Auch der bisherige Angstgegner kann den TSB Gmünd nicht ausbremsen. Gegen Schlusslicht TuS Steißlingen mühen sich die „Jets“ zwar in der ersten Viertelstunde ab, stürmen dann aber zu einem ungefährdeten 34:26 (17:11) – Heimsieg und auf den dritten Tabellenplatz.
Sechstes Heimspiel, fünfter Sieg – die Hinrunde neigt sich ihrem Ende entgegen und der TSB Gmünd festigt zunehmend seinen Platz in der Spitzengruppe. Wie schon eine Woche zuvor beim Aufsteiger in Altenheim (34:29) präsentierte sich die zweitjüngste Oberliga-Mannschaft auch gegen den Tabellenletzten Steißlingen überraschend reif und abgezockt. Mit dem feinen Unterschied, dass die Gmünder das Spiel nun weitaus früher unter ihre Kontrolle brachten, um den neunten Sieg im zwölften Saisonspiel anschließend souverän zu verwalten. Quasi im Stil einer Spitzenmannschaft, zu denen der TSB als Tabellendritter längst auch zählt. Wobei Trainer Michael Stettner nach wie vor etwas allergisch reagiert, sobald er auf die Tabelle angesprochen wird. „Ich bin unglaublich stolz auf die Jungs, sie geben in jedem Training Vollgas und lassen nicht locker. Daher stehen wir aktuell auch zurecht soweit oben“, sagt der 39-Jährige zwar. „Doch unsere klare Zielsetzung bleibt es, uns weiter von hinten zu distanzieren. Über die Tabelle können wir dann gerne an Ostern sprechen, vorher aber bitte nicht.“
Stettners Blick gilt einzig und allein dem Polster zu den sechs Abstiegsplätzen, das nunmehr auf acht Punkte angewachsen ist. Der Pflichtsieg gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus der Bodenseeregion tat daher besonders gut. Nicht aber nur für das Punktekonto, sondern auch für das Selbstvertrauen. In allen vier Vergleichen mit dem TuS Steißlingen hatte der TSB viermal den Kürzeren gezogen. Dieser Fluch wurde am Sonntagabend durchbrochen, auch wenn die Gmünder zunächst ihre Probleme mit den mutig auftretenden Gästen zu bewältigen hatten. Deren Chefcoach Dominik Garcia betonte anschließend: „Wenn wir nicht versucht hätten, um jedes Tor und um jeden Zentimeter zu kämpfen, wären wir hier auch fehl am Platz gewesen. Diese Einstellung leben wir und das ist genau das, was uns als Mannschaft trotz der schwierigen Situation zusammenhält.“
So begann der TSB zwar hochkonzentriert, aber doch „ein bisschen schwerfällig“, wie Stettner kritisierte. Nicola Rascher warf die Jets zwar mit dem ersten Wurf prompt in Führung, doch beim 2:3 (4.) hatte sich das Blatt gewendet. Moritz Werner vergab seine erste Chance von der für ihn ungewohnten Rechtsaußenposition, während der noch angeschlagene Wolfgang Bächle zunächst nur auf der Bank saß. Giovanni Gentile stand krankheitsbedingt gar nicht erst im Kader, doch sein Torwartkollege Daniel Mühleisen war von der ersten Sekunde an gut aufgelegt. Unter anderem mit einem gehaltenen Strafwurf verhinderte der TSB-Rückhalt, dass der anfängliche Rückstand nicht weiter anwuchs. Dennoch sah sich der Trainer beim Stand von 6:7 (13.) zur ersten Auszeit gezwungen. „Man kann nicht immer Glanz und Gloria in den ersten 15 Minuten spielen“, beschwichtigte Stettner zwar. Doch im Angriff waren seine Mannen bis dahin nicht auf Touren gekommen.
Das änderte sich mit der Einwechslung von Bächle, der mit zwei schnellen Toren auf 9:8 (17.) stellte. Der Rechtsaußen hätte daraus sogar noch einen lupenreinen Hattrick machen können, doch er scheiterte an der Fußabwehr von Gästekeeper Tim Bammel. Dieser fing dann sogar einen versuchten Konter von Daniel Mühleisen auf Eric Zimmermann ab. In diesen Szenen war der TSB nicht konsequent genug, was Steißlingen abermals mit dem Ausgleich bestrafte. Dennoch kamen die Jets nun immer mehr ins Rollen und glänzten auch spielerisch. Mit einem feinen Lupfer setzte Rascher seinen Kreisläufer Stephan Mühleisen in Szene, auch für Bächles gelungenen Einläufer zum 11:9 (21.) nach Zuspiel von Tom Abt gab es verdienten Applaus vom Publikum. Das Lob des Trainers galt hingegen der sich steigernden Defensive: „Nach einer Viertelstunde haben wir uns gefangen und auch den Kreisläufer besser verteidigt. Aus dem Rückraum haben wir zwar den ein oder anderen Gegentreffer hinnehmen müssen, aber auch einige Ballgewinne erzielt.“
Das spielte den Tempo-Spezialisten des TSB natürlich in die Karten. Noch vor der Pause sorgten die Hausherren für klare Verhältnisse. Kapitän Rascher wuchtete die Kugel aus der Distanz zum 12:9 (23.) in die Maschen. Als Abt seinem Gegenspieler den Ball abnahm und alleingelassen abschließen durfte, stand es bereits 15:10 (26.). Die Gäste konnten mit der hohen Geschwindigkeit nicht mehr Schritt halten. Zimmermann erhöhte im Tempo-Gegenstoß auf 17:10 (28.) und so spürten die 550 Zuschauer bereits zur Halbzeitpause: Da brennt nichts mehr an.
Obwohl Steißlingen weiterhin couragiert dagegenhielt, wurde der TSB seiner Favoritenrolle in der zweiten Hälfte vollends gerecht. Jan Spindler kam als Spielmacher neu aufs Feld, setzte sich zweimal trickreich durch und sorgte beim 25:15 (40.) erstmals für einen Zehn Tore-Vorsprung. Immer wieder suchten und fanden die Jets Stephan Mühleisen am Kreis, der entweder selbst traf oder einen Siebenmeter herausholte. Die ersten beiden Versuche verwandelte Rascher souverän, beim dritten allerdings traf er TuS-Tormann Eric Seeger unabsichtlich am Kopf. Seeger blieb stehen und machte überhaupt keine Anstalten, diese Szene schauspielerisch auszunutzen. Doch die Entscheidung der beiden Schiedsrichterinnen war angesichts der neuen Regelauslegung unumgänglich: Sie schickten Rascher mit Rot vom Feld. Doch in diesem durchweg fairen Spiel mit lediglich drei Zeitstrafen war der Verlust des Top-Torjägers für den TSB zu verschmerzen.
Die Gmünder verwalteten ihren hohen Vorsprung völlig problemlos. An Raschers Stelle waren es nun Spindler, der sich entschlossen durchsetzte, sowie Tom Abt, der von der Siebenmeterlinie aus Verantwortung übernahm. Gleichzeitig war es Daniel Mühleisen, der mit wichtigen Paraden zur Stelle nahm und den Gästen damit den letzten Glauben nahm. Werner sorgte mit einem weiteren Kontertreffer zum 30:17 (47.) für den deutlichsten Abstand in dieser inzwischen ziemlich einseitigen Partie. Coach Stettner nutzte die Gelegenheit, um sein Personal durchzuwechseln. Der A-Jugendliche Frederik Füchtner durfte zum zweiten Mal in der Oberliga zwischen die Pfosten stehen, im Angriff setzten die beiden 19-jährigen Eigengewächse Arian Pleißner und Louis Waldraff spät noch einige Akzente. Mit vier Toren in Folge zum 32:24 (58.) betrieben die geschlagenen Steißlinger zwar noch ein wenig Ergebniskosmetik. Doch das konnte die Gmünder Freude über den dritten Sieg in Folge in keinster Weise trüben.
„Es war zum Zuschauen vielleicht nicht das ganz so attraktive Spiel wie in den vergangenen Wochen“, meinte Stettner anschließend: „Doch wir haben es relativ deutlich geschafft, die nächsten zwei Punkte zu holen und das zählt.“ Der Erfolgslauf geht weiter, womit der TSB (18:6 Punkte) weiterhin zu den schärften Verfolgern des TV Plochingen (20:6) zählt. Der Spitzenreiter gastiert am 17.Dezember zum Jahresabschluss in der Großen Sporthalle, doch vor diesem Gipfeltreffen müssen die Jets noch am kommenden Freitagabend (20:15 Uhr / Sporthalle beim Schulzentrum) beim Aufsteiger TSV Wolfschlugen bestehen. „Wir nehmen diese positive Energie mit und wollen unseren Lauf fortsetzen, aber es wird uns sicherlich nichts geschenkt“, fiebert der TSB-Trainer der nächsten, nur vermeintlich einfachen Aufgabe entgegen.