Wie schwer war es, sich nach der bitteren Niederlage gegen Kroatien wieder neu zu motivieren ?
Es war wirklich nicht so einfach. Es war schon die Luft raus, weil wir alles reingelegt hatten und ein super Spiel abgeliefert. Und dann ist die Chance aufs Halbfinale plötzlich vorbei.
Woran hat sich Ihr Team dann wieder hochgezogen?
Wir wollten ein Ziel haben. Wenn man noch eine Woche zusammen ist und noch drei Spiele hat, kann man sich ja nicht selber den Schwung nehmen. Und es macht ja auch mehr Spaß zu gewinnen.
Half auch der Blick nach vorne? Die Olympia-Qualifikation als nächste große Aufgabe kommt ja schon in drei Monaten.
Das war auch einer der Punkte. Vor diesem Turnier werden wir auch wieder nur ein paar Tage zusammen sein können, da sollte man die restlichen WM-Spiele gleich entsprechend nutzen.
War das souveräne 34:22 gegen Österreich denn ein Trost fürs 24:25 gegen Kroatien?
Wenn ich ehrlich bin: nein. Wir hatten in dem Spiel gezeigt, dass wir es besser können als in der Vorrunde, wir waren ganz nah dran am Halbfinale – und dann war’s vorbei.
Ihre Mannschaft hat klasse gespielt und lange geführt gegen Kroatien. Woran lag’s, dass es gegen Ende der Partie nicht mehr lief?
Wir haben das noch gar nicht genau analysiert, dafür ist hier so wenig Zeit. Wenn du um 20.30 Uhr spielst, kommst du um halb eins ins Hotel. Und am nächsten Tag muss man sich gleich wieder auf den nächsten Gegner vorbereiten, mit Videoanalyse und solchen Dingen. Aber klar ist, dass wir den Vorsprung von vier, fünf Toren zu schnell hergegeben haben mit zu einfachen Fehlern. Das wird auf diesem Niveau gleich bestraft. Das ist sehr bitter, wenn man an diesem Tag einfach dran war.
In die Schlussphase des Spiels fiel auch Ihr Abspiel, das vom Gegner abgefangen wurde. Wie sehr nagt so eine Szene an einem?
Das beschäftigt einen schon eine Nacht, ganz klar. Ich weiß, dass es eine Katastrophe war, ein großer Fehler von mir. Das muss ich auf meine Kappe nehmen.
Und wie sehr zehrt das Turnier, mit einem Spiel alle zwei Tage, körperlich?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich topfit bin. Wir haben, die Vorbereitung eingeschlossen, in diesem Januar schon fast zehn Spiele gemacht – plus die ganze Reiserei.
Das Reisen ist neu bei dieser Mehr-Länder-EM. Fällt das extra ins Gewicht oder ist es gar nicht so schlimm?
Nein, das spürt man schon zusätzlich, man kommt irgendwann einfach an seine Grenzen. Ich freue mich schon auf ein paar freie Tage nach der EM.
Wie reichhaltig werden die denn ausfallen?
Das steht noch gar nicht fest. Ich hoffe, dass meine Melsunger Kollegen und ich ein bisschen Pause vereinbaren können mit unserem Trainer.
Was kann die deutsche Mannschaft Positives mitnehmen aus diesem EM-Turnier?
Wir haben schon mal Platz sechs sicher, das kann man festhalten. Natürlich haben wir in der Vorrunde nicht gut gespielt, ich habe keine Ahnung, woran das lag. Aber seit wir hier in Wien sind (in den Hauptrundenspielen – Red.), spielen wir ein super Turnier.
Es gibt Kritiker in Deutschland, die sagen, die Nationalmannschaft zeige keine Entwicklung. Geben Sie denen recht?
Das sehe ich nicht so. Wir waren ganz nah dran am Erreichen des Halbfinales, man hat eben wieder gesehen, dass bei so einem Turnier oft Kleinigkeiten entscheiden.
Und wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Ähnlich wie beim Team: Es gab ein paar Höhen – und ein paar Tiefen.
Zum Schluss vorausgeblickt: Wie stehen die Chancen, dass die deutsche Mannschaft in den nächsten Jahren eine Medaille gewinnt und dass Sie dabei sind?
Wie man gesehen hat: Es ist alles sehr eng beieinander. Also wieso nicht?