeigen wird, um doch noch einem der sechs Abstiegsplätze entkommen zu können. „Für Knielingen geht es um jeden Punkt“, ahnt Stettner, dass seinem Team kein Spaziergang bevorsteht: „Solange es theoretisch möglich ist, werden sie bis zur letzten Sekunde alles geben und kämpfen. Darauf müssen wir uns einstellen. Wenn wir denken, es geht von alleine und mit ein paar Prozent weniger ins Spiel hinein gehen, dann wird sich das relativ schnell in die falsche Richtung entwickeln.“ Diese Erwartungshaltung bestätigt auch sein Gegenüber, TVK-Trainer Jochen Werling: „Wir wollen bis zum Schluss den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen halten. Wenn wir in der Oberliga bleiben würden, die von Qualität und Quantität her die beste aller Zeiten ist, wäre das eine Sensation. Aber nichts ist unmöglich.“
Acht Punkte liegen die Knielinger derzeit vom rettenden Ufer entfernt – ebenso viel wie auch der Vorsprung des TSB zur Gefahrenzone beträgt. „Für uns geht es darum, unsere Punkte zu sammeln, um aus dieser Nummer endgültig herauszukommen“, verdeutlicht Stettner den nach wie vor vorhandenen Ernst der Lage. Es scheinen ungewöhnliche Worte zu sein vom Trainer des Sechstplatzierten, doch er weiß genau wie unberechenbar die Oberliga ist. Zumal noch 17 Partien ausstehen. „Es geht schneller in die falsche als in die richtige Richtung. Das Einzige, was sich mit Sicherheit sagen lässt ist, dass man nichts geschenkt bekommt, egal wo und gegen wen.“
Deshalb fängt beim TSB niemand an zu träumen, auch wenn die beiden Aufstiegsplätze näher liegen als die Abstiegszone. Möglichst frühzeitig drin zu bleiben – an diesem Saisonziel hat sich nichts geändert. „Keiner redet von etwas anderem“, betont Stettner: „Sobald wir sicher sind, können wir uns gerne zusammensetzen und uns neue Ziele setzen. Doch bis dahin haben wir noch ein gutes Stück vor uns, das wir gemeinsam gehen müssen und wollen.“ Der anvisierte Sieg in Knielingen wäre daher genauso wertvoll wie zuletzt gegen die vermeintlich favorisierten Großsachsener, wird den Gmündern aber erneut Schwerstarbeit abverlangen. Diese kann der TSB in Bestbesetzung angehen, von den beiden Langzeitverletzten Stephan Mühleisen und Patrick Watzl abgesehen.
Nach dem furiosen Heimerfolg gilt es also den Fuß fest auf dem Gaspedal zu halten, um der 30 Punkte-Marke einen weiteren Schritt näher zu kommen. „Im Großen und Ganzen schauen wir weniger nach dem Gegner, sondern danach, unsere Stärken auf die Platte zu bringen“, erklärt Stettner die Erfolgsformel. Sprich eine stabile Abwehr zu stellen und daraus das überfallartige Tempospiel einzuleiten. Den meisten Gegnern ist dieser Plan allerdings längst bekannt, weshalb das schnelle Umschalten zuletzt nicht immer funktionierte. „Doch das liegt ein Stück weit auch an uns“, ruft der 39-Jährige seine junge Truppe dazu auf, den Fokus beizubehalten: „Sowohl im Verbund als auch mit den einzelnen Spielern war ich gegen Großsachsen sehr zufrieden. Da müssen wir weitermachen und nachlegen.“
Das ist der Gegner: TV Knielingen
Hintere Reihe von links: Benny Borrmann, Till Eißler, Tim Kusterer, Mehmet SüngüMittlere Reihe von links: Jochen Werling (Trainer), Fabian Krucker (Torwarttrainer), Dennis Estedt, Phillip Ast, Lukas Metzger, Marco Hägele (Co-Trainer)
Untere Reihe von links: Jochen Rabsch, Alexander Böhme, Pascal Fuchs, Louis Werner
Es fehlen: Felix Erdmann, Louis Hohler, Yann Majunke, Kornej Tjart, Lukas Zanki
Neuzugänge: Till Eißler, Louis Hohler (beide TG Eggenstein), Mehmet Süngü (HSG Rhein-Nahe Bingen), Luis Werner (HSG Linkenheim-Hochstetten-Liedolsheim)
Abgänge: Robin Hörsting, Philipp Schollmeyer (beide HC Neuenbürg), Felix Wald (Karriereende)
Trainer: Jochen Werling (5.Jahr)
Mannschaftskapitän: Jochen Rabsch
Saisonziel: Klassenerhalt
Meistertipp: TVG Großsachsen
Aktueller Stand: 15.Tabellenplatz, 10:26 Punkte, 514:593 Tore
Beste Torschützen: Benjamin Borrmann (85), Dennis Estedt (61/31), Philipp Ast (53/20)
Größter sportlicher Erfolg: Badischer Meister und Aufstieg in die Regionalliga Süd 1998
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 1 Sieg
Hinspiel: TSB - TVG 32:25
Heimspielstätte: Reinhold-Crocoll Sporthalle (400 Plätze) – Am Brurain 4-6, 76178 Karlsruhe-Knielingen
Entfernung: 137 Kilometer (95 Minuten Fahrtzeit)

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, TV Knielingen)







































