Trotz Personalnot: TSB will seine Heimbilanz aufpolieren

Dem TSB Gmünd winkt gegen die HSG Konstanz II die zweite Chance, dem Drittliga-Absteiger ein Bein zu stellen. Aufgrund einer Krankheitswelle hat Trainer Dragoș Oprea bis Samstagabend (19:30 Uhr / Große Sporthalle) jedoch ein kniffliges Aufstellungs-Puzzle zu lösen.

Ein Handballspiel dauert 60 Minuten. Ein Satz, der dank eines bekannten TV-Fußball-Talks klassischerweise die Aufforderung nach sich zieht: Fünf Euro ins Phrasenschwein. Der Satz ist eine nichtssagende Sportweisheit und dennoch hat sie der TSB Gmünd längst verinnerlicht. In Herrenberg (26:26) und in Heiningen (27:26) gelang den Jets nach einem Fünf Tore-Rückstand zweimal ein beeindruckendes Comeback. Dass auf zwei Auswärtsauftritte nun endlich wieder ein Heimspiel folgt, sollte für zusätzlichen Auftrieb sorgen. Eigentlich. Doch hinter dem TSB liegt eine extrem schwierige Trainingswoche. Einige Reihe an Erkältungen und Magen-Darm-Erkrankungen machte eine normale Vorbereitung beinahe unmöglich. Erschwerend hinzu kommt, dass sich Philipp Schwenk und Valentin Pick weiterhin mit einer Verletzung herumplagen.
 
Am Dienstag konnte Dragoș Oprea gerade einmal fünf Akteure im Training begrüßen. Der TSB-Trainer bemühte sich dennoch, das Beste aus der Situation zu machen. Punktuell wurde das Abwehrsystem im Kleingruppen-Training gezielt gefestigt. „In sehr kleinen Gruppen“, wie Oprea lachend anmerkt. Das allerdings mit einem ernsten Hintergrund. Beim Derby in Heiningen sei eine „Kettenreaktion“ zu sehen gewesen: Sobald der Innenblock funktionierte und der Gegner nur aus der Bedrängnis zum Wurf kam, sind auch die Gmünder Torhüter automatisch besser im Spiel gekommen. Da schmerzt es umso mehr, dass die Jets am Samstag voraussichtlich ohne ihren Stammkeeper Daniel Mühleisen und den Konter-Spezialisten Eric Zimmermann auskommen müssen. Es wird also darauf ankommen, die vorhandene Tiefe im Kader zu nutzen. „Der ein oder andere Spieler wird auf Positionen spielen, die er nicht gewohnt ist“, kündigt Oprea an: „Doch wir wollen nicht jammern. Jeder, der auf der Platte steht, wird alles in die Waagschale werfen, egal wo er eingesetzt wird.“
An Motivation dürfte es nicht mangeln. Immerhin hat der TSB als Tabellensechster bereits drei der fünf Top-Teams bezwungen. Nur in Köndringen (25:32) und Konstanz (30:34) misslang der erhoffte Coup. Im zweiten Aufeinandertreffen mit den aktuell punktgleichen Gästen vom Bodensee soll das nun nachgeholt werden. Die Erste Mannschaft der HSG befindet sich derzeit auf bestem Wege zurück in die 2.Bundesliga. Damit wäre auch für den Unterbau der Weg zurück in die 3.Liga frei, auch wenn davon niemand öffentlich spricht. Ein Platz unter den ersten acht Mannschaften sei das Ziel, heißt es von Vereinsseite. Großes Potenzial schlummert aber auf jeden Fall in der jüngsten Mannschaft der Oberliga. Insgesamt 16 Spieler stammen aus der eigenen Bundesliga-A-Jugend, mit Jo Knipp und Gianluca Herbel wurden außerdem zwei Talente von den Rhein-Neckar Löwen verpflichtet. Im ersten Halbjahr setzte sich die HSG sofort in der Spitzengruppe fest, erlebte nach der kurzen Winterpause dann aber zwei unerwartete Rückschläge. In eigener Halle unterlag das U23-Team den Abstiegskandidaten aus Birkenau (24:26) und Steißlingen (29:33). Gegen Schmiden sicherte sich das Team des brasilianischen Coaches Vitor de Faria Baricelli zuletzt nur mit großer Mühe einen knappen 27:24-Sieg.
Von diesen Resultaten darf und will sich der TSB indes nicht blenden lassen. „In der Konstanzer Mannschaft steckt viel Qualität und sie stellen eine brutal gute Abwehr“, weiß Oprea. Auch die Erinnerung an das Hinspiel ist noch längst nicht verblasst. Als Außenseiter angereist, führten die Gmünder nach 35 Minuten überraschend mit 21:15 und unterlagen am Ende dennoch mit 30:34. „Durch unsere eigenen Fehler haben wir den Gegner zurück ins Spiel gebracht“, ärgert sich der TSB-Trainer immer noch über diese verpasste Chance: „Daraus ziehen wir die Lehre, dass ein Spiel nie schon vorzeitig entschieden ist. Wir hätten in der Hinrunde vier oder fünf Punkte mehr holen können, dann würden wir noch viel besser da stehen.“
 
Auch wenn die Tabelle für Oprea nach eigener Aussage „aktuell nur zweitrangig“ ist, dürfte ihm der Blick darauf doch zumindest das Arbeiten entspannter machen. 15 von 30 Spielen sind absolviert, ein Aufstiegsplatz liegt nur drei Punkte entfernt und das Polster zur Abstiegszone ist auf scheinbar komfortable neun Punkte angewachsen. „Deshalb machen wir jetzt aber auf gar keinen Fall eine lockere Geschichte daraus“, mahnt der Ex-Nationalspieler zur Ernsthaftigkeit. Einen speziellen Tabellenplatz nimmt er zwar nichts ins Visier, lässt aber durchblicken: „Jeder Spieler merkt, dass mehr drin ist, als wir zu Saisonbeginn gedacht haben. Wir werden alles dafür geben, um unser ursprüngliches Ziel zu überbieten.“
Allerdings ist die bisherige Heimbilanz dem Trainer ein Dorn im Auge: 13 von 19 Punkten ergatterte der TSB auswärts, in eigener Halle gelangen in sechs Versuchen erst zwei Siege. „Punkte sind Punkte, egal wo man sie holt“, will Oprea gar nicht erst eine Heimspiel-Krise herbeireden. Aber die Thematik beschäftigt ihn: „Das ist einfach total untypisch, vielleicht aber auch nur eine etwas längere Momentaufnahme. Ich spreche das an, weil der Unterschied einfach viel zu deutlich ist.“ Die Taktik werde er sicherlich nicht umstellen, um die Große Sporthalle wieder zu einer Festung zu machen. Was kann sonst helfen? „Mehr Zuschauer“, wünscht sich Oprea grinsend. Wohlwissend allerdings, dass mehr als 500 Fans wie beim vorherigen Heimspiel gegen Schmiden aufgrund der Corona-Lage nicht zugelassen sind. Mit einem Schnitt von 390 sind die Jets sogar Führender in der Oberliga-Zuschauertabelle.
 
Fest steht: Der TSB will sich dem treuen Anhang besser, besonders aber erfolgreicher präsentieren als bislang. „In erster Linie sind wir als Mannschaft selbst verantwortlich für die Stimmung in der Halle“, betont Oprea deshalb: „Die Jungs müssen die Emotionen auf die Platte bringen, das überträgt sich dann auf die Fans.“ Das gelang in den vergangenen Wochen allerdings nur phasenweise. „Uns erwartet am Samstag ein 60 Minuten-Spiel“, erklärt der 39-Jährige und würde sicherlich nur allzu gerne ins Phrasenschwein einzahlen, sollte unter den schwierigen personellen Voraussetzungen der dritte Heimsieg herausspringen. Dass ein Topspiel in der ausgeglichen Oberliga zur Pause noch längst nicht entschieden ist, hat der TSB mit seinen Aufholjagden bekanntermaßen unter Beweis gestellt.
 
TSB: Daniel Mühleisen (?), Sebastian Fabian, Devin Immer – Wolfgang Bächle (?), Patrick Watzl, Sven Petersen, Aaron Fröhlich, Tom Abt, Philipp Schwenk (?), Jonas Schwenk, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick (?), Arian Pleißner, Eric Zimmermann (?), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 2 Siege, 5 Niederlagen
Dem TSB Gmünd winkt gegen die HSG Konstanz II die zweite Chance, dem Drittliga-Absteiger ein Bein zu stellen. Aufgrund einer Krankheitswelle hat Trainer Dragoș Oprea bis Samstagabend (19:30 Uhr / Große Sporthalle) jedoch ein kniffliges Aufstellungs-Puzzle zu lösen.

Ein Handballspiel dauert 60 Minuten. Ein Satz, der dank eines bekannten TV-Fußball-Talks klassischerweise die Aufforderung nach sich zieht: Fünf Euro ins Phrasenschwein. Der Satz ist eine nichtssagende Sportweisheit und dennoch hat sie der TSB Gmünd längst verinnerlicht. In Herrenberg (26:26) und in Heiningen (27:26) gelang den Jets nach einem Fünf Tore-Rückstand zweimal ein beeindruckendes Comeback. Dass auf zwei Auswärtsauftritte nun endlich wieder ein Heimspiel folgt, sollte für zusätzlichen Auftrieb sorgen. Eigentlich. Doch hinter dem TSB liegt eine extrem schwierige Trainingswoche. Einige Reihe an Erkältungen und Magen-Darm-Erkrankungen machte eine normale Vorbereitung beinahe unmöglich. Erschwerend hinzu kommt, dass sich Philipp Schwenk und Valentin Pick weiterhin mit einer Verletzung herumplagen.
 
Am Dienstag konnte Dragoș Oprea gerade einmal fünf Akteure im Training begrüßen. Der TSB-Trainer bemühte sich dennoch, das Beste aus der Situation zu machen. Punktuell wurde das Abwehrsystem im Kleingruppen-Training gezielt gefestigt. „In sehr kleinen Gruppen“, wie Oprea lachend anmerkt. Das allerdings mit einem ernsten Hintergrund. Beim Derby in Heiningen sei eine „Kettenreaktion“ zu sehen gewesen: Sobald der Innenblock funktionierte und der Gegner nur aus der Bedrängnis zum Wurf kam, sind auch die Gmünder Torhüter automatisch besser im Spiel gekommen. Da schmerzt es umso mehr, dass die Jets am Samstag voraussichtlich ohne ihren Stammkeeper Daniel Mühleisen und den Konter-Spezialisten Eric Zimmermann auskommen müssen. Es wird also darauf ankommen, die vorhandene Tiefe im Kader zu nutzen. „Der ein oder andere Spieler wird auf Positionen spielen, die er nicht gewohnt ist“, kündigt Oprea an: „Doch wir wollen nicht jammern. Jeder, der auf der Platte steht, wird alles in die Waagschale werfen, egal wo er eingesetzt wird.“
An Motivation dürfte es nicht mangeln. Immerhin hat der TSB als Tabellensechster bereits drei der fünf Top-Teams bezwungen. Nur in Köndringen (25:32) und Konstanz (30:34) misslang der erhoffte Coup. Im zweiten Aufeinandertreffen mit den aktuell punktgleichen Gästen vom Bodensee soll das nun nachgeholt werden. Die Erste Mannschaft der HSG befindet sich derzeit auf bestem Wege zurück in die 2.Bundesliga. Damit wäre auch für den Unterbau der Weg zurück in die 3.Liga frei, auch wenn davon niemand öffentlich spricht. Ein Platz unter den ersten acht Mannschaften sei das Ziel, heißt es von Vereinsseite. Großes Potenzial schlummert aber auf jeden Fall in der jüngsten Mannschaft der Oberliga. Insgesamt 16 Spieler stammen aus der eigenen Bundesliga-A-Jugend, mit Jo Knipp und Gianluca Herbel wurden außerdem zwei Talente von den Rhein-Neckar Löwen verpflichtet. Im ersten Halbjahr setzte sich die HSG sofort in der Spitzengruppe fest, erlebte nach der kurzen Winterpause dann aber zwei unerwartete Rückschläge. In eigener Halle unterlag das U23-Team den Abstiegskandidaten aus Birkenau (24:26) und Steißlingen (29:33). Gegen Schmiden sicherte sich das Team des brasilianischen Coaches Vitor de Faria Baricelli zuletzt nur mit großer Mühe einen knappen 27:24-Sieg.
Von diesen Resultaten darf und will sich der TSB indes nicht blenden lassen. „In der Konstanzer Mannschaft steckt viel Qualität und sie stellen eine brutal gute Abwehr“, weiß Oprea. Auch die Erinnerung an das Hinspiel ist noch längst nicht verblasst. Als Außenseiter angereist, führten die Gmünder nach 35 Minuten überraschend mit 21:15 und unterlagen am Ende dennoch mit 30:34. „Durch unsere eigenen Fehler haben wir den Gegner zurück ins Spiel gebracht“, ärgert sich der TSB-Trainer immer noch über diese verpasste Chance: „Daraus ziehen wir die Lehre, dass ein Spiel nie schon vorzeitig entschieden ist. Wir hätten in der Hinrunde vier oder fünf Punkte mehr holen können, dann würden wir noch viel besser da stehen.“
 
Auch wenn die Tabelle für Oprea nach eigener Aussage „aktuell nur zweitrangig“ ist, dürfte ihm der Blick darauf doch zumindest das Arbeiten entspannter machen. 15 von 30 Spielen sind absolviert, ein Aufstiegsplatz liegt nur drei Punkte entfernt und das Polster zur Abstiegszone ist auf scheinbar komfortable neun Punkte angewachsen. „Deshalb machen wir jetzt aber auf gar keinen Fall eine lockere Geschichte daraus“, mahnt der Ex-Nationalspieler zur Ernsthaftigkeit. Einen speziellen Tabellenplatz nimmt er zwar nichts ins Visier, lässt aber durchblicken: „Jeder Spieler merkt, dass mehr drin ist, als wir zu Saisonbeginn gedacht haben. Wir werden alles dafür geben, um unser ursprüngliches Ziel zu überbieten.“
Allerdings ist die bisherige Heimbilanz dem Trainer ein Dorn im Auge: 13 von 19 Punkten ergatterte der TSB auswärts, in eigener Halle gelangen in sechs Versuchen erst zwei Siege. „Punkte sind Punkte, egal wo man sie holt“, will Oprea gar nicht erst eine Heimspiel-Krise herbeireden. Aber die Thematik beschäftigt ihn: „Das ist einfach total untypisch, vielleicht aber auch nur eine etwas längere Momentaufnahme. Ich spreche das an, weil der Unterschied einfach viel zu deutlich ist.“ Die Taktik werde er sicherlich nicht umstellen, um die Große Sporthalle wieder zu einer Festung zu machen. Was kann sonst helfen? „Mehr Zuschauer“, wünscht sich Oprea grinsend. Wohlwissend allerdings, dass mehr als 500 Fans wie beim vorherigen Heimspiel gegen Schmiden aufgrund der Corona-Lage nicht zugelassen sind. Mit einem Schnitt von 390 sind die Jets sogar Führender in der Oberliga-Zuschauertabelle.
 
Fest steht: Der TSB will sich dem treuen Anhang besser, besonders aber erfolgreicher präsentieren als bislang. „In erster Linie sind wir als Mannschaft selbst verantwortlich für die Stimmung in der Halle“, betont Oprea deshalb: „Die Jungs müssen die Emotionen auf die Platte bringen, das überträgt sich dann auf die Fans.“ Das gelang in den vergangenen Wochen allerdings nur phasenweise. „Uns erwartet am Samstag ein 60 Minuten-Spiel“, erklärt der 39-Jährige und würde sicherlich nur allzu gerne ins Phrasenschwein einzahlen, sollte unter den schwierigen personellen Voraussetzungen der dritte Heimsieg herausspringen. Dass ein Topspiel in der ausgeglichen Oberliga zur Pause noch längst nicht entschieden ist, hat der TSB mit seinen Aufholjagden bekanntermaßen unter Beweis gestellt.
 
TSB: Daniel Mühleisen (?), Sebastian Fabian, Devin Immer – Wolfgang Bächle (?), Patrick Watzl, Sven Petersen, Aaron Fröhlich, Tom Abt, Philipp Schwenk (?), Jonas Schwenk, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick (?), Arian Pleißner, Eric Zimmermann (?), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 2 Siege, 5 Niederlagen

Der Gegner: HSG Konstanz II



(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, HSG Konstanz)