Nur noch eine Frage der Zeit?

Scheinbar unaufhaltsam strebt der TSB Gmünd in der Württembergliga Süd einer vorzeitigen Meisterfeier entgegen. Zwei Siege aus den verbleibenden vier Partien reichen dem Team von Trainer Stefan Klaus, um die Oberliga-Rückkehr perfekt zu machen. Mit ein wenig Schützenhilfe könnten bereits diesen Sonntag in Gerhausen die Sektkorken knallen.

Seine Pflichtaufgabe gegen den Tabellenneunten aus Laupheim löste der Spitzenreiter eindrucksvoll mit einem 40:19-Erfolg. Vergleichsweise nüchtern hingegen fiel das Fazit des Chefcoaches aus. „Auch für diesen deutlichen Sieg gibt es nur zwei Punkte“, resümierte Klaus, „wir haben den nächsten Schritt getan, doch die nächsten Aufgaben werden mit Sicherheit schwerer werden.“
 
Klaus bemüht sich weiterhin konsequent um Zurückhaltung, doch ein Blick auf die Tabelle vermittelt aktuell den Eindruck, dass die Meisterschaft nur noch eine Frage der Zeit sei. Der TSB (40:8) hat sich gegenüber den härtesten Verfolgern TSV Heiningen (36:14) und TSV Wolfschlugen (35:13) ein fast schon komfortables Polster geschaffen. Ein Hauptgrund: Die Ergebnisse der Konkurrenz spielten den Gmündern zuletzt fast immer in die Karten. Nach der 29:32-Heimniederlage gegen Anfang Februar lag der TSB noch gleichauf mit den Heiningern. In den vergangenen zwei Monaten verzeichneten die „Staren“ allerdings nur noch 6:8 Punkte, für die Gmünder steht eine stolze 10:2-Serie zu Buche. Die darin enthaltenenen Unentschieden in Deizisau (36:36) und gegen Langenau/Elchingen (31:31) waren rückblickend zwei „Warnschüsse zum richtigen Zeitpunkt“, wie es Defensivspezialist Lukas Waldenmaier formuliert. Zugleich hat der TSB auch jeweils einen Punkt gut gemacht, wenn man bedenkt, dass sowohl Heiningen (36:31) als auch Wolfschlugen (27:24) gegen Deizisau leer ausgingen.
 
Angesichts von sechs bzw. fünf Minuspunkten Vorsprung auf die beiden Hauptkonkurrenten kann sich der Primus sogar noch zwei Niederlagen erlauben – umgekehrt reichen zwei Siegen ganz sicher zum direkten Wiederaufstieg. Die Rechnung ist denkbar einfach: Ein weiterer Sieg im bevorstehenden Auswärtsspiel beim TV Gerhausen (Sonntag, 18 Uhr) würde die Vorentscheidung bedeuten, dann läge bereits im vorletzten Heimspiel gegen den SKV Unterensingen (14.April, 18 Uhr) der erste Matchball zur Titelfeier parat. Rein rechnerisch könnte sich der TSB sogar schon diesen Sonntag mit einem Sieg in Gerhausen zum Meister krönen – vorausgesetzt am Abend zuvor lässt Heiningen gegen Langenau/Elchingen mindestens einen und Wolfschlugen in Laupheim beide Punkte liegen.
 
Stefan Klaus lassen diese Rechenspiele weiterhin völlig kalt. Das einzige, was für den 41-Jährigen zählt: „Wir werden uns ganz fokussiert und mit allen Mann auf die schwere Aufgabe in Gerhausen vorbereiten.“ Dort erwartet der Spitzenreiter einen heißen Tanz, immerhin braucht der Tabellenelfte noch dringend ein paar Zähler für den Klassenverbleib und bezwang in der heimischen Dieter-Baumann-Halle zu Blaubeuren jüngst die SG Lauterstein deutlich mit 34:28.
 
Aus den Aufstiegsambitionen macht auch Klaus längst keinen Hehl mehr, doch er warnt: „Wir haben das schwerste Restprogramm. Es sind noch acht Punkte zu vergeben, die wir gewinnen oder auch verlieren kann.“ Auf die beiden Heimspielen gegen die unberechenbaren Unterensinger, denen der TSB im Hinspiel mit 34:38 unterlag, und Mitabsteiger Lauterstein könnte ein mögliches Endspiel in Wolfschlugen folgen. „Im schlimmsten Falle könnten wir dort noch den direkten Vergleich und damit den Aufstieg verlieren“, betont Klaus, der dieses Saisonfinale nur allzu gerne als bereits feststehender Meister angehen möchte.
 
Sein Tormann Sebastian Fabian pflichtet ihm bei. „Wir haben noch gar nichts erreicht und müssen in den nächsten Wochen unsere Hausaufgaben erledigen“, betont der zuletzt herausragende Tormann: „Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann lacht die ganze Liga über uns – natürlich ist der Druck auf uns groß.“ Doch die Mannschaft hat zuletzt gezeigt, dass sie dem Druck standhält. Das Gefühl, dass einer abhebt, spürt Klaus laut eigener Aussage derzeit in keinster Weise.
 
Selbstbewusst gibt sich Aaron Fröhlich: „Wenn wir unsere Qualität auf die Platte bringen, dann werden wir auch das nächste Spiel in Gerhausen für uns entscheiden. Dann sind wir wieder eine Woche näher dran und können auf die Tabelle schauen, was sonst passiert ist.“ Der Spielmacher, der jüngst die 200 Tore-Marke knackte, denkt dabei gerne an den erstmaligen Oberliga-Aufstieg vor fünf Jahren zurück. „Damals sind wir ins Rollen gekommen und haben einschließlich der Relegation neun Spiele in Folge gewonnen“, so Fröhlich, „diesen Spirit möchte ich jetzt vorleben und auch weitergeben. Jetzt ist jeder Sieg und egal gegen wen besonders, weil es ein weiterer wichtiger Schritt in die Richtung unseres großen Ziels ist.“
 
Mannschaft und Fans wäre eine Meistersause in heimischer Halle natürlich am liebsten, so wie es 2014 nach dem entscheidenden 24:20-Sieg gegen Hockenheim der Fall war. „Ich werde nichts versprechen“, sagt Klaus schmunzelnd. „Ich bin in erster Linie froh, dass wir vier Spieltage vor Schluss alles selbst in der Hand haben. Vielleicht schaffen wir es tatsächlich, uns in den nächsten beiden Wochen ein kleines Ostergeschenk zu machen.“
 
Das Restprogramm der Top Vier-Mannschaften
TSB Gmünd (1.Platz/40:8 Punkte): Gerhausen (11./Auswärts), Unterensingen (7./Heim), Lauterstein (5./Heim), Wolfschlugen (3./Auswärts)
TSV Heiningen (2.Platz/36:14 Punkte): Langenau/Elchingen (8./Heim), Ostfildern (12./Auswärts), Hegensberg-Liebersbronn (14./Heim)
TSV Wolfschlugen (3.Platz/35:13 Punkte): Laupheim (9./Auswärts), Gerhausen (11./Heim), Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf (10./Auswärts), Gmünd (1./Heim)
TSV Deizisau (4.Platz/35:15 Punkte): Herbrechtingen-Bolheim (15./Auswärts), Hegensberg-Liebersbronn (14./Auswärts), Ostfildern (12./Heim)
 
(Nico Schoch)