Der Spaß am Sport im Vordergrund - Max Häfner als Stargast

Es besitzt bereits eine gewisse Tradition, dass sich Aaron Fröhlich mit zahlreichen Mitstreitern des Oberligisten TSB Gmünd in den Sommerferien um den handballerischen Nachwuchs kümmert. Auch in seiner sechsten Auflage begeisterte das Gmünder Handballcamp über 80 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 16 Jahren. Zum krönenden Abschluss sind in diesem Jahr mit Max Häfner, Johannes Bitter und Manuel Späth drei Akteure vom Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart zu Gast in der Großen Sporthalle gewesen. Im Gepäck hatte das Trio zahlreiche unterhaltsame Anekdoten aus dem Profialltag sowie signierte Trikots, die für den guten Zweck verlost wurden.

Nach fünf ereignisreichen Trainingstagen, die „anstrengend für die Teilnehmer und manchmal auch für die Trainer“ gewesen seien, wie Aaron Fröhlich mit einem Schmunzeln anmerkte, hatten sich für den Freitagnachmittag Besuch angekündigt. Und die drei Gäste, die der Campleiter vorstellte, waren nicht irgendjemand. Mit Kreisläufer Manuel „Urmel“ Späth präsentierte sich ein viermaliger Europapokalsieger, direkt neben ihm hatte mit Johannes „Jogi“ Bitter ein weiterer Zwei Meter-Riese Platz genommen. „Er ist einer der besten Handballtorhüter, die es in Deutschland und auf der Welt je gegeben hat“, so stellte Fröhlich den Weltmeister von 2007 vor. Ganz besonders richteten sich die Blicke der Nachwuchshandballer natürlich auf Max Häfner. Der vor zwei Jahren vom TSB nach Stuttgart gewechselte Rechtshänder war einst selbst als Teilnehmer und dann als Trainer im Gmünder Handballcamp dabei, übte sich aber in Bescheidenheit: „Ich sehe mich nicht als Stargast, denn ich habe jedes Jahr immer sehr gerne im Camp vorbeigeschaut. Es ist super, was hier auf die Beine gestellt wird und den Kids macht es Riesenspaß.“
Ganz genau hörten die Trainer und Teilnehmer zu, als Bitter begann, von seiner ersten Begegnung mit und der Entwicklung von Max Häfner zu berichten: „Als er vor vier Jahren das erste Mal probeweise zu uns ins Training marschiert ist, war „Häffi“ ein kleiner, schmächtiger Junge, der den Mund nicht aufbekommen hat. Da hat sich mittlerweile aber einiges getan.“ Schnell sei zu erkennen gewesen, dass der 23-Jährige auf Linksaußen „fehlpositioniert“ gewesen sei. „Er kann nach dem Training nicht heimgehen, ohne noch an seiner Wurfhärte zu arbeiten und dann hört man das Krachen der Pfosten bis in die Kabine“, erzählte Bitter. Der jüngst aufgestellte Spitzenwert von 140 m/h Wurfgeschwindigkeit sei auch für Häfner drin, weshalb sein Tormann und Kapitän ihn „vor Zeugen“ ermutigen wollte, doch auch einmal im Spiel mehr zu werfen. Bitter hatte aber auch weiteres Lob parat: „Trotz seinem jungen Alter und eher dürftiger Bundesliga-Erfahrung ist Max ein Mann, der auf jeden Fall in unsere erste Sieben gehört und sich auch als Mensch unglaublich weiterentwickelt hat.“ Häfner selbst fügte noch lächelnd hinzu: „Beim Torwurf schaut mich Jogi immer so böse an, dass ich nie nach oben werfen kann.“
 
Dass die einstündige Gesprächsrunde höchst unterhaltsam verlief, daran hatten die Bundesliga-Profis mit ihrer lockeren Art und ihren offenen Worten einen erheblichen Anteil. Als Späth die Vormittagseinheiten als größte Schwäche Bitters nannte - „da tut man sich im hohen Alter schwer, aus dem Bett zu kommen“ - konterte der 144-fache Nationaltorhüter umgehend: „Urmels größte Schwäche ist übrigens fehlender Respekt.“ Bitter erklärte den Jugendlichen auch die klaren Hierarchien, die innerhalb einer Bundesliga-Mannschaft bestehen. Max Häfner beispielsweise sei beim TVB mittlerweile zum Musikbox-Beauftragten aufgestiegen, musste als junger Spieler aber auch mit seinen Aufgaben wachsen. „Wenn ihr zweimal nicht das tut, was eure Eltern euch sagen, dann knallt´s eben beim dritten Mal auf dem Tisch. So ist es bei uns auch.“ So hatte Bitter auch noch eine Anekdote aus seinen Anfangsjahren in Magdeburg parat: „Wenn Stefan Kretzschmar fragte, ob ich ihm Zigaretten von der Tankstelle mitbringe, dann habe ich das ohne zu zucken gemacht.“ Immerhin, so fügte der 37-Jährige scherzhaft an, habe Häfner inzwischen gelernt, wann er den Mund aufmachen müsse und dass er nicht anfangen soll, mit Bitter zu diskutieren.
Bitter gab anschließend einen sehr detaillierten Einblick ins Profileben und berichtete unter anderem von seiner persönlichen Spielvorbereitung, in der er beim Videostudium die gegnerischen Schützen analysiert. Bei Späth fragte Fröhlich nach, wie es dieser denn geschafft habe, den einzigartigen Rekord aufzustellen, 435 Spiele in Folge ohne Verletzungspause zu absolvieren und ob er entsprechende Tipps für den Nachwuchs habe. „Es ist immer eine Mischung aus Glück und dem richtigen Training“, antwortete Späth, „es gilt, die kleineren Wehwehchen frühzeitig zu erkennen und manchmal natürlich auch auf die Zähne zu beißen.“
 
Begeistert zeigten sich die drei Profis vom Gmünder Handballcamp, dass ihnen in einem von Handren Faraj erstellten Imagefilm kurz präsentiert wurde. „Es macht alles einen sehr professionellen Eindruck und uns freut es natürlich riesig, so viele Kinder zu sehen, die in den Ferien Spaß am Handball haben“, befand Späth. Bitter, der selbst Jugendcamps ausrichtet, fügte noch hinzu: „Der Fokus muss immer auf dem Spaß liegen und darauf, den Kindern ein paar Kniffe beizubringen. Sie sollen möglichst viel mitnehmen, dass sie auch in ihren eigenen Vereinen weiter festigt.“
 
Abschließend hatte das Trio vom TVB Stuttgart auch noch eine Überraschung im Gepäck. Jeweils ein signiertes Trikot und zusätzlich ein Dress des Ex-TSBlers Djibril M´Bengue, mittlerweile beim FC Porto aktiv. Üblicherweise dürfen sich die Sieger des Camptests – in diesem Jahr waren es Ben Lenz und Fynn Hofele – über tolle Preise freuen. In diesem Jahr aber stand der gute Zweck im Vordergrund, den bei zwei Handballcamp-Partnern der ersten Stunde hat es vor kurzem einen Trauerfall gegeben. Gianni Bruni Clementelli von der Pizzeria Adler in Weiler in den Bergen und Jürgen Hieber, TSB-Urgestein und Gründer von Schlüssel Hieber, waren ihrem Krebsleiden erlegen, weshalb Fröhlich die bei der Trikot-Verlosung eingenommenen 500 Euro komplett der Deutschen Krebshilfe zur Verfügung stellte.
Trotz diesem nachdenklichen Thema ließ es sich Fröhlich aber auch nicht nehmen, stolz zurückzublicken auf die gelungene, sechste Auflage des Camps. Der 29-Jährige hob dabei zwei besondere Aktivitäten hervor: „Beachhandball kommt jedes Jahr sehr gut an. Dieses Jahr waren es sehr harte Temperaturen für Handballer, aber die Jungs und Mädels wollten unbedingt und das hat sich gelohnt.“ Für ganz neue Impulse sorgte Christof Elser, der auch die TSB-Handballer in der Saisonvorbereitung intensiv begleitet hat. Der erfahrene Athletikcoach, der bereits bei den Bundesligisten TSG Hoffenheim und RB Leipzig tätig war, forderte den Nachwuchs mit intensiven Kräftigungsübungen, gab außerdem Tipps zur richtigen Ernährung und Spielvorbereitung. Elsers Expertise sei ein wichtiger, neuer Teilaspekt, der so bislang nicht im Gmünder Handballcamp vor kam, wie Fröhlich findet: „Auch wir Trainer konnten aus diesen Einheiten einiges mitnehmen.“
Der „super Arbeit“ des gesamten Trainerteams sei der größte Dank auszusprechen, lobte Fröhlich abschließend: „Das machen die Jungs und Mädels sensationell aus meiner Sicht. Einer Gruppe von 20 Kindern stehen bei uns immer mindestens drei Trainer zur Seite, sodass wir jedes Kind individuell fördern und betreuen können.“ Die Kleinen lernen direkt von den Großen – dieser Gedanke steht beim Gmünder Handballcamp Jahr für Jahr im Vordergrund. Nicht nur viele aktuelle und ehemalige Teamkameraden, sondern auch seine eigenen A-Jugendspieler vom TSB unterstützen Fröhlich dabei. Tom Abt, Vincent und Valentin Pick sowie Sascha Grützmacher gingen von kleinauf selbst als Teilnehmer an den Start und wollen nun die Chance nutzen, das Gelernte an die Jüngeren weiterzuvermitteln. Mit 80 Kindern Training und Mahlzeiten abzuhalten, sei nicht immer einfach, betonte der Campleiter, um mit einem Lächeln anzufügen: „Wir haben es geschafft, die kompletten fünf Tage ohne kaputte Teller oder schlimmere Verletzungen hinter uns zu bringen.“
Eines der größten Sportcamps in Süddeutschland ist aus den eigenen Kinderschuhen herausgewachsen. Auch ist es längst keine reine TSB-Veranstaltung mehr, vielmehr tummeln sich in den Hallen zahlreiche Jugendliche in Trikots der umliegenden Vereine und eben auch Handballneulinge. Auch der Mädchenanteil ist weiter angewachsen – ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren bestätigt hat. Der hohe Zulauf im Ganzen hatte einmal mehr auch dafür gesorgt, dass das Camp frühzeitig ausgebucht war. "Wir hatten erneut 120 Anmeldungen verbucht, können aber leider aufgrund der begrenzten Hallenkapazität nicht mehr als 80 Teilnehmer aufnehmen", erklärt Fröhlich, der sich deshalb umso mehr darauf konzentriert, auch für die siebte Auflage in den Sommerferien 2020 ein vielseitiges Programm zusammenzustellen: "Wir versuchen jedes Jahr aufs Neue, den Kindern und Jugendlichen etwas Besonderes zu bieten. Denn unser Anspruch lautet, mehr zu sein, als nur eine Ferienbetreuung. Bei uns sollen die Kinder und Jugendlichen das Handballspielen mit allem drum und dran erlernen."
(Text und Bilder: Nico Schoch)