Die Aufstiegsfrage in der Handball-Oberliga Baden-Württemberg (BWOL) ist endgültig geklärt. Nachdem wegen der Corona-Pandemie keine sportliche Entscheidung in Sicht stand, war zunächst der Vorjahresdritte TSV Neuhausen/Filder als Drittliga-Aufsteiger bestimmt worden. Der zweite Platz wurde per Losverfahren bestimmt. Die TSG Söflingen hatte dabei das glückliche Ende für sich, die SG Köndringen/Teningen zog die Niete und bleibt Oberligist.
Es war die klassische 50-50-Chance, wie sie in jedem Mathematik-Schulbuch gezeigt wird. Eine Glasschüssel mit zwei Kugeln hatte Johannes Kern vor sich stehen. Aufgenommen von einer Video-Kamera zog der Vorsitzender des Landesausschuss Spieltechnik von Handball Baden-Württemberg (HBW) eine Kugel und öffnete diese: Als Kern daraufhin den Zettel mit der Aufschrift TSG Söflingen in die Kamera hielt, brach im Ulmer Stadtteil großer Jubel aus. Nach langem Hin und Her in den vergangenen zwei Monaten steigt die TSG in die 3.Liga auf, Mitbewerber SG Köndringen/Teningen verbleibt in der BWOL. Deren Trainer Michael Schilling kritisierte anschließend das mehr als ungewöhnliche Prozedere: „Man muss die Entscheidung sportlich nehmen. Doch unterm Strich hat mir vom Verband von Anfang bis Ende die Souveränität gefehlt, um die Aufsteiger zu ermitteln.“
Erst im März und damit einige Wochen nach der eigentlichen Saisonannullierung in den Landesverbänden hatte der Deutsche Handballbund (DHB) mit seiner Modusänderung die Türe geöffnet. Aus den deutschlandweit elf Oberligen durften insgesamt 12 Vereine in die 3.Liga aufsteigen, die vorübergehend um eine weitere Staffel erweitert wird. Die Infektionszahlen in Baden-Württemberg stiegen allerdings, so dass die Ausübung von Kontaktsport in der Halle immer noch in weiter Ferne liegt. Deshalb hatte der TSB Gmünd ebenso wie drei weitere Oberligisten auf eine verbindliche Meldung für die geplante und dann unmöglich gewordene Aufstiegsrunde verzichtet. Obwohl der DHB den Meldeschluss für die Aufsteiger vom 15. auf den 28.Juni verschob, sah HBW keine Chance mehr darauf, Entscheidungsspiele auszutragen. „Wir bedauern alle, dass eine sportliche Entscheidung nicht möglich ist und hoffen auf eine reguläre Saison 2021/2022, in der solche Entscheidungen nicht mehr getroffen werden müssen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Peter Knapp in einer Pressemitteilung. Übereinstimmend waren die Aufstiegsaspiranten und der Verband zu dem Urteil gekommen, dass der TSV Neuhausen/Filder als bestes Team aus den früheren Vergleichen und letztjähriger Tabellendritter den Aufstieg am meisten verdient hätte. Über den zweiten Aufstiegsplatz herrschte Uneinigkeit zwischen der SG Köndringen/Teningen und der TSG Söflingen – es blieb daher nur die Entscheidung per Los übrig.
Mit der TSG verabschiedet sich somit einer der Lieblingsgäste des TSB Gmünd nach neun Jahren aus der BWOL: Die bislang vier Heimspiele gegen die Söflinger in den vergangenen Jahren hatte der TSB allesamt für sich entscheiden können. „Endlich sind wir wieder dort, wo wir jahrelang waren“, freute sich der Söflinger Geschäftsführer Markus Brodbeck anschließend und erklärte auf der Vereinshomepage: „Die Mannschaft hat es sich verdient, nach dem was sie letztes Jahr alles mitmachen musste. Wir können jetzt beweisen, dass wir nach dem verpassten Aufstieg vergangene Saison zurecht in der dritten Liga sind.“ Trainer Tobias Klitsch fügte hinzu: „Wir freuen uns natürlich extrem auf die Herausforderung in der 3. Liga und sehen das Losglück auch als eine Art Verpflichtung beweisen zu wollen, dass wir zurecht in diese Liga reingehören.“ Der Status 3.Liga erleichtert die sportlichen Planungen während der Pandemie immens. Denn die 3. Liga fällt in Baden-Württemberg unter die Spitzensportverordnung – dort ist der Trainings- und Spielbetrieb erlaubt. Die TSG Söflingen muss nun alle Unterlagen einreichen und darf nach Bestätigung durch den DHB den Trainingsbetrieb alsbald wieder aufnehmen.
Den anderen beiden Aufstiegsinteressenten, Köndringen/Teningen und dem TV Bittenfeld 2, wird der TSB Gmünd in der kommenden BWOL-Saison erneut begegnen. Wann diese Runde beginnen kann und in welchem Modus sie durchgeführt wird, steht allerdings noch in den Sternen und bleibt in erster Linie abhängig von den Entscheidungen der Landespolitik. Ob die künftige BWOL-Staffel 15 oder 16 Teams umfasst, wird erst Ende Juni feststehen: Sollte nämlich die HSG Konstanz aus der 2.Bundesliga absteigen, müsste auch deren U23 absteigen – von der 3. Liga in die Oberliga.
Das Teilnehmerfeld für die BWOL-Saison 2021/22:
SG Köndringen/Teningen
SV Fellbach
HV Neuenbürg 2000
TSV Zizishausen
TVS 1907 Baden-Baden
TSV 1866 Weinsberg
TV Weilstetten
TSB Gmünd
SG H2Ku Herrenberg
TSV Birkenau
TuS Steißlingen
TV Bittenfeld II
TSV Schmiden 1902
TuS Schutterwald
TSV Heiningen 1892
(HSG Konstanz II – im Falle des Abstiegs der HSG Konstanz I aus der 2.Bundesliga)
(Text: Nico Schoch - Archivfotos: Mario Klaiber)