"Am Sonntag wollen wir den Sack zu machen!"

Der TSB Gmünd bleibt das Maß aller Dinge in der Württembergliga Süd und ist nur noch einen Schritt vom direkten Wiederaufstieg in der Oberliga entfernt. Der linke Rückraumspieler Dominik Sos war mit sechs Toren in der zweiten Hälfte ein wichtiger Faktor für den 34:25-Auswärtserfolg beim TV Gerhausen und ließ mit dieser starken Vorstellung seine persönliche Durststrecke vorerst hinter sich. Denn trotz der Vorfreude auf den Meister-Matchball am Sonntag steht der Handballsport für den 25-Jährigen derzeit nur an zweiter Stelle, wie er im Gespräch mit Nico Schoch verrät.

Dome, wie groß war die Erleichterung nach dem 34:25-Erfolg beim TV Gerhausen?
Sos: Es war ein richtiger Arbeitssieg. Wir haben schnell gemerkt, dass ein ganz anderes Kaliber auf uns wartet als es Laupheim eine Woche zuvor war. Von Anfang war richtig Feuer drin.
Ihr habt vor allem in der Anfangsphase viele einfache Fehler gemacht. Seid ihr ein bisschen zu locker ins Spiel gegangen?
Sos: Ich will gar nicht erst nach Ausreden suchen. Wir wussten um die Heimstärke von Gerhausen und dass sie gegen den Tabellenführer natürlich besonders motiviert sein würden. Aber wir waren zu Beginn einfach nicht präsent, haben im Angriff zu wenig Druck aufgebaut und waren in der Abwehr nicht so stabil, wie wir es uns eigentlich vorgenommen hatten. Doch die Art und Weise, wie wir zurückgekommen sind, war umso besser und auch wichtig gut für den Kopf. Das gibt uns Sicherheit für die kommenden Aufgaben.
Spätestens ab der 22.Minute, als ihr den Spielstand von 10:13 auf 14:13 gedreht habt, war es dann eine "sehr vernünftige Vorstellung", wie euer Trainer Stefan Klaus meinte.
Sos: Er hat nach dem Spiel auch durchblicken lassen, dass er mit dem weiteren Verlauf sehr zufrieden ist. Man muss hervorheben, dass wir dann sehr souverän gespielt haben und davon gezogen sind. Ganz im Stile eines Meisters. Um dieses Ziel zu erreichen, gehören eben auch solche Kampfspiele dazu.
Hatte der TSB am Ende einfach auch den längeren Atem?
Sos: Gerhausen ist nicht eingebrochen, aber schwieriger in Tritt gekommen. Ab der 45.Minute haben ihnen dann sicherlich auch die Körner gefehlt. Nichtsdestotrotz müssen wir dem Gegner auch zu dieser Leistung gratulieren. Denn sie haben dafür gesorgt, dass das Spiel lange Zeit auf der Kippe stand.
Auch du selbst hast mit sechs wichtigen Toren eine stark verbesserte zweite Hälfte gespielt. Wie bedeutsam war es für dich, nach einer kürzeren Durststrecke endlich wieder zu glänzen?
Sos: In den vorherigen beiden Partien war ich gesundheitlich angeschlagen und habe gemerkt, dass eher wenig Luft da ist. Deshalb bin ich natürlich besonders froh, dass es nach der Pause so gut gelaufen ist. In dieser Phase hat aber auch die gesamte Mannschaft unter Beweis gestellt, dass wir zurecht an der Tabellenspitze stehen.
Stefan Klaus lobte anschließend deine "Führungsqualität". Dabei lief die Rückrunde bislang nicht ganz so positiv für dich. Wie schwierig ist es, trotz Krankheit und beruflichen Verpflichtungen in guter Form zu bleiben?
Sos: Ich hatte zuletzt einen Durchhänger und einige Trainingseinheiten verpasst, das stimmt. Wenn man beruflich viel unterwegs ist, verliert man relativ schnell den Fokus, was zwar schade ist, aber im Amateursport eben immer dazu gehört. Da ist es schwierig, immer die richtige Balance zu finden. Doch wir sind in dieser Hinsicht eine geschlossene Mannschaft. Egal welches Päckchen ein Spieler mit sich trägt, so tragen es 14 andere Schultern mit.
Aber die Herausforderung, Sport und Beruf miteinander zu vereinen, wird für dich in keinster Weise einfacher, oder?
Sos: Leider ganz im Gegenteil. Als Trainee bei der Allianz werde ich im kommenden Jahr bundesweit unterwegs sein und voraussichtlich auch einmal zwei oder drei Monate am Stück nicht in Gmünd sein. Es wird nicht leicht, aber ich schaue, so oft wie möglich da zu sein und viele Spiele zu bestreiten.
Vier Neuzugänge sorgen ab Sommer für einen größeren Konkurrenzkampf im TSB-Kader. Nimmst du das als Ärgernis oder als zusätzliche Motivation wahr?
Sos: Wenn ich das als Ärgernis ansehen würde, dann wäre ich wohl in der falschen Sportart beheimatet. Ich sehe es ganz klar als Verstärkung, dass wir vier neue Charaktere mit großem Potenzial hinzubekommen. Mit Thomas Grau (Anmerkung: Der Rechtshänder vom TSV Zizishausen spielt die gleiche Position wie Sos) verstehe ich mich privat hervorragend. Auch Tim Albrecht und die Mühleisen-Brüder sind klasse Verstärkungen für uns, die mit guten Leistungen ein Spiel an sich reißen können. Deshalb blicke ich der kommenden Saison schon jetzt mit viel Vorfreude entgegen – auch wenn ich selbst leider lange Zeit ausfallen werde.
Die Tür zur Oberliga habt ihr aktuell weit aufgestoßen – wann geht ihr hindurch?
Sos: Wir brauchen noch einen Sieg und es ist mir relativ egal, wann und wie wir den holen. Hauptsache, wir steigen auf. Wünschenswert wäre es aber tatsächlich, den ersten Matchball zu nutzen und am Sonntag den Sack zuzumachen. Da muss unser Ziel sein, zumal wir beim Hinspiel in Unterensingen schlecht ausgesehen haben. Wir wollen auf keinen Fall ein zweites Mal gegen diesen Gegner verlieren.
Für den Fall, dass am Sonntag die Titelsause steigt: Haben sich alle Spieler bereits für den kommenden Montag frei genommen?
Sos: Das muss jetzt noch erledigt werden (lacht). Einige schiehlen schon darauf, aber noch halten wir die Euphorie zurück. Wir müssen zuerst hundertprozentig fokussiert in unser Heimspiel gehen.
Ist die Oberliga bereits Gesprächsthema in der Mannschaft?
Sos: Wir denken weiter von Spiel zu Spiel (grinst). Für diesen Spruch muss ich jetzt fünf Euro in die Kasse zahlen. Aber ganz im Ernst: Ich bin überzeugt, dass wir uns die Meisterschaft definitiv nicht mehr nehmen lassen. Meine Mitspieler fordern schon, dass ich wie beim Aufstieg 2014 das "kroatische Zügle" durch Gmünd fahren soll (Anmerkung: Gemeint ist der Elektro-Shuttle, der in den Sommermonaten durch die Innenstadt fährt und damals spontan zum TSB-Partyzug umfunktioniert wurde).
Vielen Dank für das Interview, Dome!