„Ein Jahr, das uns alle vorangebracht hat“: Jan Spindler im Interview

Mit 29 Jahren zählt Jan Spindler zu den erfahrenen Akteuren beim TSB Gmünd. Der Rückraumregisseur leitete die „junge Rasselbande“ in dieser Saison an und erzielte 30 Tore. Dass er die Halle nach dem letzten Heimspiel gegen den TV Weilstetten (37:31) ziemlich geknickt verließ, lag allerdings nicht bloß an seinem bevorstehenden Wechsel zur HSG Bargau/Bettringen. Im Gespräch mit Nico Schoch spricht Jan Spindler über seine Abschiedsgefühle, neue Ziele und den Traum, eines Tages gemeinsam mit Zwilllingsbruder Marcel aufzulaufen.
 
Jan, die Bezeichnung „wehmütiger Abschied“ hat wohl selten so gut gepasst wie aktuell.
 
Das stimmt. Ich spiele nur selten in der Abwehr, aber im Rückzug ging es nicht anders. In dieser Situation wollte ich den gegnerischen Halblinken bremsen und es hat mich komplett seitlich auf den Rücken gelegt. Ich konnte mich gar nicht bewegen und hoffe, dass es nur eine Prellung ist. Eigentlich wollte ich die Einsatzminuten noch nutzen, um mit den Jungs zu spielen und vielleicht noch ein Tor zu werfen. Es hat leider nicht sein sollen.
Wie emotional war dein letztes Heimspiel für den TSB?
 
Im ersten Moment waren da nur die Schmerzen. Aber natürlich wird man ein bisschen wehmütig bei dem Gedanken, dass die Zeit mit dieser geilen Mannschaft nun vorbei ist. Obwohl die Saison dem Ende zugeht, haben wir es nicht locker auslaufen lassen. Alle hatten richtig Bock und es hat immer noch Spaß gemacht, ins Training zu gehen. Doch nach 34 Spielen ist man natürlich auch froh über eine Verschnaufpause. .
In der Abschlusstabelle wird der TSB nun auf dem gesicherten neunten oder zehnten Platz landen. Wie bewertest du die Saison insgesamt?
 
Es hätte sich natürlich jeder gewünscht, dass wir mehr an die überragende Hinrunde angeknüpft hätten. Dann wären wir jetzt vielleicht sogar unter den ersten Fünf. Dennoch war es nach dem großen Umbruch eine Bombensaison. Wir haben uns komplett aus dem Abstiegskampf herausgehalten und immer wieder unsere Erfolge gehabt. Es lief einfach gut, weshalb wir unterm Strich mehr als zufrieden sein können.
Wie war es für dich persönlich, erstmals Oberliga-Luft zu schnuppern?
 
An die körperlichen und spielerischen Unterschiede musste ich mich erst einmal gewöhnen. Als einer der älteren Spieler in unserer Mannschaft habe ich eine ganz neue Schnelligkeit im Spiel kennengelernt. Alleine das Training und die Spielweise haben mich extrem vorangebracht. Auch insgesamt haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht, weshalb ich mich mir für die nächsten Jahre wenig Sorgen um diese junge Truppe mache.
Aus beruflichen und privaten Gründen kannst du den hohen Aufwand in der Oberliga nicht mehr länger stemmen. Du hast selbst schon einmal gesagt, dass du gerne früher dabei gewesen oder auch noch ein weiteres Jahr beim TSB geblieben wärst.
 
Richtig, es war eigentlich ein viel zu kurzes Jahr. Da ist nun doch ein großes weinendes Auge dabei. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Mannschaft, auch in ernsten Momenten haben wir immer Spaß gehabt. Ích werde immer wieder gerne in die Halle kommen, um viele vertraute Gesichter zu sehen.
Für dich geht es nun zurück zu deinem Heimatverein, der HSG Bargau/Bettringen. Wie lauten die neuen Ziele?
 
Ich war ewig weg und konnte nicht allzu oft zuschauen, deshalb kann ich das schwer beurteilen. Doch nachdem die Mannschaft in den letzten beiden Jahren als Zweiter und Dritter nur knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt ist, kann ich als Neuzugang nicht von einem Mittelfeldplatz sprechen. Mein Wunsch ist es, oben mitzuspielen und vielleicht den Sprung in die Verbandsliga zu schaffen.
 
Besonders an dieser Saison waren sicherlich die beiden Duelle mit dem TVG Großsachsen und deinem Zwillingsbruder Marcel, der bis vor einem Jahr immer wieder bei der HSG Bargau/Bettringen ausgeholfen hat. Wie hoch stehen die Chancen, dass ihr beide in Zukunft einmal zusammen spielt?
 
Das ist schwierig zu sagen. In der neuen Runde auf gar keinen Fall, da Marcel beim TSV Amicitia Viernheim in der Badenliga zugesagt hat. Bislang haben wir nur in der Bettringer Jugend zusammen gespielt. Ein Jahr lang waren wir zusammen in Alfdorf, doch da hat er sich leider in der ersten Trainingseinheit einen Kreuzbandriss zugezogen. Es wäre auf jeden Fall eine tolle Sache, wenn wir irgendwann gemeinsam in einer Mannschaft spielen würden.  

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, Nico Schoch)