Nach dem verlorenen Topspiel wartet ein völliges Kontrastprogramm auf den TSB Gmünd. Mit einem Auswärtssieg am Samstag (20 Uhr / Argenhalle) könnte der dritte Tabellenplatz fixiert werden, doch die MTG Wangen verspürt im Abstiegskampf gerade starken Aufwind.

In dieser Saison verliert jeder Regionalligist gegen die SG Köndringen/Teningen. Für das Duell mit dem designierten Meister hatte sich der TSB Gmünd viel vorgenommen, dann aber doch mit 31:36 den Kürzeren gezogen. Es spricht für den Charakter der Gmünder Mannschaft, dass sie diese Niederlage viel länger beschäftigt hat als üblich. Dem Trainer zeigt das wieder einmal, „dass wir uns immer das Maximale vornehmen und enttäuscht sind, wenn es nicht funktioniert.“ Um Frust zu schieben, hat Aaron Fröhlich allerdings weder Zeit noch Lust.
Abwehrkräfte sind gleich doppelt gefragt
„Wir können sehr gut einordnen, was gut war und was nicht“, war Fröhlich schnell zur Analyse übergegangen. Mit der Leistung der ersten Halbzeit hätte der TSB wohl jeden anderen Gegner der Liga geschlagen, doch eine Schwächephase mit vielen Zeitstrafen in der zweiten Hälfte wurde vom Klassenprimus dann eiskalt bestraft. „Es war ein geiles Spiel für die Jungs und ich kann trotz der Niederlage noch ruhig schlafen“, verrät Fröhlich mit einem Augenzwinkern.

„Inzwischen sollten die Jungs auch genügend Abwehrkräfte haben“, sagt der Trainer mit Blick auf die doch sehr gravierende Krankheitswelle. Die meisten Stammkräfte haben sich auskuriert, nur der erfahrene Abwehrstratege Christian Waibel könnte erneut ausfallen. Abwehrkräfte sind ein gutes Stichwort – denn dreimal in Folge kassierten die Gmünder zuletzt über 30 Gegentore und verspielten damit ihr Standing als beste Abwehr der Liga. Da hat Bittenfeld II (681 Gegentore) nun die Nase vorne gegenüber Köndringen/Teningen und dem TSB (je 690).
Die Saison ist noch lange nicht abgehakt
Das Maximale nimmt sich der TSB nun auch für den Endspurt vor: Sprich alle sechs Spiele zu gewinnen, um die eigene Aufstiegschance zu wahren und sich am 12.April ein weiteres Topspiel vor großer Kulisse gegen den TV Bittenfeld II zu verdienen. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz, weshalb die Gmünder dringend auf einen Patzer des TVB angewiesen sind – möglicherweise schon an diesem Freitagabend im Derby gegen den Tabellenvierten VfL Waiblingen.

„Wir wollen verhindern, dass es um nichts mehr geht und unsere starke Saison nur noch dahin plätschert", hat der Sportliche Leiter Jürgen Rilli deshalb erst vorgegeben. Mit einem weiteren Sieg wäre dem TSB der dritte Tabellenplatz und damit das beste Ergebnis der eigenen Viertliga-Historie nicht mehr zu nehmen.
Der erste von sechs Stolpersteinen
Um das Aufstiegsrennen spannend zu halten, dürfen die „Jets“ auf ihrer langen Fahrt ins Allgäu nicht ins Stolpern geraten. Dass die MTG Wangen drei ihrer vergangenen vier Partien gewonnen hat, sollte Warnung genug sein. Zumal der TSB Gmünd mit seiner Favoritenrolle zuletzt nicht mehr so souverän umzugehen wusste wie noch im ersten Halbjahr. Gegen die Kellerteams tut sich die Fröhlich-Sieben häufig schwer: Die jüngsten Erfolge gegen Söflingen (34:30), Willstätt (31:29) und Schutterwald (39:33) standen auf sehr wackligen Beinen. In Neuenbürg (33:32) drehte der TSB einen Fünf Tore-Rückstand mit einem starken Schlussspurt.

Für den Gmünder Coach sind das mehrere Belege dafür, wie extrem ausgeglichen die Liga in jedem Spiel ist. Umso wichtiger ist eine gezielte Vorbereitung, aber auch der Charakter seiner Truppe: „Es wird noch viele schwere Momente geben, die wir überstehen und uns auch gegenseitig Fehler zugestehen müssen. Weil wir im Wissen sind, dass jeder alles gibt. Das zeichnet den TSB aus.“ Schwere Phasen gab es auch im Hinspiel gegen die MTG Wangen, als sich die Jets mit 34:31 (19:17) durchsetzten und ihren Trainer etwas unzufrieden zurück ließen.
Doppelaufsteiger Wangen baut auf seine berüchtigte Heimstärke
Angeführt von den Brüdern Aaron und Elia Mayer, mit 181/66 und 81/5 Toren derzeit die besten Werfer ihres Teams, war Wangen von der Verbands- in die Regionalliga durchmarschiert und befindet sich aktuell auf dem besten Wege zum Klassenerhalt. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf die voraussichtlichen drei Abstiegsränge. Ihren sportlichen Höhenflug haben die Allgäuer vor allem ihrer starken Jugendarbeit zu verdanken, aus der auch ihr alles überstrahlende Spielmacher Aaron Mayer stammt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Heimstärke. Sechs ihrer acht Siege holte die MTG in der als „Hölle Süd“ berüchtigten Argenhalle. In der aufgeheizten Stimmung kassierte zuletzt auch Drittliga-Absteiger Waiblingen eine empfindliche 32:38-Klatsche.

Die Auswärtsschwäche legte Wangen zuletzt ab, als der Krimi beim TSV Weinsberg mit 33:32 (16:16) gewonnen wurde. Zwar mit „mehr Glück als Verstand“, wie MTG-Trainer Tobias Müller hinterher berichtete. In letzter Sekunde hatte Weinsberg die Latte getroffen. Doch die Entwicklung insgesamt ist positiv, so Müller: „Meine Jungs reifen von Woche zu Woche und werden immer erwachsener. Die jungen Spieler haben ihre Rolle gefunden. Das nimmt mir auch die Bauchschmerzen beim Wechseln.“
Aaron Fröhlich kontert die Wangener Kampfansage
Tobias Müller, der seinen Vertrag als Geschäftsführer und A-Lizenz-Trainer in Wangen bereits ligaunabhängig verlängert hat, rechnet sich durchaus Chancen auf eine Überraschung gegen den TSB aus. Nach dem Hinspiel hatte er die Stimmung in Gmünd als eher ruhig beschrieben und den TSB gewarnt: „Das Rückspiel in Wangen wird etwas sein, wo sie sich umschauen müssen.“ Eine Kritik, die 1000 Gmünder Fans gegen Köndringen/Teningen am vergangenen Wochenende allerdings eindrucksvoll widerlegt haben.
Nun liegt es an den Jets, mit einer starken Leistung die „Hölle Süd“ verstummen zu lassen und so in die Erfolgsspur zurückzukehren. Trainer Aaron Fröhlich jedenfalls hat ein gutes Gefühl: „Als Spieler habe ich nie gegen Wangen verloren und ich bin mir sicher, dass das auch so bleibt.“
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Pleißner, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Watzl, Waldraff, Bächle, Burtsche, S.Mühleisen, Waibel (?), Waldenmaier