"Deutschland war immer mein Traumland" - Neuzugang Aleksa Djokic im Interview

Er ist der Senkrechtstarter unter den Sommerneuzugängen des TSB Gmünd. Aleksa Djokic sticht den Zuschauern nicht nur durch seine markante Sportbrille – „ohne sie wäre ich blind wie ein Fisch“, sagt er selbst spaßhaft – sofort ins Auge, sondern auch mit seiner Geschwindigkeit und seiner Trefferquote. Auf ihn werden sich die Gmünder wieder verlassen, will man doch am Freitagabend (20 Uhr / Bertha-Benz-Halle) für eine Überraschung beim verlustpunktfreien Klassenprimis SG Pforzheim/Eutingen sorgen.

Mit 42 Treffern aus den ersten sechs Saisonspielen gehört Linksaußen Djokic zur Spitzengruppe der Oberliga. Warum ihm diese Statistik aktuell aber nichts bedeutet und weshalb er seiner Heimat Serbien den Rücken kehrte, darüber spricht der 24-Jährige im Interview mit Nico Schoch.
 
Aleksa, das erhoffte Erfolgserlebnis gegen Konstanz II (26:29) ist ausgeblieben. Wie schwer wiegt die Last, die ersten drei Heimspiele im neuen Trikot zu verlieren?
Es ist wirklich schade. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir unsere Fans dreimal enttäuscht haben, obwohl die Halle fast immer voll war. Der Angriff ist eigentlich unsere starke Seite bislang, gegen Konstanz hat aber nicht so viel funktioniert. Wir hatten zu viele Fehlwürfe, ich selbst auch. Es war ganz sicher nicht mein Glanztag.

Es erscheint rätselhaft, dass sich dem TSB jede Woche ein neues Problem bietet. Woran liegt es, dass die Mannschaft keine Konstanz findet?
Diese Liga ist schon sehr stark. Man kann wirklich gegen jede Mannschaft gewinnen oder auch verlieren. Konstanz hat eine gute, junge Mannschaft, aber es war einfach nicht unser Tag. Wir können sicher doppelt so stark spielen und dann schlagen wir sie.

Mit der Bilanz von 4:8 Punkten belegt der TSB den elften Rang. Hattet ihr euch einen besseren Start erhofft?
Natürlich. Doch wir müssen die bisherigen Niederlagen vergessen und den Kopf oben behalten. Wenn wir schon daheim nicht gewinnen können, dann müssen wir es auswärts eben besser machen.
Kommen wir zu deiner Person. Du hast dich bereits nach wenigen Monaten hervorragend in Gmünd eingelebt. Hättest du selbst damit gerechnet, so schnell in der Oberliga Fuß zu fassen?
Ich habe mich schnell in der Mannschaft integriert, gebe in jedem Training und Spiel mein Bestes. Ich erhalte im Spiel viel Unterstützung von meinen Mitspielern, die vielen Zuspiele machen es mir einfach. Natürlich habe ich auch gesehen, dass ich in der Torschützenliste ganz vorne stehe. Das freut mich, aber ich bin kein Freund solcher Zahlen. Die Torschützenliste ist nur Nebensache. Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft in den nächsten Wochen endlich mehr Punkte holen.

Wie viel bedeutet es dir, als Neuzugang so positiv aufgenommen zu werden, dass sogar die Fans deinen Namen rufen – zuletzt geschehen bei deiner 13 Tore-Gala in Weinsberg?
Genau für ein solches Erlebnis spiele ich Handball, das macht mir Spaß. Mit tollen Fans im Rücken gebe ich nicht nur 100, sondern auch 150 Prozent für mein Team.

Mit Partizan Belgrad hast du bereits im Europapokal gespielt. Wie stolz macht dich eine solche Erfahrung?
Ich habe dort alle Nachwuchsmannschaften und die Handballschule durchlaufen, bin mehrmals serbischer Meister geworden. Es war eine wirklich schöne Zeit, die aber hinter mir liegt. Jetzt zählt für mich nur die Zukunft und allen zu zeigen, was in mir steckt.
Was waren die Gründe, weshalb du vor drei Jahren nach Deutschland gekommen bist?
Deutschland war immer mein Traumland. Vor allem wegen dem Handball hier und den vielen Fans. In jeder Liga herrscht eine gute Atmosphäre und das höchste Niveau, dass es auf der Welt gibt. Natürlich war und ist mein Ziel, es irgendwann einmal in die Bundesliga zu schaffen. Deshalb bin ich hier her gekommen.

Lässt sich die serbische Liga überhaupt mit der Oberliga vergleichen?
In Belgrad habe ich Profis kennengelernt, die zwei- oder dreimal täglich trainieren. Das ist nun völlig anders. Aber diesen Freitag treffen wir immerhin auf Pforzheim mit Bastian Rutschmann im Tor, der vergangene Saison noch Bundesliga gespielt hat.

Dafür dass du erst seit Jahren in Deutschland bist, beherrscht du die Sprache bereits richtig gut. Auf welche Weise lernst du?
Ich habe viele Kumpels, die mich unterstützen und mit denen ich regelmäßig lerne. Auch meine Jungs aus Heiningen schreiben mir immer wieder Nachrichten und helfen mir viel. Seit acht Monaten ist auch meine Frau bei mir. Sei beantragt derzeit das Visum. Auch privat unterhalten wir uns meist auf deutsch, das hilft uns beiden enorm.

Zurück zum Sportlichen. Am Freitag geht es zum Tabellenführer nach Pforzheim und die große Frage lautet: Kann der TSB dort etwas holen?
Davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt. Die Tabelle zeigt, dass sie die aktuell beste Mannschaft sind. Ich habe mir aber das Pforzheimer Spiel gegen Neckarsulm angesehen und finde, dieser Gegner ist nicht unbesiegbar. Sie haben ein paar schwache Seiten gezeigt. Wir haben auf jeden Falle eine Chance, müssen aber ans Maximum gehen, um einen oder zwei Punkte zu holen.

Und wie lange müssen sich die Gmünder Fans noch gedulden, bis es mit dem ersten Heimsieg klappt?
Nächste Woche kommt Zizishausen. Da müssen wir unbedingt beide Punkte holen. Dafür geben wir alles, jeder Einzelne.
 
Kurzporträt: Das ist Aleksa Djokic
Geburtsdatum: 10.August 1995
Position: Linksaußen
Größe: 189 cm
Bisherige Vereine: Partizan Belgrad (bis 2016), Frisch Auf Göppingen II (2016-17), TSV Heiningen (2017-19)
Größter sportlicher Erfolg: Serbischer Meister Herren, A- und B-Jugend

(Text: Nico Schoch - Bilder: Jörg Frenze (3), Mario Klaiber, Jens Körner)