Der TSB Gmünd II hat die große Chance auf „Big Points“ im Landesliga-Abstiegskampf leichtfertig verspielt. Ausgerechnet eine doppelte Überzahlsituation in der Crunch-Time wird den Jets zum Verhängnis und führt zur 30:36 (16:15) – Schlappe beim damit geretteten TSV Zizishausen.

Gleich in zwei Dingen waren sich die Kontrahenten hinterher einig: Zum einen war es kein überhartes Kellerduell gewesen, was die insgesamt 18 Zeitstrafen und Roten Karten rechtfertigen könnte. „Da waren in beide Richtungen ganz fragwürdige Pfiffe dabei“, äußerte TSB-Trainer Sebastian Adam seinen Unmut und kam zum zweiten Punkt: „Von der Qualität her war es bestimmt kein Spiel zweier Landesliga-Abstiegskandidaten.“ Dafür reicht alleine der Blick auf die besten Werfer: Beim TSV Zizishausen hatten die langjährigen Oberligaspieler Jochen Fuchs und Lennard Müller mit gemeinsam 20 Toren herausgeragt, für den TSB II hielten die ebenfalls viertligaerfahrenen Youngster Louis Waldraff und Arian Pleißner mit 22 Treffern dagegen. Doch gerade in der entscheidenden Phase war den Gmündern die Kraft ausgegangen, was sie nun schon bald den Landesliga-Verbleib kosten könnte.
Was besonders weh tut: An diesem Abend deutete lange Zeit viel darauf hin, dass die gebeutelten Gäste endlich den Bock umstoßen würden. Die TSB-Talente kämpften, rackerten und ließen sich vom 7:10-Rückstand nach einer Viertelstunde überhaupt nicht beeindrucken. Das Rückraumduo Waldraff und Pleißner brachte viel Bewegung ins Offensivspiel, ab dem 12:11 (22.) legten die Gmünder dann stets vor. Das einzige Manko aus Trainersicht: „Immer dann, wenn wir auf zwei Tore hätten davonziehen können, dann haben wir verworfen.“ Dennoch lag das Momentum bei den Jets, als Pleißner ins leere Tor zum 16:15-Halbzeitstand traf.
Der Abstiegskrimi wogte auch danach hin und her: Der TSB ging bis zum 24:23 (40.) immer wieder in Führung, kassierten aber postwendend den Ausgleich und gerieten in der Schlussviertelstunde wieder ins Hintertreffen. „Insgesamt sind wir in der Abwehr gar nicht schlecht gestanden“, analysiert Adam: „Doch im Endeffekt hat der Gegner seine Überzahlsituationen konsequenter ausgespielt als wir.“ Besonders deutlich wurde das, nachdem Arian Pleißner auf 26:27 (47.) verkürzt hatte und dabei gleich zwei Zeitstrafen herausholte. Für Zimmermanns Patrick Renner war die Partie aufgrund des Fouls vorzeitig beendet, Maik Zimmermann folgte ihm wegen lautstarker Beschwerden auf die Strafbank.
Die Gmünder standen mit zwei Mann mehr auf dem Feld, konnten diesen Vorteil aber nicht nutzen. Ganz im Gegenteil sogar: Lennard Müller versenkte die Kugel im Zeitspiel durch den Gmünder Block und die Beine des Torhüters im Netz, den nächsten Konter verwandelte Jochen Fuchs zum 26:29 (49.). „Ein Spiegelbild unserer Saison“, so Adam kopfschüttelnd: „Wir verteidigen oft ganz gut und lange, kriegen dann trotzdem ein Tor und verlieren die doppelte Überzahl mit 1:2 Toren.“ Als endgültiger Genickbruch erwies sich die Rote Karte gegen TSB-Rückraumspieler Dominic Boland, ebenfalls aufgrund der dritten Zeitstrafe (51.). Die Gmünder verloren völlig den Kopf, fanden keine Lösungen mehr gegen die gegnerische Manndeckung und mussten sich letztlich unter Wert mit 30:36 geschlagen geben.
Die „Schnaken“ aus Zizishausen sind damit gerechnet, für die Jets hingegen hat sich die Schlinge weiter zugezogen. Um sich noch zu retten, muss der Tabellenletzte (8:24) noch am EK Bernhausen (9:19) und der SG Hirsau/Calw/Bad Liebenzell (10:24) vorbeiziehen. Neben viel Schützenhilfe braucht es zuallererst zwei eigene Siege am Samstag (20 Uhr) in Bernhausen sowie eine Woche darauf am 06.April beim TSV Köngen. Der niedergeschlagene Trainer Sebastian Adam jedenfalls hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Ich schaue seit Wochen schon nicht mehr auf die Tabelle. Wir haben es nur in der Hand, unsere eigenen Spiele zu gewinnen und dann vielleicht auch einmal das nötige Glück zu haben.“ Mit einer weiteren Niederlage wäre der Abstieg allerdings vorzeitig besiegelt. Doch: Totgeglaubte leben bekanntlich meist länger.
TSB II: Giovanni Gentile, Dennis Slonek – Louis Waldraff (12/7), Arian Pleißner (10/2), Manuel Menz (3), Florian Krazer (2), Dominic Boland (2), Kai Jaros (1), Lennard Sonnentag, Sebastian Wittek, Vincent Pick, Jonathan Leichs, Jonas Schmutzert, Lasse Bladeck
Rote Karten: Dominic Boland (TSB/51./Dritte Zeitstrafe) – Patrick Renner, Maik Zimmermann (beide TSV/47./Dritte Zeitstrafe)
(Nicolas Schoch)