Das Duell mit Tabellenführer TV Plochingen am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) bietet dem TSB Gmünd den perfekten Anlass, um mit seinem Fans ein famoses Jahr 2022 zu feiern. Um den Favoriten zu Fall zu bringen, ist von der zweitjüngsten Mannschaft der Liga allerdings mehr Stabilität gefordert als zuletzt.
Selten hat das letzte Spiel vor der Weihnachtspause so viel Vorfreude geweckt wie jetzt. Nach dem Verlust von fünf Leistungsträgern im Sommer stand ein großes Fragezeichen hinter dem TSB Gmünd. Doch unter dem neuen Trainerduo Michael Stettner und Volker Haiser haben sich die Jets abermals überraschend in der Spitzengruppe festgesetzt. Was dazu führt, dass sich das auf ein Durchschnittsalter von 22,1 Jahren verjüngte Team nun auf Augenhöhe mit dem Drittliga-Absteiger und Tabellenführer TV Plochingen messen darf. „Dieses Topspiel haben sich die Jungs mit ihren Leistungen verdient“, betont Stettner. Der 39-Jährige wird jedoch nicht müde zu betonen, dass weiterhin nur der frühstmögliche Klassenerhalt auf dem Wunschzettel steht. Bis dahin steht den Gmündern noch ein weiter Weg bevor: „Es sind eben erst 13 von 34 Spielen gespielt, also nicht einmal die Hälfte.“
Bei dieser Warnung passt es ins Bild, dass der TSB am vergangenen Wochenende erstmals über einen der vermeintlich einfachen Gegner stolperte. Beim abstiegsbedrohten TSV Wolfschlugen holte der Tabellenvierte zwar einen Sieben Tore-Rückstand auf, musste sich in letzter Sekunde aber mit 32:33 geschlagen geben. Dem Trainer missfiel dabei besonders die erste Viertelstunde: „Da waren wir in der Abwehr nicht aggressiv genug und hatten im Angriff keine Lösungen parat. Um wieder zu punkten, müssen wir in der Anfangsphase stabiler auftreten als in den vergangenen Spielen.“ Wobei Stettner die unerwartete Niederlage beim Aufsteiger keinesfalls als Ausrutscher ansieht. „Wolfschlugen hat gute Einzelspieler und war an diesem Tag einfach einen Tick besser. Das ist auch der Grund, warum ich so ungern auf die Tabelle schaue.“
Das aktuelle Tableau sagt aus Stettners Sicht nur eines aus: „Nämlich dass wir verdientermaßen sechs Punkte über dem Strich stehen. Wir haben viele gute Spiele gezeigt, aber einer jungen Mannschaft darf man überhaupt keinen Vorwurf machen, wenn sie einmal nicht ihr Top-Niveau abrufen kann.“ Rückschläge wie in Wolfschlugen gehörten zur Entwicklung dazu, in der die Jets „Schritt für Schritt“ vorangekommen seien. Dass sich der TSB weiterhin auf Tuchfühlung zur Spitze befindet, ist dabei nicht mehr als ein schöner Nebeneffekt. Vielmehr gilt es nun, das Polster zur Abstiegszone weiter auszubauen. Damit das gelingt, fordert Stettner von seinen Mannen die „maximale Performance“ in jedem Spiel: „Denn von keinem Gegner wird dir auch nur ein einziger Punkt geschenkt.“
Erst recht nicht vom TV Plochingen. „Wir brauchen nicht drumherum zu reden, dass das ein besonderes Spiel ist“, meint der TSB-Chefanweiser vor dem Kräftemessen mit dem Klassenprimus, der seinen Umbruch schneller gemeistert hat als erwartet. Lediglich vier Spieler – darunter der erfahrene Tormann Felix Beutel – sind nach dem Abstieg aus der Dritten Liga an Bord geblieben. Doch die Neuzugänge haben voll eingeschlagen, allen voran Elias Newel aus der Bundesliga A-Jugend des TSV Allach. „Ein wahnsinniges Talent“ sagt Stettner über den 19-Jährigen, der den letztjährigen Top-Torschützen und ehemaligen TSBler Yannik Leichs auf der Spielmacherposition beerbt hat. Dessen Nebenleute Felix Stahl (76 Saisontore) sowie Manuel Haas (74) bringen ebenso viel Erfahrung wie auch Qualität in das neu zusammengestellte TVP-Team. Die große Stärke liegt im Zusammenspiel mit dem langjährigen Bundesliga-Kreisläufer Simon Baumgarten. Für den früheren Linksaußen Aleksa Djokic kommt das Duell mit seinen ehemaligen Gmünder Kollegen nach einer Sprunggelenks-OP zwar noch zu früh. Dennoch weiß Stettner, dass mit Plochingen „ein ganz großes Kaliber auf uns zukommt.“
Daher hat es auch nichts mit Understatement zu tun, dass er den Gästen die Favoritenrolle zuschreibt. Obwohl den TSB (18:8 Punkte) und den TVP (22:6) gerade einmal zwei Minuspunkte voneinander trennen. „Mit dieser brutal erfahrenen und stabilen Truppe stehen sie vollkommen zurecht auf Platz eins“, findet Stettner. Doch gerade diese Ausgangslage bietet bekanntlich einen speziellen Reiz. In der vergangenen Saison etwa glänzte der TSB zweimal gegen den späteren Aufsteiger TVS Baden-Baden, vor wenigen Wochen stürzte man den TSV Blaustein mit einem 38:30-Auswärtssieg vom Tabellenthron. „Solche Spiele sind das Salz in der Suppe, da ist jeder nochmal zusätzlich motiviert“, weiß Stettner, dass sein Team vor einer vollen Halle jederzeit über sich hinauswachsen kann.
Wobei die Trainingswoche alles andere als optimal verlief. Da Arian Pleißner (berufliche Fortbildung) und Andreas Maier (Erkältung) fehlten, waren die Coaches zwangsläufig zum Improvisieren gezwungen. Trotz dieser schlechten Vorzeichen fühlt sich der TSB bereit, dem Favoriten ein Bein zu stellen. „Wir brauchen uns jedenfalls nicht zu verstecken“, meint Stettner: „Wenn Plochingen uns etwas anbietet, dann wollen wir es ihnen so schwer wie nur möglich machen. An einem guten Tag muss man uns erst einmal schlagen.“ In dieser Hinsicht hat der jüngste Dämpfer den Gmündern vielleicht sogar gut getan. Der Trainer baut darauf, dass seine Spieler zusätzlich angestachelt sind und sich vor eigenem Publikum mit einem Erfolgserlebnis in die dreiwöchige Pause verabschieden wollen.
„Wir wollen die letzten Kraftreserven mobilisieren und nochmal alles raus hauen, um unseren Fans ein weiteres schönes Heimspiel zu bieten“, kündigt Stettner an. Das Jahresfinale soll in vielerlei Hinsicht zu einem großen Event werden. Die Zuschauer dürfen sich auf Musik, einen Pizzawagen und die TSB-Weinbar freuen. Bereits um 15:15 Uhr trifft die Gmünder B-Jugend auf die TG Geislingen, ab 17:15 Uhr möchte das Perspektivteam seine Siegesserie in der Bezirksliga auch gegen den Heidenheimer SB ausbauen. In der Halbzeitpause des Oberliga-Topspiels wird die Hip-Hop-Gruppe „New built Area“ auftreten, anschließend folgt die gemeinsame Weihnachtsfeier im Foyer der Großen Sporthalle. Für eine angemessene Partystimmung braucht es jedoch „ein geiles Handballspiel mit einem guten Ergebnis“, wie Stettner sagt: „Das ist unsere Aufgabe, dass wir unser Potenzial so gut wie möglich auf die Platte bringen.“
TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Moritz Werner, Andreas Maier, Jan Spindler, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Wolfgang Bächle, Vincent Pick, Eric Zimmermann, Stephan Mühleisen, Jonas Waldenmaier