Durch seine Zweikampfhärte ist Christian Waibel in ganz Baden-Württemberg gefürchtet. Über ein Jahrzehnt lang hat er die Abwehr des TSB Gmünd zusammengehalten, doch nach dieser Saison gibt er die Verantwortung endgültig an die jüngere Generation der „Jets“ ab.
Sebastian Fabian vernagelt das Tor, davor packt Christian Waibel kräftig zu – so lautete fast 16 Jahre lang die TSB-Erfolgsformel. Gemeinsam haben die mittlerweile dienstältesten Gmünder Akteure, die in erster Linie Toreverhinderer waren, viele denkwürdige Schlachten geschlagen und während ihrer aktiven Karriere längst Heldenstatus im Verein erlangt.
Als C-Jugendlicher kam Waibel 2002 zum TSB. An diesem Samstag – seinem 34.Geburtstag – wird er sich letztmals das Trikot mit der Nummer 10 überstreifen und will im Heimspiel gegen Herrenberg (20 Uhr / Große Sporthalle) einfach nur „jeden Moment mit der Mannschaft erleben und genießen.“
Sebastian Fabian vernagelt das Tor, davor packt Christian Waibel kräftig zu – so lautete fast 16 Jahre lang die TSB-Erfolgsformel. Gemeinsam haben die mittlerweile dienstältesten Gmünder Akteure, die in erster Linie Toreverhinderer waren, viele denkwürdige Schlachten geschlagen und während ihrer aktiven Karriere längst Heldenstatus im Verein erlangt.
Als C-Jugendlicher kam Waibel 2002 zum TSB. An diesem Samstag – seinem 34.Geburtstag – wird er sich letztmals das Trikot mit der Nummer 10 überstreifen und will im Heimspiel gegen Herrenberg (20 Uhr / Große Sporthalle) einfach nur „jeden Moment mit der Mannschaft erleben und genießen.“
Aus Zeitgründen hatte Waibel bereits vor zwei Jahren ans Aufhören gedacht, doch dann kam die Corona-Pandemie. „Das wäre kein schöner Abschluss gewesen, ich wollte unbedingt noch eine volle Saison spielen“, berichtet er. Aus sportlicher Sicht gibt es eigentlich keine Veranlassung für ein Karriereende. Denn auch im fortgeschrittenen Alter ist Waibel als „Mister Zuverlässig“ in der Gmünder Defensive unverzichtbar. Doch parallel zur beruflichen Belastung gibt es nun einen schönen Grund, um das Spielfeld zu verlassen: Für Mitte August erwartet er die Geburt seines ersten Kindes. „Auch wenn es sehr zeitaufwändig war, hat mir der Handball immer sehr schöne Momente und viel Spaß beschert“, lässt der künftige Papa die zwei Jahrzehnte mit den Jets Revue passieren: „Sportlich waren die beiden Oberliga-Aufstiege die absoluten Höhepunkte, an dieser schönen Zeit gibt es nichts zu bereuen.“
Als Torjäger bekannt war Waibel hingegen nie. Böse Zungen behaupteten sogar, er könne das gar nicht – was der Kreisläufer in unregelmäßigen Abständen jedoch immer wieder widerlegte. Dass er seit vielen Jahren praktisch nur in der Verteidigung einsetzt wird, damit hat er kein Problem. „Jeder trägt seinen Teil dazu bei, um erfolgreich zu sein und das ist eben mein Part“, meint Waibel. Er ist kein Mann der großen Worte und und verweist pflichtschuldig stets auf seine Kollegen, mit denen er den Mittelblock bildet – das Herzstück jeder guten Handball-Mannschaft. Seit über einem Jahrzehnt bildet Waibel dort die Hauptsäule, an der sich alle orientieren. Er gibt den Spielern rechts und links eine enorme Sicherheit.
Rein physisch ist und bleibt er mit seinem 1,96 Metern sowie 96 Kilogramm Körpergewicht eine beeindruckende Erscheinung. Hinter der harten Fassade steckt allerdings ein weicher Kern. Neben seiner sportlichen Laufbahn hat Waibel Verfahrenstechnik studiert und dozierte an der Universität Stuttgart, inzwischen ist er als als Softwareentwickler im Automotivebereich tätig. So nett und zuvorkommend er abseits des Handball-Feldes auftritt, so rigoros und kompromisslos ist er auf der Platte.
Unschuldsmiene, wackelnde Hände, die in der Luft einen imaginären Ball formen, und ein unwissendes Schulterzucken: Wieder einmal haben die Schiedsrichter das Spiel unterbrochen – und Christian Waibel weiß beim besten Willen nicht, warum sein Gegenspieler zu Boden gegangen ist. Keine Saison, in der er nicht Zeitstrafenkönig beim TSB oder sogar in der gesamten Liga war. In 115 Oberliga-Partien bekam er 16-mal den Roten Karton gezeigt. Nicht etwa, weil er ein unfairer Sportmann wäre – ganz im Gegenteil sogar. Keine einzige Strafe erhielt der „sanfte Riese“ für eine Tätlichkeit oder ähnlichen Unfug. Doch viele seiner Bewegungen sehen ungeschickt aus, vielleicht auch zu hart – das ist der Alltag eines Abwehrchefs. „Meine Aufgabe ist es, die Abwehr zusammenhalten“, sagt er so kompromisslos wie er agiert.
Unschuldsmiene, wackelnde Hände, die in der Luft einen imaginären Ball formen, und ein unwissendes Schulterzucken: Wieder einmal haben die Schiedsrichter das Spiel unterbrochen – und Christian Waibel weiß beim besten Willen nicht, warum sein Gegenspieler zu Boden gegangen ist. Keine Saison, in der er nicht Zeitstrafenkönig beim TSB oder sogar in der gesamten Liga war. In 115 Oberliga-Partien bekam er 16-mal den Roten Karton gezeigt. Nicht etwa, weil er ein unfairer Sportmann wäre – ganz im Gegenteil sogar. Keine einzige Strafe erhielt der „sanfte Riese“ für eine Tätlichkeit oder ähnlichen Unfug. Doch viele seiner Bewegungen sehen ungeschickt aus, vielleicht auch zu hart – das ist der Alltag eines Abwehrchefs. „Meine Aufgabe ist es, die Abwehr zusammenhalten“, sagt er so kompromisslos wie er agiert.
Der manchmal ungelenke Haudrauf musste lange um seine Chance kämpfen. Über die Zweite Mannschaft empfahl er sich für die Aufgabe als Oberliga-Abwehrchef. Auch wenn ihm selbst diese plakative Bezeichnung nicht so richtig gefällt, so ist er doch in diese Rolle hineingewachsen. „Es hat mir immer Spaß gemacht, fast nur in der Abwehr zu spielen“, meint er selbst: „Denn ohne kann man nicht gewinnen und eine gesunde Härte gehört immer dazu.“ Das Paradebeispiel wie furios er für sein Team kämpft, lieferte Waibel im alles entscheidenden Spiel um den Aufstieg 2014. Über 1500 begeisterte Zuschauer verfolgten den 24:20-Sieg gegen Hockenheim, durch den der TSB erstmals in die Oberliga einzog. „In der ersten Halbzeit sind wir nur durch unsere Abwehr im Spiel geblieben“, erinnert sich der 33-Jährige an diese emotionsgeladene Begegnung, in der er selbst voll in seinem Element war.
Später war sein Name in „ganz Baden-Württemberg ein Begriff“, weiß der damalige Trainer Michael Hieber von der gegnerischen Furcht zu berichten. Zunächst mit Simon Frey, später dann mit dem jüngeren Lukas Waldenmaier bildete Waibel im Mittelblock ein imposantes Bollwerk. Dieses bröckelte, als „Leuchtturm“ Waibel verletzungsbedingt lange Zeit aussetzen musste – prompt stieg der TSB 2018 ab, kehrte aber nach Waibels Rückkehr umgehend wieder zurück. Inzwischen reichte er das Zepter weiter an die jüngere Kreisläufer-Generation mit Stephan Mühleisen und Jonas Waldenmaier, doch der Routinier selbst hat weiter an sich gearbeitet. Die Zeitstrafen sind weniger geworden, stattdessen waren sogar ein paar Gegenstoßtreffer dabei. Naheliegend ist der Vergleich mit Oliver Roggisch: Der 2007er-Weltmeister erlebte im Ü30-Alter als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft noch seinen zweiten Frühling. Fortschritte erzielen und seiner Mannschaft den nötigen Rückhalt geben, das gelang Waibel auch in den beiden Spielzeiten unter Trainer Dragoș Oprea.
Dabei hat der Dirigent der Abwehr noch einmal neue Freude entdeckt, gemeinsam mit den vielen Nachwuchstalenten des TSB die Oberliga so richtig aufzumischen. „Es ist nicht nur meine Einschätzung, sondern auch die unserer Gegner, dass es immer wieder weh tut, gegen unseren Mittelblock zu spielen“, lobt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Und so kommt auch Waibel zu dem Fazit, dass sich seine zusätzliche Saison mehr als gelohnt hat: „Unser berechtigtes Ziel war der Nichtabstieg. Es war nicht zu erwarten, dass wir nun auf dem vierten Platz stehen, bedeutet für mich aber natürlich einen richtig schönen Abschluss.“
Mit seinem dienstältesten Spieler verliert der TSB eine echte Gallionsfigur. Doch die Zukunftsaussichten sind dennoch positiv, findet auch Waibel: „Der Teamgedanke ist wieder enorm ausgeprägt. Wenn die vielen jungen Spieler, die jetzt schon immer zum Einsatz kommen, sich weiterhin so gut entwickeln, dann geht es in die richtige Richtung.“ Er selbst wird diesen Verjüngungsprozess künftig interessiert von der Tribüne aus verfolgen, lässt sich aber auch noch eine Hintertür offen. „Eventuell“ werde im Perspektivteam des TSB, unlängst in die Bezirksliga aufgestiegen, auflaufen: „Das ist noch nicht sicher, da lasse ich mich jetzt erstmal einen Sommer lang treiben.“
Unterm Strich bleibt für ihn eine unvergessliche Zeit. „Die Mannschaft und die Zuschauer haben einen so großen Teil in meinem Leben eingenommen, daran werde ich immer gerne zurückdenken“, sagt der Abwehrchef. Auch beim TSB wird man sich an Waibel erinnern. Ganz bestimmt.
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch (6), Enrico Immer (5), Jörg Frenze)
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch (6), Enrico Immer (5), Jörg Frenze)