Elf schweißtreibende Wochen und vier Testspiele sind vorüber – der TSB Gmünd ist auf die Zielgerade der Sommervorbereitung eingebogen. Kurz vor dem Pflichtspielstart zeigt sich Trainer Stefan Klaus erfreut über Ehrgeiz und Einsatzwille seiner Mannen, mahnt aber auch zur Geduld. Ab Donnerstag geht es im Trainingslager in Bartholomä um den Feinschliff.
Blicken gespannt dem Saisonstart entgegen: Die beiden TSB-Rückraumspieler Aaron Fröhlich (l.) und Dominik Sos.
75 Tage nach seinem Amtsantritt bei der ersten Trainingseinheit kann Klaus mit positivem Unterton von seinen bislang gewonnenen Erkenntnissen berichten: „Die Mannschaft macht in den Trainingseinheiten einen sehr ehrgeizigen Eindruck. Alle sind mit hohem Einsatz und Disziplin dabei. Jeder will etwas gut machen und eine erfolgreichere Saison spielen als letztes Jahr.“ Nach einer individuellen Phase im August starte man nun in die heiße Phase vor dem Rundenstart. „Wir wollen mit der kompletten Kaderstärke die letzten Schritte machen, um gut vorbereitet in die ersten Pflichtspiele gegen Steinheim (01.September, Anm.d.Red.) und Hohenems (08.September) zu gehen“, erklärt der 40-Jährige im Hinblick auf das bevorstehende Trainingslager. Von Donnerstag bis Samstag wollen die TSBler die professionellen Bedingungen im Sportzentrum Bartholomä nutzen, um an den Feinheiten zu arbeiten. Definitive Antworten über die Leistungsstärke des Oberliga-Absteigers dürfen zwar erst erwartet werden, wenn die Saison begonnen hat – der erste Vorgeschmack darf die Gmünder aber durchaus optimistisch stimmen.
Die Ergebnisse: Gegen den Ligakonkurrenten TSV Heiningen (29:28) hatte der TSB knapp die Oberhand behalten, unterlag in den weiteren Testspielen wiederum den klassenhöheren Gegnern HBW Balingen 2 (25:27), TSG Söflingen (24:26) und TV Bittenfeld 2 (19:29). Stefan Klaus spricht von „schwankenden Eindrücken“ mit viel Licht und Schatten, die Resultate seien ohnehin zweitrangig: „Es waren einkalkulierbare Niederlagen gegen starke Gegner, die wir als Gradmesser benötigt haben – denn wir haben gesehen, auf welches Niveau wir kommen wollen.“ Aufgrund der wechselnden Kaderlisten könne man allerdings nur geringe Rückschlüsse aus den absolvierten Partien ziehen. Am Freitag testen die Gmünder in Bartholomä gegen die Bundesliga A-Jugend von Frisch Auf Göppingen, für den Sonntag steht die Teilnahme beim Sparkassen-Cup in Heiningen auf dem Programm. In der Gruppe B befinden sich neben dem TSB drei weitere Württembergligisten: Der SKV Unterensingen, TSV Alfdorf/Lorch sowie die HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf. „Das Pokalspiel kommende Woche in Steinheim ist als Härtetest anzusehen, um vernünftig in die Runde zu starten“, blickt Klaus nach vorne.
Die Personalsituation: Im Laufe der Vorbereitung mussten mehrere Akteure verletzungs- oder krankheitsbedingt kurzzeitig aussetzen. Spielmacher Aaron Fröhlich etwa verpasste zwei Testspiele aufgrund von Oberschenkelproblemen. Von schwerwiegenden Verletzungen blieben die Gmünder aber verschont, so dass man aller Voraussicht nach vollzählig in die Saison starten kann. „Das Feld lichtet sich“, bestätigt Klaus, „viele haben ihre kleinen Blessuren auskurieren können und auch die A-Jugendlichen sind jetzt vermehrt dabei.“ Gemeint sind Lukas Kauderer und Hendrik Prahst: Den beiden 18-Jährigen vom TSV Bartenbach, ausgestattet mit einem Zweitspielrecht, ist die Eingewöhnung sichtlich leicht gefallen. Positiv stimmt den Trainer auch die Tatsache, dass trotz vieler personeller Wechsel die Testspiele nie völlig aus den Fugen gerieten – was für die Breite im doch sehr dünnen 14 Mann-Kader spricht. Geringe Quantität, höhere Qualität – so lautet die Devise.
Die Spielanlage: Stefan Klaus will das Team variabler ausrichten als es unter seinem Vorgänger Michael Hieber der Fall war. Die Vorbereitungspartien haben im spieltaktischen Bereich bereits einige Rückschlüsse zugelassen. „Wir müssen offensiv einen schnelleren, flüssigeren Ball spielen und die Gegenstöße mit mehr Tempo ausführen“, fordert Klaus, der verstärkt in Kleingruppen trainieren lässt: „Die Jungs müssen dabei versuchen, nach einer Auslösehandlung richtige Entscheidungen zu treffen und besser untereinander zu kooperieren.“ Den größten erkennbaren Wandel hat der neue Coach allerdings in der Defensivarbeit vorangetrieben, wo die Mannschaft die offensivere Formation mit frühzeitigem Stören immer besser verinnerlicht. „Eine vernünftige Abwehr in verschiedenen Varianten hinzustellen, ist der Schlüssel zum guten Gelingen“, ist der 40-Jährige überzeugt – wobei dies keinesfalls als komplette Abkehr von der jahrelang erfolgreich praktizierten 6-0-Deckung verstehen ist.
Der Blick auf die Konkurrenz: Zahlreiche Gegner aus der Württembergliga Süd kennen die Gmünder bereits aus den vergangenen Jahren – nicht zuletzt die beiden Mitabsteiger TSV Deizisau und SG Lauterstein, den Ex-Verein von Stefan Klaus. Der frühere Bundesligaspieler kann keinen „Top-Favoriten“ ausmachen, sieht aber einen Kreis von sechs bis acht Mannschaft, welche an der Tabellenspitze zu finden sein dürften. Auch den beiden ambitionierten Aufsteigern Hohenems und Ostfildern, denen der TSB direkt an den ersten beiden Spieltagen begegnet, sei eine gute Rolle zuzutrauen. „Wir müssen versuchen, uns von Anfang an im oberen Drittel festzusetzen“ so lautet die Ambition von Klaus, der zugleich aber vor überzogenen Erwartungen warnt: „Wir müssen zunächst an uns arbeiten und selbst in die Spur kommen, bevor wir uns mit den Gegnern beschäftigen können.“
Fazit: Die Stimmung im Umfeld ist gut, der Abstieg ist verdaut. Die Grundlagen sind gelegt, die neuen Spieler bereits gut integriert, jetzt geht es um Details. Dennoch ist es schwer zu sagen, wohin die Reise für die Blau-Gelben hinführen wird – ganz bewusst möchte auch Stefan Klaus dazu keine Prognose abgeben. Dem Trainer lässt sich nur so viel entlocken: „Wir wollen natürlich vorne mitspielen, nicht nur Platz zwölf erreichen und den Nichtabstieg sichern.“ Eine konkrete Zielsetzung wurde gar nicht definiert. Wo der TSB wirklich steht, wird sich wohl erst Anfang September zeigen. Durch einen erfolgreichen Ligastart vor heimischer Kulisse am 08.September gegen Hohenems wären etwaige Sorgen vorerst beiseite geräumt. Klaus: „Wenn zehn Spiele gespielt sind, dann kann man vielleicht auch eine Tendenz erkennen – vorher nicht.“
TSB-Trainer Stefan Klaus: „Wir müssen zunächst an uns arbeiten und selbst in die Spur kommen, bevor wir uns mit den Gegnern beschäftigen können.“
(Text und Bilder: Nico Schoch)