Viel Gänsehaut und ein Kindheitstraum: Andreas Maier, ein Gmünder Handballtalent beim TVB Stuttgart

Er ist 18 Jahre jung und befindet sich auf dem Sprung in den Profihandball: Andreas Maier zählt zu den größten Talenten beim Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart, seine ersten Jugendjahre aber verbrachte er beim TSB Gmünd. Umso größer war die Vorfreude, für 60 Minuten an die alte Wirkungsstätte zurückzukehren. Mit dem TVB II feierte Maier am Samstagabend einen 26:23-Auswärtserfolg beim TSB und steuerte selbst einen Treffer bei. Nach dieser besonderen Begegnung mit vielen ehemaligen Weggefährten äußerte sich der Youngster im Interview mit Nico Schoch über seinen Werdegang und seine Zukunftsaussichten.

Hallo Andi, erzähl doch einmal: Wie war es für dich, im Bittenfelder Trikot in die Große Sporthalle zu kommen?
Das war ein ganz komisches Gefühl. Ich habe tagelang auf dieses Spiel hingefiebert. Normal bin ich nicht derart aufgeregt, aber dieses Mal hatte ich richtig Gänsehaut. Früher, als kleiner Bube, habe ich immer gehofft, einmal mit Aaron Fröhlich oder Sebastian Fabian zusammenspielen zu dürfen. Nun habe ich gegen sie gespielt...
 
...und du hast deinem Stammverein eine bittere Niederlage zugefügt. Bittenfeld hat trotz Rückstand eine hervorragende Moral gezeigt, wie fällt dein Fazit aus?
Wir haben erst nach 20 Minuten besser ins Spiel gefunden. In der Kabine haben wir uns darauf eingeschworen, Vollgas zu geben und unsere Torchancen zu nutzen. Uns war klar, dass wir das Spiel gewinnen würden, wenn unsere Abwehr steht. So kam es dann auch. In der zweiten Halbzeit war es ein Schlagabtausch auf Augenhöhe und wir gewinnen zum Schluss auch verdient, denke ich.
 
Leidet man in dieser Situation auch ein wenig mit seinem Ex-Verein mit?
Dass es für den TSB nicht ganz einfach wird, war mir schon am Anfang der Saison klar. Dass wir dann ebenfalls hinten mit drin sitzen, war zu Beginn überraschend. Dann aber kamen die langwierigen Verletzungen von zwei absoluten Leistungsträgern (gemeint sind die Ex-Bundesligaspieler Alexander Heib und Simon Baumgarten, Anm. d. Red.). Der Sieg am Samstag war sehr wichtig für uns und ebenso bitter für Gmünd, denn immerhin liegen wir nun fünf Punkte vor dem TSB.
 
Ohne euch zu nahe treten zu wollen, aber es wäre doch eine große Enttäuschung, mit dieser stark besetzten Truppe die Oberliga nicht halten zu können?
Das denke ich auch. Aber unsere Abwehr steht teilweise hervorragend, die Absprachen funktionieren immer besser. Deshalb bin ich optimistisch.
Du bist fester Bestandteil der zweiten Mannschaft und durftest auch bereits viermal Bundesliga-Luft schnuppern. Viel besser kann es für einen A-Jugendlichen eigentlich kaum laufen, oder?
So ist es. Besonders das Training mit der Ersten Mannschaft hat mich mega weitergebracht. In den Sommerferien habe ich zweimal am Tag mittrainiert, die Spieler haben mir viele Tipps gegeben und mich auf Kleinigkeiten hingewiesen. Dass ich anfangs Djibril M´Bengue und jetzt Max Häfner noch ganz gut aus Gmünd kannte, hat es mir dann auch einfacher gemacht. Max und ich haben eine gute Beziehung. Er ist jemand, der mich immer ein bisschen geführt hat und das auch immer noch ein bisschen tut.
 
In Bittenfeld durftest du mit gleich drei aktuellen deutschen Nationalspielern trainieren. Wie fühlt man sich auf der ganz großen Handballbühne?
Ganz am Anfang war ich mächtig stolz, habe aber immer versucht, nicht abzuheben. Ich stehe immer noch auf beiden Beinen. Allen voran Torwart Jogi Bitter gibt den jungen Spielern sehr viele Tipps. Er weiß mit seinen 37 Jahren ganz genau, wie der Hase läuft.
 
Wie nimmt man es wahr, plötzlich in der Bundesliga vor knapp 5000 Zuschauern dabei zu sein?
Beim ersten Mal war ich auch nervös, ganz klar. Aber wer ist das nicht? Ich habe meine Mitspieler von der Bank aus angefeuert und eher weniger mit einem Einsatz gerechnet. In Göppingen war es dann soweit und Frisch Auf war in der Jugend sowieso immer einer meiner Lieblingsgegner (schmunzelt). Es war einfach nur krass. Am Kreis gegen erfahrene Profis wie etwa Krezimir Kozina zu verteidigen, das fühlt sich super an.
Beim TVB absolvierst du in dieser Saison einen Tanz auf drei Hochzeiten. Wie genau setzt du deine Prioritäten zwischen Jugend- und Aktivenbereich?
Da gibt es keine wirklichen Prioritätenn. Bei jeder Mannschaften versuche ich, mein Bestes zu geben. Immer, wenn ich auf dem Feld stehe, will ich nur eines: Gewinnen. In der A-Jugend wollen wir unter die ersten zwei Plätze zu kommen, um uns für die neue Bundesliga-Saison zu qualifizieren. Mit der Zweiten Mannschaft gibt es nur ein Ziel und das heißt Klassenerhalt.
 
Wie wird es für dich nach dieser Saison persönlich weiter gehen?
Tatsächlich werde ich den Handball für eine Zeit lang beiseite legen und für ein Jahr ins Ausland gehen. Danach will ich dort weitermachen, wo ich aufgehört habe.
 
Abschließend die Frage, die natürlich allen Gmünder Zuschauern auf den Nägeln brennt: Wie hoch stehen die Chancen, dass du in Zukunft einmal wieder das TSB-Trikot trägst?
Ich denke, diese Chance ist immer da. Der TSB ist mein Heimatverein. Ich habe bereits des öfteren mit der Mannschaft trainiert und mit vielen Spielern verstehe ich mir sehr gut. Es ist immer noch ein Kindheitstraum, eines Tages mit meinen ehemaligen Trainern auf dem Feld zu stehen.
Blick zurück ins Jahr 2013: Andreas Maier, in der hinteren Reihe ganz in der Mitte, im Kreise seiner Teamkameraden bei der D-Jugend des TSB unter Trainer Markus Knoll.

Zur Person: Andreas Maier, geboren am 01.Mai 2001, lernte das Handballspielen bis zur C-Jugend beim TSB Gmünd. Bei seiner erfolgreichen Zwischenstation in der Württembergliga beim TV Altenstadt (2015-2018) wurde der TVB 1898 Stuttgart auf den talentierten Rechtshänder aufmerksam. In seinem zweiten Jahr in der A-Jugend-Bundesliga zählt Maier zu den Leistungsträgern des TVB und hat auch im Aktivenbereich längst Fuß gefasst. Bislang stehen vier Bundesliga-Einsätze in der ersten Mannschaft sowie elf Oberliga-Einsätze für den TVB II (11 Tore) zu Buche.
 
Die Bindungen zu seinem Heimatverein sind nicht nur durch die engen Beziehungen zu seinen ehemaligen Mitspielern groß. Bereits vor zwei Jahren trainierte Maier regelmäßig bei der ersten Mannschaft des TSB mit und ist bis heute als Schiedsrichter für die Gmünder im Einsatz. TSB-Kapitän Sebastian Fabian, zu Maiers Jugendzeit beim TSB, noch Jugendleiter, ist begeistert vom Werdegang des 18-Jährigen: „Seine Entwicklung ist beeindruckend. Er bringt eine enorme Körperlichkeit mit und spielt dadurch in der Abwehr extrem gut. Ich wünsche ihm das Beste, dass er seinen Weg weitergeht und es nach ganz oben schafft.“

(Bilder: Nico Schoch, Bildermacher-Sport Jens Körner, TSB-Archiv)