Im Dreikampf mit dem TSV Blaustein (Samstag, 17 Uhr / Lixsporthalle Blaustein) und dem HSC Schmiden/Oeffingen (01.April, 20:30 Uhr / Große Sporthalle) will sich die A-Jugend des TSB Gmünd den württembergischen Meistertitel sichern. Kaum jemand verkörpert den TSB so sehr wie Kapitän Benedikt Ocker: Bereits seit den „Minis“ spielt der 18-jährige Rückraumspieler für die Jets und ist inzwischen selbst als Trainer in der E- und F-Jugend engagiert. Im Interview mit Nico Schoch blickt er auf die beiden Finalspiele und bietet einen Blick hinter die Kulissen der TSB-Talentschmiede.
Bene, wie groß ist das Kribbeln?
Die Anspannung, aber besonders der Wille ist extrem groß. Für uns alle ist es eine einmalige, vielleicht sogar die letzte Chance auf einen Titel. Wir haben als Team bislang noch nie einen Meisterwimpel geholt und wären auch beim TSB seit vielen Jahren die Ersten. Mehr Motivation braucht es eigentlich nicht.
Nur vier Spieler im Kader – Simeon Kratochwille, Arian Pleißner, Carlos Schuler und Louis Waldraff – zählen zum älteren Jahrgang 2003. Hättet ihr zu Saisonbeginn damit gerechnet, überwiegend mit Spielern aus dem jüngeren Jahrgang jetzt schon das Finale zu erreichen?
Vor dem ersten Spiel nach der extrem langen Corona-Pause hätte ich mir das persönlich nie erträumt. Doch wir haben schon in den ersten beiden Spielen gesehen, dass wir es immer noch drauf haben. Unser Ziel war es, die Runde als Erster abzuschließen. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus.
Du hast als Sechsjähriger mit dem Handballspielen begonnen und alle Altersklassen beim TSB durchlaufen. Wie fühlt es sich an, das Team nun als Kapitän anzuführen?
Es ist eine unglaublich große Ehre, dass ich Teil dieser großartigen Mannschaft und sogar Captain sein darf. Noch viel mehr freut es mich, dass wir in all den Jahren zusammen geblieben sind. Niemand ist zu einem größeren Verein abgesprungen, obwohl einige sicherlich das Potenzial dazu hätten. Doch Jeder sagt sich: Wir schaffen es jetzt gemeinsam, diesen Titel zu holen. Das kann uns dann niemand mehr wegnehmen.
Philipp Schwenk trainiert euch schon seit der D-Jugend. Wie groß ist sein Anteil?
Bei allen Einzelleistungen hat der Trainer immer die größte Arbeit geleistet. Philipp hat uns zu den Spielern ausgebildet, die wir heute sind. Wir hatten außerdem das Glück, immer wieder von den FSJlern gefördert worden zu sein. Während der beiden C-Jugendjahre, die Marc Leibner uns begleitete, haben wir unseren größten Leistungssprung gemacht – von der Bezirksklasse in die Landesliga. Besonders Frederik Füchtner hat sehr stark von Marc profitiert. Nun können wir mit Stolz behaupten, dass uns der beste Torhüter in der gesamten Region den Rücken freihält. Wir haben in dieser lehrreichen Zeit auch einige neue Spieler dazugewonnen. Es spricht sich also herum, dass beim TSB gute Arbeit geleistet wird. Das fängt bei den Trainern an.
Viele A-Jugendliche dürfen nun bereits ins Perspektiv- oder sogar ins Oberliga-Team hineinschnuppern.
Dass der Verein so sehr auf den Nachwuchs setzt, ist ein tolles Zeichen. Wir profitieren enorm davon, besonders was die größere Härte angeht. Wenn man beim Perspektivteam in die Abwehr hineinstürmt, kriegt man deutlich mehr ab als in der Jugend. Daran können wir uns frühzeitig gewöhnen, aber auch Tipps von den älteren Spielern abholen. Mehr Training schadet der Kondition nie, frische Impulse von anderen Trainern sowieso nicht. Da gilt Rudi Rascher und Dragos Oprea ein großer Dank. Sie bringen uns als Spieler weiter und benutzten uns nicht nur, böse gesagt, als Kanonenfutter. Beide haben einen guten Weg gefunden, um uns auch die nötigen Pausen zu geben und uns nicht zu verheizen.
Woher kommt dieser große Erfolgshunger der A-Jugend?
Es zeichnet uns einfach aus, dass wir als Mannschaft immer besser zusammen gefunden haben und das große Ziel in Sicht ist. Früher war es vielleicht nicht immer so harmonisch bei uns, doch wir haben aus jeder Niederlage gelernt. In dieser Saison haben wir gemerkt: Da geht was, wir haben die Daseinsberechtigung auf diesem hohen Niveau. Unser Zusammenspiel hat sich immer weiter gefestigt. Dazu kommen natürlich immer wieder starke Einzelleistungen unserer besten Torschützen Arian Pleißner, Louis Waldraff und Jonathan Leichs. Doch jeder weiß, dass wir nur gemeinsam stark sind. Der Zusammenhalt ist das Wichtigste.
Mit elf Siegen aus zwölf Spielen seid ihr quasi durch die Saison marschiert – bis auf die 26:34-Niederlage in Weinsberg. Was war da los?
Rückblickend sind wir uns alle einig, dass wir dieses Spiel zu sehr auf die leichte Schulter genommen haben. Davor haben wir zweimal deutlich gewonnen und dachten, wir putzen auch Weinsberg weg. Wir sind zu leichtfertig und mit einem zu großen Egohineingegangen. Dafür haben wir dann die Quittung bekommen. Das war ein Weckruf. Im Rückspiel war dann zu sehen, dass wir besser sind als Weinsberg – aber eben nur, wenn wir 100 Prozent geben.
Einen solchen schwarzen Tag dürft ihr euch in der Endrunde nicht erlauben, immerhin kann am Ende jedes Tor entscheidend sein. Blaustein habt ihr November schon einmal knapp mit 39:38 geschlagen. Was erwartest du für den Samstag?
Um diesen Sieg zu wiederholen, müssen wir nochmals 10 Prozent draufpacken. Es wird ein sehr hart umkämpftes Spiel, denn Blaustein setzt auf hohes Tempo und wird sicher auf Revanche aus sein. Das erste Duell haben wir durch einen Siebenmeter in der Schlusssekunde gewonnen, vielleicht war sich Blaustein damals zu sicher. Wie es zu unserem Sport gehört, braucht man letztlich immer auch ein bisschen Glück.
Ist es von Nachteil, das Spiel gegen den vermeintlich stärksten Gegner auswärts bestreiten zu müssen?
Ich glaube, die Blausteiner verspüren einen höheren Druck als wir, weil sie nicht noch einmal gegen uns verlieren möchten. Deshalb ist es vielleicht ganz gut, dass wir das härteste Spiel direkt zu Beginn weg haben. Dann haben wir im Heimspiel gegen Schmiden/Oeffingen alles in der eigenen Hand. Zwei Siege sind unser klares Ziel.
Bereitet ihr euch speziell auf die beiden Gegner vor?
Eigentlich wollten wir das Spiel Blaustein gegen Schmiden anschauen, aber das wurde bekanntlich auf den 09.April verschoben. Deshalb haben wir zuerst unsere Notizen aus Blaustein herausgesucht, um zu schauen, welche Möglichkeiten wir haben, um sie ein bisschen aus dem Konzept zu bringen. Wir sind optimal vorbereitet.
Was kannst du den Zuschauern für diese beiden Spiele versprechen? Warum lohnt es sich, zum Finale am 01.April in die Große Sporthalle zu kommen?
Ganz einfach weil es Spaß macht, uns zuzuschauen. Wir sind immer wieder für ein Spektakel gut. Dass wir fast immer über 30 und sogar mehrmals über 40 Tore geworfen haben, spricht für unseren Angriff. Im Meisterschaftsspiel wird natürlich eine ganz andere Atmosphäre herrschen als bei einem normalen Spiel. Jeder weiß, es geht um Alles oder Nichts. Wir werden fokussiert auftreten, um in der eigenen Halle den Titel zu holen. Deshalb die Einladung an alle Fans uns dabei zu unterstützen und ein Spiel zu sehen, das mit Sicherheit extrem spannend wird.
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (8), Nico Schoch (2))
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (8), Nico Schoch (2))