Nur drei Siege in 16 Partien, mit durchschnittlich 32 Gegentreffern die schwächste Abwehrreihe ligaweit und deshalb zurecht Tabellenvorletzter: Mit der Aufstiegseuphorie im Rücken hatte sich der TSB Gmünd seine Rückkehr in die Oberliga gänzlich anders vorgestellt. Die Realität heißt nun: Vier Monate gnadenloser Abstiegskampf. Die „Mission Klassenerhalt“ beginnt: Was macht Mut, was macht Sorgen? Wir verraten es im TSB-Schnellcheck vor dem Kellerduell gegen Herrenberg am Sonntag (18 Uhr / Große Sporthalle).
Wie lief die (kurze) Vorbereitungsphase?
Über die Feiertage und den Jahreswechsel arbeiteten die Gmünder mit individuellen Trainingsplänen, ehe es zurück in die Halle ging. Vergangenes Wochenende folgten zwei gemeinsame Trainingstage mit laut Trainer Michael Hieber „ganz intensiven Stunden im Wald“ sowie Einheiten in der Großen Sporthalle und bei unserem Sponsor Squash&Fit in Waldstetten. Hieber: „Die Mannschaft hat sehr fokussiert gearbeitet und ich habe ganz klare Qualitätsfortschritte gesehen. Natürlich hätte uns eine weitere Woche Pause gut getan, doch wir sind auf dem richtigen Weg. Gefallen hat mir, dass endlich wieder eine positive Grundstimmung in der Mannschaft herrscht. So hat es mir auch selbst richtig Spaß gemacht, mit den Jungs zu arbeiten.“
Wo liegen die Defizite?
Weiterhin in puncto Kondition, auch wenn Hieber eine Verbesserung sieht: „In Absprache mit unserem Coach Christof Elser wird es weiterhin einmal pro Woche einen Athletikblock im Training geben. Das ist nötig, denn wir wollen im Juli eine Mannschaft übergeben, die körperlich in einer besseren Verfassung ist als bislang.“
Welche Aufgaben warten zum Start?
Erst Herrenberg (10.), Weilstetten (11.), Bittenfeld (13.) und dann Weinsberg (9.) - zum Jahresauftakt kommen gleich einmal vier richtungsweisende Partien gegen direkte Konkurrenten auf den TSB (15.) zu. „Wir müssen gleich voll da sein“, fordert Hieber, wohlwissend, dass sich seine Mannen nicht mehr viele Ausrutscher erlauben dürfen: „Die ersten vier Spiele sind allesamt Endspiele. Wir haben bitter aufgezeigt bekommen, wie schwierig es ist, einen Sieg einzufahren. Doch wir werden uns auch nicht umwerfen lassen, wenn ein Rückschlag kommt. Wir werden den Kampf jetzt annehmen.“
Beim 29:21-Hinspielsieg in Herrenberg bot der TSB seine bislang beste Saisonleistung. Sehen wir am Sonntag eine Wiederholung?
Hieber: „Das können wir sicher nicht hundertprozentig kopieren, da auch Herrenberg aus seinen Fehlern lernen wird. Wir wollen uns nicht immer nur nach dem Gegner richten, sondern auf unsere Stärken besinnen und das Tempo bestimmen.“
Wie ist die personelle Situation?
Die Verletzungsproblematik wird wohl entscheidend für das Gelingen der „Mission Klassenerhalt“ sein – und sich wohl nur bedingt beeinflussen lassen. Vor der Winterpause kam der Aufsteiger auf dem Zahnfleisch daher, nun ist zumindest bei drei Sorgenkindern Besserung in Sicht: Abwehrchef Christian Waibel steht wieder voll im Saft, Spielmacher Aaron Fröhlich konnte weitestgehend beschwerdefrei trainieren und der beruflich stark eingespannte Dominik Sos wird zumindest in den kommenden vier Begegnungen zur Verfügung stehen. „Das sind drei Elementarspieler, die jetzt wieder hinzustoßen“, freut sich Hieber. Lediglich Thomas Grau (Patellaspitzensyndrom) fehlt weiterhin, will aber mit konservativer Behandlung eine Operation am Knie und damit sein persönliches Saisonaus verhindern.
Welche Geheimwaffen hält das Trainerteam in der Hinterhand?
Ein Comeback der Aufstiegshelden Lukas Waldenmaier, Jan oder Felix Häfner wird es nicht geben und auch Allzweckwaffe Simon Fröhlich wird nach Vorbereitungsbeginn beim 1.FC Normannia (vorerst) nicht mehr zum Einsatz kommen. Dafür könnten ab Februar wieder die Bosnier Anis Bojic und Belmin Nadarevic zur Verfügung stehen. Sie erhalten in den kommenden Tagen in Sarajewo ein Visum mit Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für Deutschland. Hoffnungen steckt Hieber in seine zwei A-Jugendlichen: „Wir haben es bereits geschafft, Tom Abt fest zu integrieren. Er soll noch nicht die Verantwortung tragen, aber er ist ein ganz klarer Qualitätsgewinn ist. Auch Patrick Watzl trainiert bei uns mit und wir beobachten seine Entwicklung. Ich hoffe, dass wir nicht auf ihn zurückgreifen müssen, sondern können.“
Wann greift Dragos Oprea ein?
Der neue Chefcoach wird erst im Juli einsteigen, stellt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli unmissverständlich klar. Bis dahin soll mit dem Dreiergespann Hieber/Rascher/Elser auf der Bank der Klassenerhalt gelingen.
Wie viele Mannschaften steigen aus der Oberliga ab?
Die Zahl der Abstiegsplätze ist in erster Linie davon abhängig, wie viele baden-württembergische Mannschaften aus der 3.Liga absteigen. Zwei Mannschaften müssen die BWOL auf jeden Fall verlassen, für jeden Drittliga-Absteiger eine mehr, maximal aber fünf. Nach momentanem Stand müssen wir mit vier Abstiegsplätzen rechnen, da Plochingen und Blaustein in der 3.Liga ganz hinten stehen. Ergo: Mindestens Platz zwölf sollte erreicht werden, um die Klasse zu halten – und es zu vermeiden, zur Fahrstuhlmannschaft zu werden.
Auf welche Spielphilosophie dürfen sich die Gmünder Fans freuen?
Hieber: „Wir wollen einen modernen Handball spielen und sind mittlerweile auch in der Lage, verschiedene Systeme zu spielen. Das ist ein Fortschritt. Was ich nicht wegdisktutieren will, sind unsere Defizite in der Abwehr. Es ist wie bei der Nationalmannschaft. Wir wissen, dass wir besser Abwehr spielen müssen, um unser Ziel zu erreichen. Aber am Ende kann ich viel erzählen, die Wahrheit liegt auf dem Platz. Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“
(Nico Schoch)
(Nico Schoch)