Gmünder halten 26 Minuten mit, verlieren dann aber den Faden

Eine gute Stimmung habe er im Vorfeld ausgemacht, die Trainingsqualität sei gestiegen – davon übrig geblieben ist Michael Hieber, Trainer des TSB Gmünd, nicht viel. Mit 22:30 (12:16) haben sich seine Oberliga-​Handballer der H2Ku Herrenberg geschlagen geben müssen.

„Das Schlimme an dem Ganzen ist eigentlich, dass wir gar nicht so schlecht gespielt haben. Aber wenn du 15 freie Würfe nicht im Tor unterbringst, dann geht natürlich nichts. Dazu steckst du dann noch in diesem scheiß Sumpf drin, dann geht es irgendwann nicht mehr“, konstatierte Hieber. „Wie wir so viele freie Bälle verwerfen können, das ist einfach nur Wahnsinn.“

26 Minuten sah es danach aus, als könnte der TSB den Schwung, den man sich in der Vorbereitung erarbeitet hatte, mitnehmen. 12:12 stand es zu diesem Zeitpunkt. Dann aber kassierten die Gmünder innerhalb von eineinhalb Minuten zwei Siebenmeter, die Marvin Seeger verwandelte (27., 28.). Hieber nahm noch einmal eine Auszeit. „Der Plan war, einen zu machen und keinen mehr zu kassieren“, erklärte Gmünds Spielmacher Aaron Fröhlich hinterher. Aus diesem Plan aber wurde nichts. Zunächst kassierte der TSB einen relativ leichten Treffer, abermals von Seeger, um dann im Angriff wenige Sekunden vor der Halbzeitsirene den Ball noch einmal abzugeben – 12:16 anstatt 13:14 stand es somit zur Pause. Hieber: „Ohne Not, da haben wir noch einmal drei Bälle weggeschmissen. Das sind die Punkte, die zeigen, dass das Gebilde fragil ist.“

In der zweiten Halbzeit durfte Sebastian Fabian ins Tor für Daniel Mühleisen, zeigte auch einige Paraden, änderte aber auch nichts an der sich immer mehr abzeichnenden Niederlage. Bis zur 35.Minute hielten die Gäste den Vier Tore-Vorsprung, beziehungsweise gerieten die Gmünder nicht höher in Rückstand. Als dann Aleksa Djokic nach einem starken Zuspiel von Fabian gänzlich frei an Marvin Heinz im Gästetor scheiterte, nahm das Unglück des TSB seinen Lauf. Über 14:19 (36.) zogen die Gäste auf 15:22 (41.) davon. Hieber nahm wieder eine Auszeit, während die Gäste schon jubelten bei diesem Sieben Tore-Vorsprung. Vor allem in der zweiten Halbzeit gab es Szenen im Minutentakt, die einer möglichen Aufholjagd gänzlich im Wege standen. Alleine Wolfgang Bächle war vier- bis fünfmal frei über rechts durch, warf aber daneben oder scheiterte an Heinz, der ein bärenstarkes Spiel zeigte. Auch Sven Petersen, dem nur ein Tor gelang, biss sich gleich mehrmals die Zähne am Herrenberger Schlussmann aus. Dieser Heinz war es dann auch, der in der 57.Minute im Eins gegen Eins einen Ball von Tim Albrecht sogar festhalten konnte. Ein weiteres Beispiel: Yannik Leichs traf den Pfosten, während die Gäste im Gegenzug ins verwaiste Tor trafen. Am Ende spielten es die Gäste gekonnt herunter, bis der 30:22-Erfolg feststand.

"Die Mannschaft wollte. Wenn du dieses Ergebnis liest, kannst du das aber keinem erklären. Wir waren nicht chancenlos, dennoch ist es auch für mich eine Riesen-Enttäuschung", resümierte Hieber.

TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian - Aaron Fröhlich (9/5), Wolfgang Bächle (3), Tom Abt (2), Aleksa Djokic (2), Stephan Mühleisen (1), Yannik Leichs (1), Sven Petersen (1), Dominik Sos (1), Jonas Waldenmaier (1), Max Dangelmaier (1), Christian Waibel, Tim Albrecht
SG: Marvin Heinz, Nicolas Rhotert - Janne Böhm (7), Marvin Seeger (6), Sandro Münch (6/1), Alexander Zürn (5), Finn Böhm (3), Yannik Schopp (1), Christian Dürner (1), Maximilian Fuhrmann (1), Maximilian Bröhl, Jannis Mezger, Leander Lämmle
Siebenmeter: TSB 5/5 - SG 6/5
Zeitstrafen: TSB 8 Minuten - SG 6 Minuten
Schiedsrichter: Dirk Dr. Baustert, Sebastian von Briel (Alemannia Zähringen/Südbaden)
Zuschauer: 505

"Nicht auf die Platte bekommen" - Stimmen zum Spiel

Das 22:30 (12:16) des TSB Gmünd gegen die SG H2Ku Herrenberg lässt den Druck auf die Oberliga-Handballer aus der Stauferstadt nicht gerade geringer werden. Wir haben uns nach dieser Partie auf Stimmenfang begeben.

Sebastian Fabian, TSB-Schlussmann: "Das ist extrem bitter, wir haben verdient verloren. Natürlich hatten wir uns anderes vorgenommen, haben es aber wieder einmal nicht auf die Platte bekommen. Wir sind dann aber 27.Minute nachlässiger geworden, davor hatten wir immer gut zugepackt. Dazu haben wir vorne viel zu viele freie Würfe vergeben. Dann haben wir noch das Problem, dass in solch einem Negativlauf das Selbstvertrauen nicht gerade groß ist. Dann wird es schwierig, dann läuft einfach gar nichts mehr. Es ist schwierig zu erklären, denn wir haben eigentlich gut trainiert. Wir sind aber auch eine ziemlich junge Mannschaft. Uns war klar, dass wir aus den ersten vier Spielen sechs Punkte holen müssen, jetzt haben wir das erste verloren und sind gleich unter Zugzwang. Wir sollten die Stimmung aber auch nicht in den Keller fallen lassen."

Jürgen Rilli, Sportlicher Leiter: "Das ist vom Ergebnis her und von der Leistung in der zweiten Halbzeit schon ernüchternd. Dabei haben wir gut begonnen, in den ersten 20 bis 25 Minuten das umgesetzt, was wir uns auch vorgenommen hatten. Der Vier Tore-Rückstand zur Pause war selbst verschuldet. In der Situation, in der wir uns befinden, ist solch ein Vorsprung viel zu groß. Die positiven Eindrücke aus der Vorbereitung haben wir in der zweiten Halbzeit vermissen lassen. Hoffnung machen die ersten 20 Minuten und dass wir noch 13 Spiele haben. Wir müssen die kleinen Fehler abstellen."

Aaron Fröhlich, TSB-Spielmacher: "Wir hatten gehofft, dass wir jetzt in einen Lauf kommen, aber Mitte der zweiten Halbzeit war das Spiel eigentlich schon ziemlich erledigt. Das tut jetzt schon weh, denn es war keine alltägliche Niederlage. Der Blick muss aber nach vorne gerichtet werden. Die Szenen vor der Pause waren schon ein kleiner Genickbruch. Danach sind wir nicht mehr auf Tuchfühlung gekommen. Es war sicherlich ein Faktor, dass wir viele freie Würfe vergeben haben. Das war heute kein Aufstiegskandidat und wir sind handballerisch an unsere Grenzen gekommen. Da müssen wir uns gehörig steigern."

(Rems-Zeitung / Timo Lämmerhirt)