Mit zwei Heimsiegen vor Weihnachten könnte der TSB Gmünd erstmals die Tabellenführung in der Regionalliga Baden-Württemberg übernehmen. Erster Prüfstein ist am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) der einstige Bundesligist TV Neuhausen/Erms, der bislang hinter den hohen Erwartungen zurückbleibt – und dadurch nur umso gefährlicher ist.

Dieser eine Wurf hat die „Jets“ beflügelt: Als Kai Schäffner in letzter Sekunde genau unter die Latte zum 27:26-Sieg bei der SG Heddesheim traf, war das der emotionale Höhepunkt dieser Hinrunde. Ein glücklicher, aber unglaublich wertvoller Moment. Denn etwas Besseres hätte dem TSB auf den letzten Metern in 2025 nicht widerfahren können. „Trotz dünner Bank haben wir in der Abwehr zu unserer Identität gefunden“, sagt Trainer Aaron Fröhlich. Mit leidvoller Erinnerung schiebt er prompt hinterher: „Diese gute Leistung müssen wir nun stabilisieren. Denn als wir Frische und Aggressivität vermissen haben lassen, sind wir dafür direkt bestraft worden. Das ärgert uns immer noch.“
Wiedergutmachung vor heimischem Publikum gefordert
Gemeint ist die nicht einkalkulierte, erste Heimschlappe gegen den HC Neuenbürg (26:30). Ansporn genug, um es vor Weihnachten gegen die beiden Liganeulinge TV Neuhausen/Erms und TuS Steißlingen besser zu machen. Die Ausgangslage ist nahezu identisch wie schon zwei Wochen. Ähnlich wie Neuenbürg hätte man auch Neuhausen/Erms nicht zwingend im Abstiegskampf vermutet angesichts der individuellen Qualität, die sich im Metzinger Stadtteil versammelt hat. „Wir haben gesehen, dass wir alles abliefern müssen, um Spiele zu gewinnen“, warnt Fröhlich zum wiederholten Male davor, einen Kontrahenten in dieser ausgeglichenen Liga zu unterschätzen.

Erst recht nicht einen solch prominenten Namen. Insgesamt vier Spielzeiten – zuerst in den 1970er-Jahren und letztmals in der Saison 2012/13 unter dem jetzigen Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch – spielte der TV Neuhausen/Erms sogar erstklassig. Nachdem man 2018 allerdings in die Drittklassigkeit durchgereicht wurde, mussten die Blau-Weißen Insolvenz anmelden und starteten einen Neuaufbau in der Landesliga. Zurück im baden-württembergischen Oberhaus, bleibt der TVN als Drittletzter der Tabelle bislang hinter den hohen Erwartungen zurück.
Die Remiskönige der Liga zu Gast
Das eindrucksvolle 37:29 beim Mitaufsteiger Steißlingen blieb bislang der einzige Saisonsieg, dafür wurden in 14 Partien gleich fünfmal die Punkte geteilt. Besonders bitter zuletzt, als der TVN in den letzten 111 Sekunden einen Drei Tore-Vorsprung verspielte und sich mit einem 32:32 gegen den TSV Heiningen begnügen musste. Dabei ist der Kader gespickt mit namhaften und erfahrenen Akteuren. Allen voran der 2,07 Meter große Rückraumkanonier Patrik Letzgus (87 Saisontore), der lange Zeit für den Namensvetter TSV Neuhausen/Filder auflief. Ebenso waren Kreisläufer Matthias Götz (57 Tore / vormals TSV Zizishausen), Linkshänder Felix Stahl (34 / TV Plochingen) und Spielmacher Valentin Mosdzien (32 / VfL Pfullingen) schon höherklassig aktiv.

„Bei dieser Qualität können ganz schnell auch mehr Punkte draus werden“, will der TSB-Trainer die Gäste deshalb keinesfalls an der Tabelle messen: „Doch eigentlich ist es uns völlig egal, wo sie stehen und mit welchen Akteuren sie anreisen – wir wollen jedes Heimspiel gewinnen.“ Falls es erneut in Richtung Unentschieden tendieren sollte, sind seine Mannen wohl bestens gewappnet. In den engen Partien hatten sie bislang stets die stärkeren Nerven. „Wir sind selbstbewusst und fit genug, um es in der Schlussphase für uns entscheiden zu können“, so Fröhlich.
Erst links, dann rechts umgeknickt: Bangen um Tom Abt
Während die Gmünder Abwehr wieder vollständig ist und jüngst die laut Fröhlich „beste Leistung seit vielen Monaten“ bot, wird der Rückraum derzeit zur Baustelle. Stefan Scholz musste unter der Woche krankheitsbedingt passen, Tom Abt war in Heddesheim erst mit dem linken und dann mit dem rechten Fuß umgeknickt. Notdürftig wurde der Spielmacher getaped und führte sein Team mit letzter Kraft zum Sieg. Sein Trainer ist wie immer zweckoptimistisch, dass es für einen Einsatz reichen wird und sich die beiden Angeschlagenen in den Dienst der Mannschaft stellen werden. Allzu viele Alternativen verbleiben auch nicht, da Arian Pleißner nach einem Auslandssemester und Patrick Watzl nach einer Meniskus-Operation erst im neuen Jahr wieder angreifen werden.
Zwei Siege bis zur Wintermeisterschaft
Dann könnten die beiden Rückkehrer zum Klassenprimus stoßen – vorausgesetzt, der TSB gewinnt seine beiden Heimspiele vor der Weihnachtspause. Mit 19:7 Punkten bleibt der Tabellenzweite dem TSV Weinsberg (20:8) dicht auf den Fersen und hat noch das Nachholspiel gegen Steißlingen in der Hinterhand. Allerdings liegt selbst der Siebte Heddesheim (17:11) in direkter Schlagdistanz zur Spitze. Daher würde es laut Fröhlich „maximal wenig aussagen“, wenn die Gmünder nach elf Jahren Viertliga-Zugehörigkeit erstmals alleiniger Tabellenführer werden sollten.

„Es ist eine schöne Momentaufnahme, dass wir vorne mitmischen und alle Möglichkeiten haben. Aber das haben viele andere Mannschaften auch.“ Der Trainer bleibt am Boden und will seine Mannen zu noch mehr konstanten Leistungen anstacheln. Denn: „Je später in der Saison es ist, desto besser, wenn wir ganz vorne stehen.“ Der inoffizielle Titel als Wintermeister wäre nur der erste Schritt, um ganz Großes zu erreichen.
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J. Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, L.Schwenk, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, Kiesel, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Archivbilder: Frank Bieg)







































