TSB: Toll gekämpft – alles verloren

Handball, Oberliga Gmünder Handballer verloren das letzte Saisonheimspiel gegen den bärenstarken TV Willstätt mit 28:33 Toren. Damit ist der Abstieg in die Württembergliga besiegelt.

Der TSB Gmünd verlor am Samstagabend in der Großsporthalle das letzte Saisonheimspiel gegen den Tabellenzweiten TV Willstätt am Ende deutlich, aber viel zu hoch, mit 28:33 Toren, nach dem sie zur Pause noch mit 14:13 führten. Damit ist der Abstieg nach vier erfolgreichen Spielzeiten aus der Oberliga Baden-Württemberg besiegelt. Die über 400 Fans auf der Tribüne und die Akteure auf dem Feld fragten sich verzweifelt: Wieso hat der

TSB nicht immer so gespielt? Dann wäre es niemals zum Abstieg gekommen. Trainer Michael Hieber, emotional hoch aufgewühlt, versprach eine Analyse und Aufarbeitung der Gründe „in den nächsten Tagen“, stellte aber heraus: „Die Verantwortung für den Abstieg übernehme ich als Trainer!“

Es war nochmals ein hochklassiges Oberligaspiel mit einem verdienten Sieger TV Willstätt, der am letzten Spieltag mit einem Heimsieg gegen SG H2Ku Herrenberg den Aufstieg in die 3. Liga perfekt machen kann. „Das wird in Gmünd das schwerste Spiel in dieser Runde“, hatte Willstätts Trainer Markus Simowski seinen Jungs eingetrichtert, „und es wird eine Nervensache“. So war es: Die Gmünder begannen konzentriert in Angriff und Abwehr, führten nach Toren von Wolfgang Bächle und Aaron Fröhlich, der als Antreiber eine sensationell starke Leistung bot, mit 1:0 und 2:1. Bis zum 7:7 wechselte ständig die Führung, wobei Dominik Sos prächtig auftrumpfte – fünfmal nacheinander, zweimal vom Siebenmeterpunkt aus, überlistete er Willstätts Torwart Nr. 1, der später von Rafal Grzybowski abgelöst wurde.

Dann begann die stärkste Phase des TSB: Zwischen der 11. und 19. Minute zogen die Gmünder durch überragend herausgespielte Treffer von Bächle, Lukas Waldenmaier, Fröhlich und Jonas Waldenmaier auf 11:7 weg, wobei Sos sogar noch seinen einzigen von sechs Siebenmeterstrafwürfen vergab. TSB-Torhüter Sebastian Fabian dagegen zog mit glänzenden Paraden den bulligen Willstätter Angreifern den Zahn. Das 11:8 des TV beantwortete Bächle mit dem 12:8, worauf TV-Trainer Simowski eine erste Auszeit nahm, sein Team zusammenstauchte und nach dem 12:9 verbal gegen seinen Gmünder Kollegen und die Schiedsrichter leicht ausrastete. Als Fröhlich auf 13:9 stellte und Sebastian Fabian einen Strafwurf des Linkshänders Eskericic abwehrte, schien das Spiel den favorisierten Gästen aus der Hand zu gleiten. Doch dann folgte, wie sich im Nachhinein herausstellte, der vorentscheidende Bruch: Die von den hektischen Attacken von der Willstätter Bank beeindruckten Schiedsrichter schickten nach einem harten, aber normalen Zweikampf zwischen Eskericic und Fröhlich den Gmünder Spielmacher, der auch in der Abwehrformation stand, für zwei Minuten auf die Bank. Die Folgen waren für den TSB fatal. Während Fröhlich fehlte, trafen die Gäste dreimal in Folge zum 13:12 und sie verkürzten vor der Pause noch nach Schwenks 14:12 auf 14:13.

„Es war wichtig, dass wir zur Halbzeit auf Schlagdistanz herankamen“, erkannte Willstättens Coach, „denn wir haben mit zunehmender Spielzeit kräftemäßig Vorteile“. Er sollte recht behalten. Allerdings wehrte sich der TSB lange und leidenschaftlich. Beim 16:17 in der 36. Minute lag der TV erstmals in Führung und nach dem 17:18 drehten die Gmünder sogar nochmals richtig auf: Sos (2), Bächle und Fröhlich (2), einmal mit einem famosen Rückhandwurf, brachten den TSB nochmals mit 22:20 in Front. Doch der TV konterte mit einem 3:0-Lauf. Sos gelang in der 46. Minute nochmals der Ausgleich zum 23:23, aber im Endspurt entschied die pure Kraft. Die Zweimeterriesen Eskericic, Skusa, Schlampp und Halmagyi-Filip rissen mit ihrer körperlicher Überlegenheit Löcher in die zuvor fest geschlossene TSB-Abwehrkette und Torwart Grzybowski stand plötzlich wie ein Fels. Michael Hieber konnte Spieler und Taktik wechseln, wie er wollte, den Gmündern ging der Sprit aus. Von 24:25 zogen die Südbadener bis zur 54. Minute auf 24:29 weg, das war die Entscheidung. Zum Schluss durfte Sebastian Göth nochmals aufs Feld – und sich mit dem Tor zum 28:33 verabschieden.

TSB Schwäbisch Gmünd Sebastian Fabian, Philipp Neukamm; Wolfgang Bächle (4), Jan Häfner (2), Sebastian Göth (1), Christian Waibel, Aaron Fröhlich (7), Lukas Waldenmaier (1), Philipp Schwenk (1), Felix Häfner, Sven Petersen (1), Dominik Sos (10/5), Jonas Leinß, Jonas Waldenmaier (1).

TV Willstätt: Zölle, Rafal Grzybowski; Fessler, Dodig (1), Markovic, Matzinger (6/2), Halmagyi-Filip (2), Veith, Kristian Eskericic (7/1), Skusa (9), Schlampp (6), Jankowski (2).

Schiedsrichter: Christian Gebele (TG Altdof) / Timo Widmann (TS Freiburg)

 

 

Stimmen zum Spiel
So ein Team darf nie absteigen

Michael Hieber, TSB-Trainer: Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben heute alles gegeben.“

Markus Simowsi, TV-Trainer: „Ich habe meinem Team eingetrichtert, dass der TSB Gmünd weitaus stärker ist als es der Tabellenplatz vermuten lässt. Entsprechend intensiv haben wir uns vorbereitet und hatten einen genauen Plan. Von dem hat uns der gute TSB Mitte der ersten Halbzeit abgebracht. Wir lagen plötzlich mit vier Toren zurück. Wichtig war, dass wir bis zur Pause auf ein Tor herankamen. Im zweiten Abschnitt haben wir aufs Tempo gedrückt, trotzdem hat Gmünd lange mitgehalten. Erst als wir mit zwei Toren führten, war mir klar, dass wir die Partie gewinnen. Entscheidend war unsere physische Überlegenheit und unser Torwart Rafal Grzybowski, der einen Glanztag erwischte“.

Kristian Eskericic, TV-Spieler: „Es war wie erwartet schwer für uns. Der TSB hat ein klasse Team und mit Aaron Fröhlich einen überragenden Spieler. So eine Mannschaft darf eigentlich niemals absteigen. Wir haben es nun gegen Herrenberg in der eigenen Hand, den Aufstieg in die 3. Liga perfekt zu machen“.

Wolfgang Bächle, TSB-Spieler: „Es ist natürlich traurig, dass wir nun absteigen müssen. Dass das unnötig ist, haben wir heute gezeigt. Wenn wir nur immer mit dieser Einstellung in die Spiele gegangen wären…“

Sven Petersen, TSB-Spieler: „Das Spiel heute muss uns Mut machen, dass wir nun sofort den Wiederaufstieg anpeilen.“

Sebastian Göth, TSB-Spieler: „Es tut weh. Der Abschied war sehr emotional. Dass mich Michael Hieber nochmals aufs Feld schickte, war eine feine Geste“.

Aaron Fröhlich, TSB-Spieler: „Wir haben alles gegeben und lange sehr gut gespielt. Am Ende gab die körperliche Dominanz der Willstätter den Ausschlag, uns ging die Kraft aus“. -wh-

© Gmünder Tagespost 29.04.2018 19:30