Trotz personeller Not: „Junge Rasselbande“ des TSB stürmt zum siebten Auswärtssieg

Selbst mit einem Rumpfkader war der TSB Gmünd dem Tabellennachbarn TV Weilstetten deutlich überlegen. Die Oprea-Sieben feierte beim 39:28 (19:13) ihren bislang höchsten Saisonsieg und fiebert nun dem Duell mit dem Spitzenreiter der BWOL entgegen.

Der TSB entwickelt sich immer mehr zu einer Macht in fremden Hallen und gleichzeitig zu einem echten Spitzenteam. Zum wiederholten Male überzeugten die Jets am Samstagabend, obwohl die eigene Bank erneut äußerst spärlich besetzt war. Nachdem Wolfgang Bächle (positiver Corona-Test) ausfiel, reiste man nur mit einem 13-Mann-Kader auf die Zollernalb. Tormann Sebastian Fabian (Adduktorenprobleme) und Aaron Fröhlich (Achillessehne) mussten ebenfalls zuschauen, konnten die starke Teamleistung aber relativ entspannt genießen. Denn die Gmünder hatten das Spiel „von Anfang bis Ende voll im Griff“, wie Trainer Dragoș Oprea resümierte.
 
„Absolut begeistert“, zeigte sich der Sportliche Jürgen Rilli und meinte damit nicht nur die Höhe des Resultats: „Unsere junge Rasselbande hat uns wieder einmal großen Spaß bereitet und richtig schönen Handball gespielt. Alle sind zum Einsatz gekommen und haben ihren Teil beigetragen.“ Die beiden 19-jährigen Eric Zimmermann und Patrick Watzl steuerten von den Außenpositionen insgesamt 13 Treffer bei. Im Rückraum wussten Tom Abt (19 Jahre) sowie Sven Petersen (23) an der Seite von Spielgestalter Marian Rascher (26) zu überzeugen, während Keeper Daniel Mühleisen (24) mit 17 Paraden zur Höchstform auflief und darüber hinaus als erfolgreicher Distanzschütze hervorstach.
Bemerkenswert souverän präsentierte sich diese junge Truppe – von einer kurzen Schwächephase Mitte der zweiten Halbzeit einmal abgesehen. Nachdem ein Acht Tore-Vorsprung bis auf 27:24 (47.) geschrumpft war, wäre der Auswärtserfolg beinahe in Gefahr geraten. „Ich möchte nicht überheblich klingen, doch wir waren selbst dafür verantwortlich, dass der Gegner wieder ins Spiel gekommen ist“, meinte Oprea, hob dann aber die Reaktion seiner Mannen hervor: „Wir waren dann auch selbst dafür verantwortlich, dass wir am Ende mit elf Toren Unterschied gewonnen haben. Perfektion über 60 Minuten gibt es einfach nicht, doch 55 Minuten lang war unsere Leistung in allen Belangen sensationell.“
 
 
Ungeachtet der personellen Hiobsbotschaften gelang es dem TSB, die eigenen Stärken geschickt auszuspielen. Rückraum-Shooter Nicola Rascher erzielte die ersten beiden Tore, Zimmermann nutzte die erste Konterchance eiskalt zum 4:1 (6.). Doch Weilstetten blieb dran und schnupperte beim Stand von 6:5 (11.) am Ausgleich, Rechtsaußen Daniel Weckenmann scheiterte allerdings völlig alleingelassen an Mühleisen. Mit drei Toren in Folge brachte Watzl, als Rechtsaußen-Vertreter für Bächle längst etabliert, die Gmünder auf Kurs. „Wir wussten, dass Weilstetten eine unangenehmer Gegner ist und sehr viel Härte ins Spiel bringt“, betont Oprea. Doch aus dem stehenden Angriff ließ der TSB wenig zu – und falls doch, dann war Mühleisen immer wieder zur Stelle. „Er hat uns die nötige Sicherheit gegeben“, freute sich der Trainer. Durch schnelle Gegenstöße gelang es den Hausherren zunächst zwar, Nadelstiche zu setzen und die Partie bis zum 15:13 (27.) offen zu halten. Die Gmünder blieben dennoch das dominierende Team, brachten die gegnerische Abwehr durch ihre Spielzüge in Bewegung und zogen vor der Pause davon. Nicola Rascher sowie Sven Petersen rissen immer wieder Lücken und holten einige Zeitstrafen heraus, Marian Rascher als zuverlässiger Schütze vom Siebenmeterstrich profitierte davon. Keeper Mühleisen verpasste dem TVW direkt nach dem Seitenwechsel die kalte Dusche, als er mit einem Wurf über das ganze Feld hinweg ins leere Tor zum 20:13 (31.) traf.
Zimmermann erhöhte kurz darauf sogar auf 22:14 (36.), doch die erbitterte Gegenwehr der „Lochenfüchse“ war damit noch nicht gebrochen. Weilstetten reagierte, nahm beide Rascher-Brüder in Manndeckung und setzte immer wieder seine gefährlichen Flügelspieler in Szene. Die offene Deckung des TVW bereitete den Gmünder dann doch mehr Probleme, als es ihnen lieb sein konnte. Die Jets vergaben einige Würfe und fingen sich in Unterzahl selbst drei Gegentore ins verwaiste Gehäuse. Als Daniel Naumann die Gastgeber auf 27:24 (47.) heranbrachte, kochte die Halle. Obwohl der TSB unnötig für Hektik sorgte, kamen bei Jürgen Rilli auf der Tribüne „keine Zweifel“ auf: „Denn wir waren über das ganze Spiel hinweg die bessere Mannschaft und haben die richtige Reaktion gezeigt.“
 
Tatsächlich gelang es dem TSB nach dieser kurzen Schwächephase umgehend wieder, das Geschehen zu beruhigen. Nachdem sich Abt energisch durchsetzte und Marian Rascher auch den sechsten Strafwurf zum 30:25 (51.) verwandelte, kehrte die Sicherheit zurück. „Wir haben unsere Taktik fast zur Perfektion umgesetzt. Dass die Spieler Fehler machen und etwas ausprobieren, gehört dazu“, meinte Oprea und zeigte sich stolz darüber, wie seine junge Truppe mit „Disziplin und Konzept“ schließlich für klare Verhältnisse sorgte. Als Daniel Mühleisen einen versuchten Kempa-Trick abfing und seine Treffer Nummer zwei und drei markierte, war die Luft bei Weilstetten raus. So nutzte der TSB-Coach die Gelegenheit, seinen Nachwuchskräften noch einige Einsatzminuten zu schenken. Dass Kreisläufer Kai Kiesel sein erstes Oberliga-Tor erzielte und der A-Jugendliche Arian Pleißner doppelt zum 39:28-Endstand traf, rundete den gelungenen Abend ab. Die Jets feierten nicht nur ihren siebten Auswärtserfolg, sondern auch den bislang deutlichsten Saisonsieg. „Ich bin echt platt, meine Spieler sind auch platt“, wusste Oprea dieses hohe Resultat richtig einzuordnen: „Unterm Strich haben wir den erhofften Schritt gemacht, um jetzt in Gedanken beim nächsten Spiel zu sein.“
Denn am kommenden Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) wartet das „absolute Highlightspiel“, wie es der Sportliche Leiter nennt. Spitzenreiter TVS 1907 Baden-Baden blieb seit der 25:26-Hinspielniederlage gegen den TSB 13-mal nacheinander ungeschlagen und avancierte damit zum Top-Favoriten. Doch auch die Jets liegen als Tabellensechster mit 21:11 Punkten nur zwei Zähler von einem Aufstiegsrang entfernt. „Das Schöne ist, dass wir als Verein überhaupt keinen Druck machen und die Jungs wirklich sehr selbstmotiviert sind“, berichtet Rilli: „Wir befinden uns auf einer Erfolgswelle und wollen Baden-Baden auch zuhause schlagen.“ Oprea ergänzt: „Uns erwartet ein starker Gegner, doch wie man so schön sagt, kochen die auch nur mit Wasser. Wir fühlen uns auf jeden Fall bereit und brauchen uns vor keiner Mannschaft zu verstecken.“ Weshalb sollten sie das auch? Der Höhenflug der Jets soll noch lange nicht beendet sein – egal wie die Personalsituation auch aussehen mag.
 
TVW: Nikolas Hajdu, Jens Brückner, Niklas Euchner – Nick Single (7), Daniel Weckenmann (5), Daniel Naumann (5/4), Fabian Mayer (3), Florian Pawelka (2), Felix Narr (2), Daniel Flad (1), Tim Wenzler (1), Jonas Lösch (1), Noa-Gabriel Alilovic (1), Daniel Schanz, Simon Sauter, Lukas Bechinka
TSB: Daniel Mühleisen (3), Devin Immer – Marian Rascher (10/6), Eric Zimmermann (7), Patrick Watzl (6), Nicola Rascher (5), Stephan Mühleisen (2), Tom Abt (2), Arian Pleißner (2), Kai Kiesel (1), Sven Petersen (1), Christian Waibel, Philipp Schwenk
Siebenmeter: TVW 4/4 – TSB 6/6
Zeitstrafen: TVW 16 Minuten – TSB 14 Minuten
Schiedsrichter: Philipp Schmidt, Carsten Müller (SV Leonberg/Eltingen)
Zuschauer: 90
(Text: Nico Schoch - Bilder: Ralf Watzl)